Dokumentiert am Beispiel einer 12-Jährigen
Mir liegt das Protokoll einer Kindesanhörung durch eine Familienrichterin vor.
Wer lesen und deuten kann, könnte mir unter krieg@vafk-karlsruhe.de Lösungsvorschläge für die Mutter zukommen lassen.
Vermerk
aufgenommen in der nichtöffentlichen Sitzung des Amtsgerichts xy-Stadt am ttmmjjjj
M. betritt den Sitzungsaal und wird in Anwesenheit der Verfahrensbeiständin und in Abwesenheit der übrigen Beteiligten von der verfahrensführenden Richterin zur Sache angehört.
M. gibt an, sie sei zwölf Jahre alt und werde bald dreizehn. Sie gehe in die Schule und habe aktuell Ferien. Lieblingsfächer habe sie eigentlich keine, da sie alle Fächer möge. Wenn sie auswählen müsste, wären ihre Lieblingsfächer Kunst und Mathe. ln ihrer Freizeit treffe sie sich mit Freundinnen und spiele mit ihrem kleinen Bruder. Ansonsten singe sie gerne und tanze. Auf Frage, ob sie wisse, warum sie heute hier sei, gibt M. an, dass es um Umgang mit ihrer Mutter gehe.
Umgang wolle sie nicht. M. wird mitgeteilt, dass die verfahrensführende Richterin von der Verfahrensbeiständin wisse, dass sie gut Konflikte lösen könne. Deshalb wird M. von der verfahrensführenden Richterin gebeten, sich vorzustellen, dass ihre beste Freundin P. beim Vater lebe, die Mutter von P. Umgang mit P. haben wolle, P. dies jedoch ablehne.
Auf Frage, was M. ihrer Freundin P. und deren Mutter raten würde, gibt sie an, sie würde der Mutter raten, sie solle P. in Ruhe lassen. Sie habe Pech gehabt. P. würde sie raten, der Mutter zu sagen, dass sie sie nicht mag. Zu den Treffen mit ihrer Mutter und dem Umgangspfleger befragt, gibt M. an, dass diese nicht gut seien. Sie habe Angst vor der Mutter. Auf Frage, wovor sie konkret Angst habe, gab sie an, dass sie befürchte, dass die Mutter sie wieder „runterdrücke“.
Dies sei jedes Mal so. Die Mutter werde schnell ausfällig und schreie. Sie habe dann ein Funkeln in den Augen. Dies habe sie auch dem Umgangspfleger mitgeteilt, der habe es allerdings nicht mitbekommen. Die Mutter habe ihr gegenüber geäußert, dass sie gestört sei. Auf Frage, was ihr größter Wunsch sei, gab M. an, dass die Mutter sie in Frieden lassen solle. Sie wolle keinen Umgang. Auf Frage, ob es für sie in Ordnung sei, dass die Mutter, sollte ihr Wunsch in Erfüllung gehen, ihr Briefe schreibe, erklärt sie, dass sie das nicht möchte. Ohne die Mutter gehe es ihr gut. Sie habe in der Vergangenheit schon viele Termine mit Freunden absagen müssen, da sie zum Umgang gemusst habe.
Auf Frage, ob sie jemanden zum Reden habe, gab M. an, dass sie mit ihren Freundinnen reden könne. Sie brauche keine Therapie. Es bringe nichts, immer über dasselbe zu reden. Auch ihre letzte Therapeutin habe ihr gesagt, dass sie keine Therapie brauche. Auf Frage, ob ihren Eltern seitens des Gerichts etwas ausgerichtet werden solle, gab M. an, man solle ihrer Mutter sagen, dass sie sie in Ruhe lassen solle. Ihrem Vater solle nichts ausgerichtet werden.