Im Folgenden ein Schreiben einer „Feministischen Vernetzung“ an Organisationen, die auf der HP des Genderkongress als Förderer gelistet sind
und meine Anmerkungen dazu.
Was die Männerrechtler und Antifeminist*innen wollen:
Eine Gruppierung, die sich „Feministische Vernetzung“ nennt und ansonsten anonym auftritt, d.h., in der niemand Verantwortung nach außen zeigt, maßt sich an, definieren zu wollen, was eine Gruppe von Männern will.
Es hat Tradition, dass Feministinnen nicht nur definieren, was Frauen allgemein wollen, sondern dass sie auch gleich mit definieren, was Männer wollen sollen und wie sie nach ihrer Beurteilung auch sind. Die dahinterstehende Hybris ist lächerlich. Männer definieren sich selbst und lassen sich von Feministinnen keine denen genehme Haltung verpassen.
Ich maße mir nicht an, öffentlich zu definieren und zu posten, was die Gruppierung „Feministische Vernetzung“ will.
Aber ich darf das, was sie schreiben, interessiert aufnehmen, analysieren und dazu Stellung beziehen.
Die Veranstaltenden behaupten, den Fokus auf Chancengleichheit zu legen – nicht nur von Frauen*, sondern auch von Männern.
Und das machen sie auch.
Bei den genannten Akteur*innen handelt es sich jedoch vorwiegend um Verbände, deren Grundannahme ist, dass Männer, explizit Vätern und Jungen in dieser Gesellschaft diskriminiert werden.
Und jemand, dessen gesellschaftspolitische Analysen zum Ergebnis kommen, dass es Bereiche gibt, in denen genau dies der Fall ist, dürfen keine Haltung benennen und dann auch verfolgen? Warum maßt sich die „Feministische Vernetzung“ an, schulmeistern zu können, mit dem Ziel, definieren zu dürfen, wer welche Haltung vertreten darf und wer nicht? Tatsache ist, dass der Genderkongress diese Haltung vertritt und auch konsequent verfolgt. Verständlich wäre, wenn nach einem Kongress dessen Inhalte analysiert werden würden, um dann evtl. feststellen zu können, dass dem formulierten Anspruch nicht nachgekommen wurde.
Die „Feministische Vernetzung“ sucht aber in diesem Kontext nicht den demokratischen Dialog – was mit einer Anonyma auch nicht möglich ist – sondern weist Kompetenzen und Legitimationen zu.
Wir leben aber in einer Demokratie (gut – nicht der besten…) und nicht in einer Femokratur.
Natürlich werden Genderstereotype niemandem gerecht, daraus aber zu drehen, dass heute besonders Männer Schutz und Ermächtigung brauchen, negiert die Geschlechterungleichheiten, die es auch heute noch gibt.
„… dass heute besonders Männer…“ – wo formuliert dies der Genderkongress? Fakt ist, dass heute AUCH Männer in bestimmten Bereichen Schutz und Unterstützung brauchen. Hinter dieser Formulierung stehe ich persönlich und ich kann damit auch zitiert werden. Ich verfüge über die notwendige Autonomie, um Namen und Gesicht zur Haltung zeigen zu können.
Damit negiere ich keine sonstigen Geschlechterungleichheiten, verwehre mich aber dagegen, dass objektiv bestehende Geschlechterungleichheiten nicht gesehen werden dürfen, weil sie einer „Feministischen Vernetzung“ nicht genehm sind.
Von Maskulinisten (sprachlich interessant ist, ob damit „Femininistinnen“ die korrektere Bezeichnung wäre) wird eine vermeintliche Unterwanderung der Gleichstellungs-, Bildungs- und Familienpolitik durch Forderungen von Frauen* („Femokratie“) unterstellt.
Darüber sollte öffentlich diskutiert werden dürfen und können.
Außerdem stellen sie sich offen gegen die gleichgeschlechtliche Ehe.
Verkürzte Darstellung ist ein beliebtes Mittel der Agitation.
Ich meine, dass Erwachsene sexuell miteinander tun können, was auch immer sie wollen und was niemand aktiv schadet.
In Verkürzung von Beziehung auf Familie unter nahtloser Einbeziehung von Kindern und ohne jede Diskussion darüber, was man Kindern als Objekte der Lebensplanung Erwachsener ohne Zuweisung einer Subjekteigenschaft und ohne Berücksichtigung ihrer spezifischen Bedürfnisse zumutet, ist allerdings eine Vorgehensweise, die allein an Erwachseneninteressen orientiert ist, und Kinder als Subjekte ignoriert.
Ungleichheiten zwischen Geschlechtern (z.B. Verteilung von Sorge- und Pflegearbeit, ungleiche Bezahlung, Karrierechancen, Repräsentanz in Führungspositionen und Medien, sexualisierte Gewalt) werden abgesprochen…
Von wem? Von mir nicht.
Damit ist jedoch die Realität nicht komplett abgebildet.
Z.B. wird insbesondere Gewalt von Frauen tabuisiert – insbesondere sexualisierte Gewalt, mit der ich in meinem Beratungsalltag ebenfalls konfrontiert bin. Damit negiere ich nicht Gewalt von Männern, sondern mahne an, dass damit die Realität nur unzureichend abgebildet wird.
Wenn es 400 Autonome Frauenhäuser gibt, wäre es dann nicht angebracht, dass mindestens 40 Autonome Männerhäuser dafür sorgen, dass auch Väter mit ihren Kindern als Opfer von Frauengewalt sich und ihre Kinder vor dieser Gewalt in Schutz bringen können?
Das Problem ist, dass allein das Faktum, eine solchen Formulierung zu wählen, schon als Ausschlusskriterium von Vertreterinnen einer Femokratur definiert wird.
… oder sich um die Belange sogenannter besorgter Eltern gekümmert, die meinen, die Aufklärung ihrer Kinder über Homo-, Bi-, Trans- und Intersexualität führe zu einer „frühen Sexualisierung“.
Zumindest auf meinem Blog ist davon nichts zu lesen.
Dabei wird die Diskriminierung von Menschen, die nicht „der Geschlechternorm“ entsprechen, ignoriert oder als unwichtig erachtet – Wir hingegen finden, dass Menschen, die später homosexuell lieben genauso wissen wie sie sicheren Sex haben können und nicht stigmatisiert werden sollten!
Wo steht, dass irgendjemand im Kontext Genderkongress sich dagegen ausspricht? Welche Aussage wird in diesem Sinn interpretiert?
Wir sagen: „Weg mit Genderstereotypen – für alle!“
Gerne sollen Männer* miteinander sprechen und arbeiten, um die negativen Seiten von
Geschlechternormen zu bearbeiten und zur Sprache zu bringen. Wir begrüßen Sorgearbeit von Männern*, Verantwortungsübernahme für Kinder und Haushalt, sowie einen Umgang mit dem Rollendruck. Wir sind uns sicher, dass auch Jungen* und Männer* unter dem Druck von Geschlechternormen stehen, also unter toxischer Männlichkeit
… und toxischer Weiblichkeit …
leiden (https://ze.tt/wennmaennlichkeit-toxisch-wird-so-leiden-maenner-unter-geschlechterrollen/).
Wir sind aber gegen einen Genderkongress, bei dem unterschiedliche existierende Lebensrealitäten ignoriert werden. Denn aktuell werden Frauen* und LGBTIQ-Personen immer noch strukturell benachteiligt oder sogar ausgegrenzt. Transpersonen sind immer noch Opfer öffentlicher Anfeindungen. Homosexualität ist bei kirchlichen Trägern weiterhin ein Kündigungsgrund. Daher müsste eine moderne Gleichstellungspolitik darauf abzielen, jene zu fördern, die nicht nur punktuell, sondern strukturell von Diskriminierungen betroffen sind.
Das Ziel muss also sein, den Druck der Geschlechterungleicheiten für alle abzuschaffen, so dass alle Menschen unabhängig von Geschlecht und sexueller Identität, an der Gesellschaft teilhaben können – mit Pädagog*innen und Eltern, sowie mit Feminist*innen und LGBTIQAktivist*innen für gemeinsame Ziele (lesbian, gay, bisexual, transgender, intersex and questioning) – statt gegeneinander und damit auch gegen die Emanzipationsbestrebung anderer Gruppen. Wenn es wirklich um Austausch und Gleichberechtigung ginge, dürften diese Gruppen bei der dringend notwendigen Diskussion nicht fehlen.
Das hat alles prinzipiell meine Zustimmung.
Der einzige Punkt, an dem wir diskutieren MÜSSEN und der nicht ausgeklammert werden darf, besteht in der Einbeziehung von Kindern als Objekte der eigenen Lebensgestaltung beliebiger Erwachsenenbeziehungen.
Und dann gibt es natürlich die berechtigte Frage, warum in dieser Gesellschaft die Rechte einer Randgruppe von LGBTIQ bedeutender sein soll, als die Rechte von Kindern und Vätern, die Opfer von Gewalt, Umgangsboykott und Narzissmus von Müttern geworden sind. Diese Gruppe ist um ein Zigfaches höher als die von LGBTIQ. Das kann ich nach weit über 10.000 Anwesenheiten allein in meinen öffentlichen Beratungen in Karlsruhe, nach der eigenen Beratung und umfassenden Dokumentation von 2.500 Einzelfällen, nach weit über 500 Teilnahmen an familiengerichtlichen Verfahren an Amtsgerichten und OLGs in ganz Deutschland und in Kenntnis der Beratungsrealität im VAfK bundesweit mit Sicherheit so sagen.
Damit sind wir aber bei der grundlegenden gesellschaftspolitischen Diskussion, die wir führen MÜSSEN, aber nicht so, wie das von einer „Feministischen Vernetzung“ vorgegeben wird. Ich möchte demokratische Diskussion und keinen Verstoß gegen die Verantwortungsübernahme im öffentlichen Diskurs.
Deutliches Zeichen der besonderen Situation unseres Staatswesens besteht z.B. auch darin, dass es sich die SPD als eine der großen Parteien meint, erlauben zu können, dass in ihrem Grundsatzprogramm der Satz steht: „Wer die menschliche Gesellschaft will, muss die männliche überwinden“. Man setze für „männliche“ einfach „weibliche“, damit die sexistische Dimension dieser Leitlinie im Grundsatzprogramm einer großen Partei deutlich wird.
In einem Staat, in dem so etwas möglich ist, läuft prinzipiell Einiges falsch.
Was wir stattdessen wollen: Wir wollen dringend darüber nachdenken und diskutieren
– wie Lebensentwürfe der gegenseitigen Fürsorge gleichberechtigt und nicht gegenüber der Ehe benachteiligt sein können,
Dass nachgedacht und diskutiert werden will, ist super.
Lasst uns das machen.
Aber dazu muss frau aus der Deckung kommen.
Ansonsten besteht darin mein wesentlicher Kritikpunkt:
Der Kurzschluss von Lebenspartnerschaft ohne Kinder zu Lebenspartnerschaft in welcher Form auch immer mit Kindern ist nicht angemessen und wird Kindern nicht gerecht.
Und wenn schon:
Warum ist es politisch opportun, wenn ein lesbisches Paar auf vielfältige Weise zu Kindern kommen kann, ein schwules Paar aber nicht?
Wer wendet sich gegen diese Diskriminierung von Männern?
Aber – zuvor muss der generelle Aspekt diskutiert werden, was wohl nicht gemacht werden wird, weil dies Frauen schon immer biologisch unterlaufen haben.
Dann gibt es natürlich weitere Aspekte der Hofierung von Fraueninteressen.
Warum ist Mutterschaft in §1591 BGB biologisch definiert und gegen Konkurrenz gesetzgeberisch geschützt? Warum ist aber Vaterschaft in §1592 BGB noch wie zu Zeiten des jus romanum durch formale und soziale Rahmenbedinungen vielfach (beliebig) definiert und Konkurrenzen werden bewusst erzeugt?
Wer mahnt das an?
Wenn die „Feministische Vernetzung“ ihrem Anspruch gerecht werden wollte, müsste sie auch dagegen vorgehen.
– wie Entscheidungen (von Schulen, Ämtern) nicht abhängig vom Geschlecht stattfinden können,
Richtig. Unter Berücksichtigung der Interessen aller Geschlechter.
– wie man verhindern kann, dass Erziehungs- und Hausarbeitstätigkeiten hauptsächlich unbezahlt und von Frauen* übernommen werden,
Die Doppelresidenz ist das einzige zielführende Programm dagegen: Väter und Mütter teilen sich (wie BEIDE wollen) sowohl Erwerbs- als auch Familienarbeit. Damit wird auch dem Problem der Altersarmut gerade von Müttern an der Wurzel begegnet.
– welche Rollenbilder durch Medien und Werbung Kindern (unabhängig vom Geschlecht) vermittelt werden,
Richtig. Das hat der Muttertagsspot(t) von Edeka deutlich vermittelt…
– wie Kindern geschlechtliche und sexuelle Vielfalt vermittelt wird, so dass sie selbstbestimmt und sicher handeln können,
Richtig. Lasst uns darüber diskutieren.
– wie man die Akzeptanz von all jenen in der Gesellschaft erhöhen kann, die eine Trans- oder Interidentität besitzen, damit das Ausleben der eigenen Identität endlich für alle zur Normalität werden kann.
Auch darüber können wir gerne diskutieren.
Dass die Diskriminierung von Trennungsvätern und deren Kindern in dieser Liste nicht auftaucht, obwohl dies ein bedeutend häufigeres gesellschaftliches Phänomen darstellt als fast alle anderen, ist kennzeichnend für diese anonyme feministische Stimme aus dem Off, die sich Definitionshoheit anmaßt und zuweist.
All das leistet dieser Kongress explizit nicht, sondern lehnt es ab.
Dies ist eine Meinung, über die wir diskutieren sollten.
Ich habe eine andere Meinung.
Moment – also wer ist da genau und wofür stehen die?
Nur um einige Beispiele zu nennen…
- Ein Verein, der neben Ihrem Logo auftaucht, ist „MANNdat e.V.“. Sozialwissenschaftler*innen zählen ihn zu den Akteur*innen der antifeministischen Männerrechtsbewegung im deutschsprachigen Raum. Um ein konkretes Beispiel zu nennen, klären die Macher*innen der Homepage in der Kategorie „feministische Mythen“ angeblich über Lohndiskriminierung, gläserne Decke und häusliche Gewalt auf und argumentieren, dass dies alles Konstrukte einer männerfeindlichen Welt seien.
Dieser Verein ist einer von vielen aufgelisteten Vereinen, welche sich eben nicht der Chancengleichheit widmen, sondern gezielt gegen die Gleichberechtigung von Frauen* agieren.
Auch das ist eine Zuweisung im Bereich der eigenen Meinung, vorgegeben durch die eigene Haltung.
Damit muss sie nicht automatisch wahr sein.
Fakt ist, dass die HP von MANNdat vor der (feindlichen) Übernahme der Informationskompetenz im Bereich der Bedarfe von Männern durch das Bundesmännerforum DIE Referenz zu diesem Thema für Medien und Politik, was an den Zugriffsmodalitäten ablesbar war.
… und über die Bezeichnung „Wissenschaftler“ sollten wir uns auch einmal austauschen…
- Der Verein „Emannzer“ steht ebenfalls mit seinem Logo auf der Seite. Der Initiator spricht über Migration als „Invasion“, woran (u.A.) seine rassistische politische Agenda deutlich wird. Er ruft außerdem in einem Blogeintrag im Juni 2018 zur Teilnahme an dem maßgeblich von Pegida initiierten „Tag der Patrioten“ auf.
Hmmm… – den kenne ich nicht.
Jede angedeutete sonstige inhaltliche Parallelität der Interessen weise ich von mir.
- Der Rostocker Verein „Väterwiderstand“ ist seit drei Jahren nicht bereit, den folgenden Blogeintrag zu löschen: „Ich bin mittlerweile der Meinung, dass die familienrechtlichen Zustände in diesem Land eine Fortführung des 2. Weltkrieges gegen das Deutsche Volk sind.“ (http://väterwiderstand.de/index.php/beitraege/336-justitia-will-nicht-sehen).
Viele dieser Initiativen und Blogs postulieren, dass Männer zu Opfern von gesellschaftlichen Emanzipationsbewegungen, wie der Frauenbewegung, werden würden.
Das stimmt nicht für jedes Phänomen, aber für viele.
Für welche, kann auch frau durch bildendes Lesen erfahren.
Vaterlosigkeit ist dabei das einleuchtendste Phänomen.
- Neben der Nähe einiger Verbände und thematischen Anknüpfungspunkten zur Neuen Rechten (http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/229981/die-neuerechte-in-der-bundesrepublik) zeigt sich die politische Ausrichtung des Genderkongresses auch an dem Organisator Arne Hoffmann, Mitglied von „MANNdat“ und Betreiber von „Genderama„. Hoffmann ist ein antifeministischer Männerrechtler und schreibt für rechte Publikationen wie „eigentümlich frei“, „KOPP Online“, „Junge Freiheit“ und bezieht sich positiv auf die AfD.
Hmmm…
Wenn ich publiziere und dabei den Finger in eine Wunde lege, die von vielen Medien nicht angetastet werden will, nehme ich eben die, die sich mir anbieten.
Konsequenz wäre ansonsten, ungehört zu bleiben.
Dass ich auch einige Ausgaben der EMMA im Regal stehen habe, bedeutet ja nicht, dass ich Feminist (Femininist?) bin.
Informationen zu dazu gibt es auch von der Heinrich-Böll-Stiftung
- https://www.gwiboell.de/sites/default/files/antifeministische_maennerrechtsbewegung.pdf
- https://www.gwi-boell.de/de/themen/feminismusgeschlechterdemokratie/antifeminismus
Auf Nachfrage senden wir Ihnen gern noch weitere Beispiele und Links.
Die politische und thematische Nähe der HBS (Bündnis 90 /Grüne) zu einer Partei, die das Männliche überwinden will, lässt ja nicht verwundern.