
Adventszeit ist die Zeit der Jahresrückblicke, der Inventuren und Statistiken.
Ich habe mich heute im Rahmen der Vorbereitungen für eine Mitgliederversammlung mit den Zahlen für die Beratungsanforderungen von Frauen an mich beschäftigt.
Natürlich unterliegen solche Zahlen einer jährlichen Schwankungsbandbreite und müssen deshalb im mehrjährigen Trend gesehen werden. Außerdem fehlen bis zum Ende dieses Jahres noch rund 5 Wochen (10%).
Man kann feststellen, dass sich die Zahlen von beratungssuchenden Frauen kontinuierlich und langsam erhöhen. Auch die Struktur der Problematik hat sich verändert. Während sich vor 10 Jahren noch fast ausschließlich Folgepartnerinnen (die Partnerin nach einer Trennungsbeziehung, die miterlebt, wie ihr Partner von der „Ex“ am Nasenring durch die Manege geführt wird) bei mir meldeten und sehr emotionalisiert auf der Seite des Vaters standen und darüber hinaus Omas väterlicherseits sich bei mir meldeten, die ihre Enkelkinder nicht mehr sehen konnten, sind es heute zunehmend „entsorgte“ Mütter und auch „alleinerziehende“ Mütter, die bei mir Beratung und Unterstützung suchen.
Vor 10 Jahren gab es für mich unter den Frauen in der Beratung nur die 3 Sparten Folgepartnerinnen, Omas und Stellvertreterinnen (Verwandte oder Arbeitskolleginnen eines betroffenen Vaters, die das Elend nicht mehr tatenlos mitansehen können und sich meist ohne Kenntnis des Vaters bei mir melden).
Diese Liste hat sich inzwischen bedeutend erweitert.

Von den 452 Neufällen der Jahre 2020 bis zum 27.11.2022 waren 62 Frauen, was einem Anteil von 13,7% entspricht. Die größte Gruppe davon waren mit 4,9% „entsorgte“ Mütter, also Mütter, die in derselben Situation sind wie etwa 90% aller Trennungsväter und dafür zahlen müssen, dass sie ihre Kinder nur selten oder gar nicht sehen. Einige Prozent Väter leben das Wechselmodell. Insgesamt gibt es nach dem Mikrozensus 2019 etwa 88% müttergeführte Alleinerziehenden-Haushalte und 12% vätergeführte.
Die nächstgroße Gruppe betrifft die Großeltern väterlicherseits, die ihr Enkelkind nicht mehr sehen, wenn die Mutter des Kindes die gesamte väterliche Familie ausklammert. Fast immer melden sich von den Großeltern die Omas bei mir.
Die Folgepartnerinnen waren früher eine stärkere Gruppe, machen aber inzwischen nur etwa 1% im Beratungsvolumen aus. Nur eine Stellvertreterin meldete sich in den letzten 3 Jahren bei mir, was somit ebenfalls eine zurückgehende Größe ausmacht.
Diese vorgenannten Gruppen (in der Tabelle rot signiert) betreffen die Problematik der Ausgrenzung des Vaters vom Kind.
Eine neue Variante der Ausgrenzung von Eltern im Rahmen staatlich gelenkter Interventionsmaßnahmen stellt die „entsorgte“ Mitmutter dar – diejenige aus der lesbischen Lebensgemeinschaft, die den eher männlichen Part darstellt und von der gebärenden Mutter ausgegrenzt wird. Ich habe dazu in meiner Fallsammlung eine haarsträubende Beschreibung, die aufzeigt, dass die Ausgrenzungsmechanismen in solchen Fällen nicht weniger brutal sind als beim Entsorgungsrepertoire von Vätern.
In den Fällen von Inobhutnahmen, in denen sich Mütter bei mir melden, sind beide Eltern vom Staat entsorgt.
Für mich relativ neu und erst seit wenigen Jahren relevant sind die folgenden Gruppen:
– Alleinerziehende Mütter, die Angst haben, das Kind an den Vater zu verlieren oder die mit den Kommuniktionsmethoden des Vaters nicht klarkommen
– Radikale Mütter in zwei Varianten: Mütter mit Hauptaufenthaltsort des Kindes („Kindesbesitzerinnen“), die dem Erzfeind einmal ihre Meinung sagen müssen und entsorgte Mütter, die meinen, an ihrer Entsorgung sei ich schuld und auch sonst alle Väter, die diesen Blödsinn von PAS von diesem „pädophilen“ Gardener übernommen hätten, um Mütter zu denunzieren und die dieses unsinnige Wechselmodell leben wollen. Nur deshalb hätten sie ihr Kind genommen bekommen, was beweist, dass dieser Staat mütterfeindlich sei.
– Von Geschwistertrennung betroffene Mütter, die diesen Staat hassen müssen, weil er den Fehler gemacht hat, ihr Kind/ihre Kinder auch dem Vater zu überlassen.
– Die Mütter, die sich im Rahmen einer Begutachtung bei mir melden, können beiden Gruppen angehören, den Gewinnern oder den Verliereren im Residenzmodell, müssen aber in diesem Fall eher den entsorgten Mütter zugerechnet werden.
Wenn sich Frauen bei einem Berater und Coach melden, der im Kontext „Väteraufbruch für Kinder“ bekannt geworden ist, ist nicht verwunderlich, wenn sie sich zugeknöpft geben, mit unterdrückter Nummer anrufen, mit Informationen geizen und sich möglichst nicht zu erkennen geben wollen. Daher verwundert nicht, wenn über 10% der sich bei mir meldenden Frauen keiner Gruppe zugeordnet werden können.
Es wird interessant werden, wie sich die Struktur der Frauen in der Beratung für die Verlierer im Residenzmodell weiter verändern wird.