Fallbeispiel 1
Die syrisch-stämmige Frau einer deutschen Akademikerfamilie (Ärztin, Rechtsanwalt) stellt im Alter von 40 Jahren fest, dass sie alles erreicht hat – nur dass sie bisher kinderlos geblieben ist. Und sie macht Druck. Sie will alles machen, was möglich ist, um Mutter zu werden.
Also fliegt sie mit ihrem Mann nach Mallorca, um in einer Fertilitätsklinik darüber informiert zu werden, was möglich ist und was sie nutzen könnte.
Schnell ist klar: Ihr können mit dem Samen ihres Mannes befruchtete Spenderinnen-Eizellen einer spanischen Frau eingesetzt werden, die sie dann austrägt.
Ich kenne den Mann. Sein Anteil ist nachvollziehbar: Das Kind/die Kinder werden seine genetischen Kinder sein.
Aber der Frau ist absolut nicht klar, was sie da machen wird: Das Kind/die Kinder werden nicht ihre genetischen Kinder sein. Sie ist die Leihmutter ihrer eigenen Kinder. Was dabei rauskommt, ist im besten Sinne der Inhalt eines Überraschungs-Ei‘s. Niemand weiß, ob die Frau, von der die Eizelle stammt, aus einer Suchtfamilie, einer Krebsfamilie, aus einer Familie mit Herzkrankheiten, einer sozial absolut prekären Familie oder aus einer Psychofamilie kommt.
Die Eizellspenderin war wohl auf das Zubrot aus der Spende finanziell angewiesen…
Bei der Akademikerfamilie ist inzwischen mehr klar geworden: Eine der beiden 9-jährigen Töchter ist an der Grundschule durch sexuell für dieses Alter sehr absonderliche Verhaltensweisen aufgefallen, was zum Schul-Skandal wurde – auf jeden Fall nichts, was eine Akademikerfamilie dieses Zuschnitts üblicherweise erwarten lässt. Eher die Norm aus einer sozial heruntergekommenen Vorstadtsiedlung.
Und ich denke, die Mutter hat immer noch nicht begriffen, dass die beiden Eier, die sie ausgetragen hat, ziemlich schwierige Überraschungs-Eier waren.
Fallbeispiel 2
Eine Endfünfzigerin hat sich verliebt und erspinnt mit ihrem Partner die Idee, die Errungenschaften der Reproduktionsmedizin zu nutzen und auch in ihrem Alter noch Mutter werden zu können.
Sie informiert sich in der Ukraine und bekommt erklärt, dass in einem solchen Fall mit einer Risikoschwangerschaft gerechnet werden muss und dass neben der engmaschigen medizinischen Betreuung natürlich die Gefahr besteht, dass ein Embryo abgestoßen wird. Deshalb werden in einem solchen Fall 2 oder 3 befruchtete Eier in die Gebärmutter eingesetzt.
Sie entscheidet sich für 3.
Und das Unerwartete geschieht: Sie wird mit 60 Mutter von Drillingen.
Alle um sie herum reagieren panisch, besonders das Jugendamt.
Sie kommt in ein Mutter-Kind-Heim, in dem sie von den jüngeren Frauen schikaniert und gegängelt wird – so ihre Sichtweise.
Sie sieht nur die Reaktion der jüngeren Frauen auf ihr Kinderglück.
Ich bin der Erste, der ihr das erklärt, an was sie vorher nie gedacht hatte.
Es waren ja IHRE Kinder.
Nein, genetisch sind sie die Kinder einer anderen Frau und tragen außer den 50% Genen des Vaters noch weitere 50% an Genen dieser unbekannten Mutter, deren Identität sie geerbt haben. Die gebärende Mutter war nur die Leihmutter dieser „ihrer“ fremden Kinder.
Das ist mein Thema.
Und was macht der Staat daraus?
Er gibt diese Kinder in eine Pflegefamilie.
Die „Leihmutter“ darf sie monatlich für 1 Stunde sehen, was immer argwöhnisch beäugt und kommentiert wird.
Inzwischen darf sie nur zusehen, wie ihre Pflegemutter mit ihnen spielt und darf keinen Kontakt aufnehmen.
Ich sehe darin zwei menschenrechtswidrige Abläufe:
- Die Kinder wurden von ihrer Genese abgetrennt und wurden künstlich in eine Umgebung hineingeboren, mit der sie nichts zu tun haben, die ihnen nur „aufgepfropft“ wurde. Sie waren von Geburt an Halbwaisen – nicht aus Not, sondern als Ergebnis der Reproduktionsmedizin, um den Wunsch einer Frau zu bedienen und weil inzwischen das machbar ist, was die Natur nicht vorgesehen hat. Natürlich ist Geld im Spiel: Man bzw. frau kann tun, was man sich leisten kann und was nicht verboten ist. Und wenn es in Deutschland verboten ist, dann geht man eben nach Dänemark, Spanien oder in die Ukraine. Wo sind die ethischen Programme, die dies bearbeiten und Bewusstsein für solche Abläufe schaffen? Ich weiß, dass es diese gibt – sie taugen aber NICHTS, obwohl sie eine Menge Geld verschlingen.
- Weil eine Sechzigjährige gemacht hat, was machbar war, fallen jüngere Frauen über sie her und suchen Gründe, ihr diese Kinder wegzunehmen. Und sie finden natürlich welche. Und damit werden diese Kinder auch noch von der männlichen Hälfte ihrer Genese getrennt. Jetzt sind sie endgültig zu Waisen gemacht worden. Vom deutschen Staat.
Wäre ich ein Prophet und würde ich vor 2500 Jahren gelebt haben, würde ich jetzt die Strafen des Jüngsten Gerichts beschwören, was nichts weiter wäre, als eine blumige Umschreibung dessen, was diese Gesellschaft mit diesen aus drei Überraschungs-Eiern geborenen Kindern anstellt.
Wo sind die EthikerInnen, die eingreifen?
Wer mahnt?
UND:
Warum gibt es Samenspender-Register aber keine Eizellenspenderinnen-Register?
Ist der mütterliche Besitz am Kind so wichtig, dass man dessen Herkunft bewusst im Ungewissen lässt?
Wo ist das Recht jedes Menschen auf das Wissen um seine Herkunft?
Muss dies der Befindlichkeit der Mutter geopfert werden?
Fallbeispiel 3
RTL vom 24.01.2024
Der Traum von der eigenen Familie verschlägt eine 39-Jährige aus der Westschweiz nach Dänemark. Anders als in der Schweiz dürfen sich Single-Frauen dort per Samenspende künstlich befruchten lassen. Fünf Jahre dauert es, bis die Frau schwanger wird. Als es im siebten Monat zu Komplikationen kommt, entscheiden sich die Ärzte für einen Notfallkaiserschnitt. Das Neugeborene verbringt die ersten Tage seines Lebens im Brutkasten.
Pflegekräfte und Hebammen kritisieren die 39-Jährige für die Art und Weise, wie sie ihr Baby hält und berichten von gefährlichem Verhalten. Laut Gerichtsakten entzieht die Behörde der Mutter das Sorgerecht. Das Baby bleibt zunächst auf der Säuglingsstation und kommt dann in ein Kinderheim.