GASTBEITRAG von Torsten H. Sommer
Offener Brief an den Bundesminister der Justiz
Herrn Marco Buschmann
Nürnberg, den 18. Juli 2022
Sehr geehrter Herr Bundesminister Buschmann,
lieber Parteifreund,
sind Sie Sexist?
Nicht etwa das Singen eines albernen Liedes ist Sexismus.
Nein! Laut Duden ist Sexismus nämlich die „Diskriminierung, Unterdrückung, Zurücksetzung [und] Benachteiligung von Menschen […] aufgrund ihres Geschlechts.“
Sind nicht Ihre Äußerungen, über welche u. a. die Süddeutsche Zeitung heute schreibt, in diesem Sinne sexistisch? Ich zitiere Sie so, wie die Süddeutsche Sie zitiert:
„Jeden Tag erfahren Frauen Gewalt durch Männer – einfach nur, weil sie frei und selbstbestimmt leben wollen. Jeden Tag werden Frauen verletzt, traumatisiert oder sogar getötet – weil sie sich männlichem Herrschaftswahn widersetzen“
Sind Sie allen Ernstes der Meinung, nur Frauen erführen Gewalt?
Sind Sie allen Ernstes der Meinung, nur Männer verübten Gewalt?
Sind Sie allen Ernstes der Meinung, es gäbe nur diese eine Ursache für häusliche Gewalt, den „männlichen Herrschaftswahn“?
Von wem aus schließen Sie hier eigentlich auf den „männlichen Herrschaftswahn“?
Sollten Sie das alles wirklich glauben, sind Sie dann intellektuell für das Amt eines Bundesministers geeignet?
Sollten Sie aber andererseits sehr wohl wissen, dass diese Ihre Darstellungen nicht der Realität entsprechen, Sie aber dennoch die Öffentlichkeit mit diesem Schwarz-Weiß-Cliché „Mann = Täter, Frau = Opfer“ bedienen, sind Sie dann charakterlich für das Amt eines Bundesministers geeignet?
Erfahren Männer Gewalt durch Frauen (und ja, Herr Minister Buschmann, weibliche Gewalt gegen Männer gibt es, ob Sie es glauben wollen oder nicht!) auch „einfach nur, weil sie [die Männer] frei und selbstbestimmt leben wollen“?
Werden Männer von Frauen auch „verletzt, traumatisiert oder sogar getötet“, weil sie [die Männer] sich „weiblichem Herrschaftswahn widersetzen“?
Ist ihre pauschale Diffamierung der Männer und ebenso pauschale Heiligsprechung der Frauen nicht in höchstem Maße sexistisch?
Hier noch ein Zitat von Ihnen aus derselben Pressemeldung:
„Wer aus männlichem Besitzdenken Frauen angreift, handelt unserer Werteordnung in besonders eklatanter Weise zuwider“
Und was ist mit denen, die aus weiblichem Besitzdenken Männer angreifen? Handeln diese Ihrer Werteordnung etwa in weniger eklatanter Weise zuwider? Oder glauben Sie, es gäbe kein weibliches Besitzdenken?
Wen meinen Sie mit „unserer“, wenn Sie von „unserer Werteordnung“ sprechen? Also meiner Werteordnung handelt jede und jeder in besonders eklatanter Weise zuwider, die oder der einen anderen Menschen angreift. Völlig unabhängig vom Geschlecht des Angreifers (m/w/d), und ebenso völlig unabhängig vom Geschlecht des Angegriffenen (m/w/d)!
Meiner Werteordnung handelt auch in besonders eklatanter Weise zuwider, wer so wie Sie nur aufgrund ihres jeweiligen Geschlechts eine Hälfte der Bevölkerung pauschal als Gewalttäter darstellt, und der anderen Hälfte eine Erb-Unschuld zuspricht.
Wenn Sie sich für eine Gesetzesänderung einsetzen, durch die männliche Gewalt gegen Frauen härter bestraft werden soll, weibliche Gewalt gegen Männer aber nicht, was wollen Sie der Öffentlichkeit damit signalisieren? Etwa, dass Gewalt gegen Männer weniger schlimm sei? Ist das Ihre Werteordnung?
Sie sagen, Gewalttaten von Männern gegen Frauen dürften nicht bagatellisiert werden. Das ist richtig. Aber wer bagatellisiert denn diese eigentlich? Mit dieser Ihrer Äußerung suggerieren Sie, sie würden bagatellisiert werden, was aber gar nicht der Fall ist. Und sind es nicht vielmehr Sie selbst, Herr Bundesminister, der durch seinen Vorschlag die Gewalt gegen Männer bagatellisiert?
Machen Sie sich durch dieses Signal, das Sie hier setzen, nicht selbst mitschuldig an künftigen weiblichen Gewalttaten gegen Männer und Kinder? Und ja, auch Kinder werden auch von Frauen „verletzt, traumatisiert oder sogar getötet“!
Und verstoßen Sie durch diese Ihre Ungleichbehandlung nicht gegen den Absatz 3 des Artikels 3 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland, nach welchem niemand aufgrund seines Geschlechts bevorzugt oder benachteiligt werden darf? Wollen Sie trotzdem diese Ungleichbehandlung ins Strafgesetzbuch schreiben? Ausgerechnet Sie, ein Bundesminister der Justiz, und ausgerechnet noch einer von der Freien Demokratischen Partei? Ist Geschlechterdiskriminierung, wie Sie sie vorantreiben wollen, denn etwa liberal?
Vielmehr sollten Sie sich um ein Gesetz bemühen, um den erfundenen Vorwurf der häuslichen Gewalt, der von charakterlich entsprechend prädispositionierten Frauen gerne missbraucht wird, um sich Unterhalt und Sorgerecht zu sichern, oder um sich die Immobilie des Mannes unter den Nagel zu reißen, oder auch nur, um sich als vermeintliches Opfer interessant zu machen und von den Hilfsangeboten zu profitieren, endlich angemessen ahnden zu können.
Auch sollten Sie sich dafür einsetzen, dass endlich ausreichend Schutz- und Hilfsangebote für von Gewalt betroffene Männer geschaffen werden! Schließlich heißt es im Koalitionsvertrag zwischen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP:
„Wir bauen das Hilfesystem [für Schutz vor Gewalt] entsprechend bedarfsgerecht aus. […] Dies gilt auch für die bedarfsgerechte Unterstützung und Zufluchtsräume für männliche Opfer von Partnerschaftsgewalt.“
Hier gibt es eine sinnvolle und wichtige Aufgabe für Sie! Denn wenn Männer nirgends und von niemandem Schutz vor und Hilfe bei gegen sie gerichteter häuslicher Gewalt erfahren, wie sollen sie sich dann schützen? Wie sollen sie sich wehren?
Die häusliche Gewalt, Herr Minister Buschmann, werden wir nur wirksam und gerecht bekämpfen können, wenn wir sie endlich als menschliches, und nicht nur als männliches Problem erkennen!
Übrigens steht im Koalitionsvertrag auch:
„Wir wollen ein starkes Bündnis gegen Sexismus.“
Das will ich auch! Auch und ganz besonders dann, wenn der Sexismus vom Bundesjustizminister kommt!
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Parteifreund
Torsten H. Sommer MA