Grafik: Spiegel-Titel vom 29.11.2004
Wie Frauen vom Krieg profitieren
Eine Kolumne in Zeit online von Maria Mitrov
ZITAT (in Auszügen):
„Der Tod ist in Russland 46.000 Euro wert. So viel erhält zumindest die Familie eines Soldaten, der im Krieg in der Ukraine fällt. In Russland ist das viel Geld. Davon kann man sich eine neue gute Wohnung kaufen, die Bildung der Kinder finanzieren, viel Urlaub machen. Für viele Hinterbliebene ist das kein Trost. Für einige jedoch ist das schlichtweg eine pragmatische Kalkulation.
In letzter Zeit mehren sich Berichte unabhängiger Medien sowie Posts auf Social Media, in denen Menschen über ein besonders erschütterndes Phänomen sprechen, das die russische Gesellschaft in großen Teilen erfasst hat: Frauen, die ihre Söhne, Väter, Männer zum Kriegsdienst überreden oder gar zwingen, weil das sehr viel Geld mit sich bringt. Fassungslos erzählen Männer dort, wie ihre eigenen Frauen und Mütter sie an die Front schicken wollten. Frauen äußern sich schockiert über langjährige Freundinnen und Nachbarinnen, die ganz offen sagen, dass der Dienst ihrer Männer eine gute Einkommensquelle ist. Und dass sie damit leben können, wenn die Männer nicht mehr zurückkommen sollten.
Einen nagelneuen Lada für die Frau
Und wenn dieser Alltag dann sogar gewisse Annehmlichkeiten mit sich bringt, dann fragt man vielleicht noch weniger nach. Denn als Frau oder Mutter eines sogenannten Helden genießt man in Russland hohes gesellschaftliches Ansehen, zugleich hebt das Geld von der Front den persönlichen Lebensstandard.
Zeitsoldaten erhalten monatlich umgerechnet 1.800 Euro aufwärts, das ist mehr als doppelt so viel wie das Durchschnittseinkommen. Hinzu kommen Sozialleistungen und Zulagen – etwa für das Zerstören gegnerischer Waffen und Ausrüstung. Militärangehörige haben das Recht auf Mietentschädigung, ihre Familien erhalten Gutscheine für Ferienlager, die Kinder werden bei der schulischen Ausbildung finanziell unterstützt. Erst letzte Woche erließ Präsident Putin ein Gesetz, wonach Kriegsteilnehmern Schulden in Höhe von bis zu 92.000 Euro erlassen werden können. In der Stadt Perm erhalten Ehepaare eine Prämie von 1.200 Euro für die Geburt ihres Kindes, wenn der Vater kämpft. Längst kursiert in den sozialen Medien eine Anekdote: „Er fuhr einen nagelneuen Panzer, sie einen nagelneuen Lada.“
Aus ihrer finanziellen Motivation machen vor allem Ex-Frauen keinen Hehl. Das unabhängige Onlinemedium Verstka hat einige alleinerziehende Mütter gesprochen, die die Personalien ihrer Ex-Männer an Militärkommissionen weitergaben. Sie hofften, auf diesem indirekten Weg Unterhaltsgeld zu erhalten, das die Männer jahrelang nicht zahlen wollten oder konnten. Sollte der Ex-Mann sterben, wäre das sogar gut: „Das Kind erhält dann zumindest eine Entschädigung.“
Bei der völlig nachvollziehbaren moralischen Verurteilung dieser Frauen sollte man jedoch auch das System mitdenken, das eine derartige gesellschaftliche Verrohung überhaupt ermöglicht. Welches größere Armutszeugnis kann es schon für ein Land geben als die Bereitschaft vieler Menschen, einander zu verraten und zu verkaufen – selbst, wenn es das eigene Blut ist?“
In Deutschland werden Väter nach der Trennung von über unsere Steuergelder finanzierten Müttern in den Verfahrens-Krieg vor den Professionen geschickt, die politisch und rechtspraktisch in der Summe gegen Väter aufgestellt sind. Ergebnis: 88% müttergeführte Haushalte und nur 12% vätergeführte Haushalte.
Dafür munitionieren Mütter mit dem ungerechtfertigten Vorwurf der Gewalt auf, sekundiert von einer sexistisch angewandten Gewaltschutzpraxis, einer sexistisch Männer diskriminierenden Gewaltschutzfraktion und Frauenhäusern, die einen rechtsfreien Raum in der Gesellschaft anbieten, in dem Männer keine Chance mehr haben, besonders dann, wenn sie Väter sind.
Im Extremfall zieht die Mutter zur kompletten Vernichtung des Vaters die Trumpfkarte „Sexueller Missbrauch“ und kassiert ab.
Im Grund läuft dasselbe ab wie in Russland, nur sorgsam durch das System bemäntelt und kaschiert.
Welches System ist perverser?
Beide ermöglichen eine gesellschaftliche Verrohung.
In beiden zeigen viele Menschen die Bereitschaft, „einander zu verraten und zu verkaufen – selbst, wenn es das eigene Blut ist“.
Welches System ist perverser?
Das, in dem diese Abläufe offen sind, oder das, in dem diese Abläufe durch das System unter dem Tisch gehandelt werden und in dem die Täterinnen, Mit-Täterinnen und Mitwisserinnen sich selbst beweihräuchern (lassen) und schulterklopfend bestätigen?