Kommentar zum SPIEGEL-Leitartikel von Malte Müller-Michaelis im Spiegel vom 07.05.2024
Soviel ist sicher: Die Erfahrungen, die 100.000e von Vätern mit der dt. Familienrechtspraxis nach einer Trennung gemacht haben, wurden dem Autor dieses Artikels erspart. Hätte er die Standard-Erfahrungen gemacht, würde er in ein einigen Punkten nicht so selbstsicher Blödsinn formulieren.
Aussage 1
„Wenn in Deutschland über die Themen Gender Pay Gap, ungleich verteilte Care-Arbeit und weitere offensichtliche Ungleichbehandlungen der Geschlechter debattiert wird, kommen die gehaltvolleren und emotionaleren Beiträge häufig von Frauen. Das ist nachvollziehbar, weil sie auf den ersten Blick stärker unter den systemischen und strukturellen Ungerechtigkeiten leiden.“
Das mit der Beurteilung „emotionaler“ stimmt. Das mit der Einschätzung „gehaltvoller“ halte ich für zu gönnerhaft. Ja, Frauen haben bei uns die akademisch geschulten Vordenkerinnen, aus unseren Steuergeldern (also von Männern) bezahlt, zu ihrer Verfügung, die formulieren, wie Frauen sind, was sie alles erleiden müssen und wie Männer so sind und wie sie sich verändern müssten. Diesen Vorzug haben Männer nicht. Sie müssen die von ihnen verschnarchte Emanzipation ohne Finanzierung durch unser aller Geld aufholen. Aber ich stelle nicht fest, dass dies zu schlechterer Qualität führt als auf Seiten der Frauen. Weil die Medien in Sachen Emanzipation – insbesondere von Männern – unterentwickelt sind, muss man schon suchen, wo man die guten Beiträge von Männern entdeckt. Frauen aber bringen soviel Mist in die Leitmedien, dass die Qualitätsmarke oft nur durch das Adjektiv „feministisch“ als Standardargument für erstklassige Wertung erstempelt wird.
Die Kampagne zu den „bösen Väterrechtlern“ von correctiv ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür. Und die Veranstaltung der Grünen in Berlin vom 07.12.2023 zum Thema Gewaltschutz erläutert, warum „feministisch“ und „Qualität“ manchmal voll ins Höschen gehen kann.
Es ist durchaus möglich, dass der männliche Bundesbürger ohne Trennungserfahrungen mit Kindern glaubt, dass Frauen in unserer Gesellschaft die schlimmeren Erfahrungen machen würden.
Habe ich eine der etwa 15% entsorgten Mütter vor mir, die strukturell dieselben Erfahrungen machen wie die 85% entsorgter Väter (nur abgemildert durch eine profeministische Gesellschaft), dann wird deutlich, warum die Erfahrungen von Männern in dieser Gesellschaft immer wieder weit die Marke der Menschenrechtswidrigkeit übersteigt. Und alle diese Menschen verlieren als Erstes den Glauben an den Rechtsstaat und danach jeden Glauben an ein funktionierendes Staatswesen. Sie werden zu Wähler-Zombies, die Wahlergebnisse hervorbringen, nach denen sich die PolitikerInnen am liebsten ein anderes Volk wählen würden. Das Problem ist nur: Eben dieses Volk wurde von ihnen selbst genauso geprägt! Sie werden mit nichts weiter konfrontiert als mit dem Ergebnis ihrer eigenen Arbeit.
Aussage 2
„Laut Statistischem Bundesamt lag der Gender Gap Arbeitsmarkt, in den neben der Verdienstlücke beim Stundenlohn auch die Unterschiede bei der bezahlten monatlichen Arbeitszeit und der generellen Erwerbsbeteiligung von Frauen im Vergleich zu Männern einfließt, 2023 bei 39 Prozent. Das ist zwar ein Fortschritt im Vergleich zu 2014, als die Lücke noch bei 45 Prozent lag, aber immer noch schockierend für eine Gesellschaft, die vorgibt, sich um Gleichberechtigung zu bemühen.“
Warum hat sich der Autor nicht bemüht, die fehlenden Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt zu ergründen, obwohl Millionen in den GIRLS DAY geflossen sind – ohne Effekt. Es ist nicht die Gesellschaft, die verhindert, dass Frauen die lukrativeren Berufe ergreifen. Es sind die Frauen selbst, die sich davor drücken. Sie sind die Gewinnerinnen unseres Schulsystems, um danach die Verantwortung für ihre Alimentation an jemand abzugeben, der sich weniger vor fremdbestimmter und trotzdem verantwortungsvoller und die ganze Person fordernder Arbeit scheut als sie selbst. Außerdem fürchten sie nichts so sehr als das, was sie den Vätern ihrer Kinder antun: Nichts vermeiden sie so bewusst, wie den Anspruch, die besseren Unterhaltszahlerinnen zu sein. Der Rollback in veraltete Rollenmuster kommt von den Frauen selbst, weshalb alle staatlichen Programme zur Schaffung von Anreizen nichts bringen und nur Steuergelder verblasen.
Lasst uns endlich das Residenzmodell als Zwangsmuster zur Vernichtung von Familien abschaffen. Lasst uns wegkommen von der menschenrechtwidrigen Lösung, dem Kind nach einer Trennung einen Elternteil weitgehend zu nehmen und diesem das Kind weitgehend zu entziehen – mit allen transgenerationalen Effekten, die unsere Gesellschaft inzwischen kaputt machen.
Warum funktioniert das in den neuen Bundesländern oder in Frankreich besser? Weil dort die Frauen genauso ins Berufsleben eingebunden sind, bzw. waren, wie Männer. Das funktioniert auch umgekehrt. Wenn die Anreize dafür genommen werden, lieber zuhause bei Küche und Kind zu bleiben, wird das mit der Gleichstellung viel besser funktionieren.
„Schockierend“ ist dann nur noch die Argumentation wie oben.
Aussage 3
„Es ist ein Scheinargument wie das des »Maternal Gatekeeping«“
Ich habe über 3000 Trennungseltern persönlich beraten und war bei fast 1000 Gerichtsverhandlung in über 100 Familiengerichten mit dabei.
Hätte der Autor nur einen kleinen Teil meiner Erfahrung, würde er nicht so vollmundig phantasieren.
Der Rest ist durchaus konstruktiv:
„Väter, das wird oft vergessen, haben das Recht auf einen gleichen Anteil am Familienleben.“
Es gibt schon Sätze, an die Kundige einen Haken machen können.