Sonntag 23.08.2020
Heute erweckte Eva wieder den Anschein, dass ihr einiges auf der Seele liegt, über das sie wohl reden möchte, sich dann aber nicht traut, aus Angst vor den Reaktionen ihrer Mutter.
Sie beginnt Sätze und bricht sie dann ab.
Auf Nachfrage verfällt sie dann entweder in Schweigen oder sagt „Ach, das macht nix“.
Sie versucht auch immer wieder, herauszufinden, warum es zwischen ihrer Mutter und mir nicht funktioniert hat.
Alles, was mir in diesem Moment bleibt, ist, ihr zu sagen, dass ihre Mutter und ich das alleine regeln können und werden und dass sie, Eva, nichts tun muss, außer Eva zu sein und dass sie auch nichts tun kann.
Bei den vergangenen sieben Umgängen, mit Ausnahme von heute, war stets zu beobachten, dass Eva zunächst mit großer Begeisterung auf mich zurannte, mit ausgebreiteten Armen und einem strahlenden Lachen, dann aber jeweils, kurz vor Erreichen des Autos, sich umdrehte und weinerlich zu Mami zurück ging.
Daraufhin wurde ihr dann von mir versichert, dass sie jederzeit von mir zurückgebracht werden würde, wenn sie das wünsche.
Sobald wir dann zusammen unterwegs waren, war sie wie ausgewechselt fröhlich und wollte am liebsten überhaupt nicht mehr zu Mama nach Hause gehen.
Heute zeigt Eva auch wieder Verwirrung hinsichtlich des Begriffes Eltern.
Sie ist der Ansicht, dass ihre Mutter und deren neuer Partner ihre Eltern seien.
Ich habe ihr daraufhin erklärt, was „Eltern“ bedeutet.
Ganz offensichtlich betreibt die Mutter hier eine verbale Entfremdungskampagne.
05.09.2020
Eva ist der Ansicht, dass der Partner der Mutter mutiger sei als ich.
Eva äußert sich in einer Art und Weise, die einen glauben lässt, dass niemand außer ihrer Mutter sich an Regeln hält.
Bei der Übergabe unternimmt ihre Mutter alles Menschenmögliche, um einen Blickkontakt mit mir zu vermeiden.
Die Ablehnung ist förmlich mit Händen zu greifen.
Auch beim Zurückbringen dasselbe.
Jeglicher Kontakt oder gar sprachliche Austausch wird – soweit möglich – unterbunden.
Auch das Betretungsverbot für das Haus und das Grundstück ihres neuen Partners wird nicht aufgehoben.
Eva kommt immer wieder zurück auf den verlorenen lila Ball und Schuldzuweisungen in diesem Zusammenhang.
In der Art von „wenn du besser aufgepasst hättest, dann….“
Eva verkündet im Gespräch mit einem anderen Mädchen (beim Schaukeln auf dem Spielplatz), dass ihre Mutter nicht will, dass der Papa in der Nähe wohnt.
19.09.2020
Heute war ich mit Eva zu Besuch im Tierpark. Mit uns dort war eine Bekannte mit ihren beiden Söhnen im Alter von vier und acht Jahren.
Eva nannte mich wiederholt einen Dummkopf, so dass meine Bekannte schließlich Eva fragte, wieso. Darauf sagte sie, dass sich der Papa nicht an die Regeln halten würde.
Auf Nachfrage sagte Eva, dass das ihre Mutter sage, sie konnte aber nicht sagen, um welche Regeln es ging.
20.09.2020
Eva verkündet auf der Heimfahrt zu ihrer Mutter, dass ich ein „Dreckmann“ sei.
Auf die Frage, woher sie das denn hat, sagt sie „von Mama“.
17.10.2020
15:00 Uhr
Eva sagt: Ich sei ein „nicht-an-die-Regeln-Halter“
Auf die Frage, wer sowas sage, antwortet sie: „Mama“.
15:30 Uhr
Eva sagt wieder, dass ich mich nicht an die Regeln halte und dass ihre Mama immer sagt, dass Papa komisch sei.
Eva hat den ganzen Tag schon Husten und macht einen müden Eindruck. In Kombination mit der ständig wiederkehrenden Sache mit den Regeln entschließe ich mich, sie frühzeitig nach Hause zu bringen.
Auf der Fahrt im Auto schläft sie fast ein.
Kurz bevor sie zu Hause ist, sagt sie: „Du hast einen Unfall gebaut“.
Ich habe ihr darauf gesagt, ja, das stimmt, aber zum Glück ist ja niemandem was passiert; Unfälle sind nichts Schönes und man versucht, sie zu vermeiden, aber man macht sie ja auch nicht absichtlich.
18.10.2020
Eva sagt auf der Nestschaukel, dass Mama ihr gesagt habe, dass der Opa aus W. jederzeit zu Besuch kommen könnte, dass er das aber nicht wolle.
Er gehört auch zu denen, die ihre Mutter des Grundstücks verwiesen hat. Habe Eva nicht gesagt, dass Mama lügt.
16:54 Uhr
Kurz, bevor wir bei ihr zuhause ankommen, sagt sie sehr forsch und vorwurfsvoll: „Du hast einen Unfall gebaut und ich habe geweint“.
Ich habe darauf mit ihr geredet und sie gefragt: „Warum hast du denn geweint? Als du bei mir im Auto gesessen hast, als der Unfall passierte, da hast du doch nicht geweint und wir haben beide noch nicht mal gemerkt, dass etwas war, sondern dachten, dass wir mit dem Reifen an den Randstein gefahren sind.“
Darauf sagte sie, dass die Mama sie immer wieder an den Unfall erinnere.
31.10.2020
13:00 Uhr
Eva sagt wieder, dass ich mich nicht an die Regeln halte. Auf Nachfrage, wer das sage: Die Mama.
17:26 Uhr
Auf der Fahrt fragt Eva, warum ich keine Frau habe und ob ich eine will, die sich nicht an die Regeln hält.
17:55 Uhr
War mit Eva noch 10 Minuten vor dem Haus der Mutter gestanden, da wir etwas früher ankamen.
Die Tür öffnet sich, Eva wird entgegengenommen und ich werde keines Blickes gewürdigt und keines Wortes bedacht.
01.11.2020
09:55 Uhr
Eva sagt, dass der Stoff-Frosch nicht in ihr Bett durfte, damit das nicht nach W. riecht. Das hat ihr die Mama verboten.
14.11.2020
11:08 Uhr am Samstag.
Eva fragt mich wieder: „Und wieso hältst du dich nicht an die Regeln?“
Auf Nachfrage, an welche Regeln ich mich nicht halte, gibt sie an:
„An alle.“ Auf Nachfrage, wer das denn sagt, sagt sie: „Die Mama.“ Außerdem sagt sie, die Mama hätte ihr gesagt, dass sie alles hätte alleine machen müssen.
Was denn?
„Kochen und alles.“
17:40 Uhr
Kurz, bevor wir bei Eva zu Hause ankommen, sagt sie noch einmal sehr vorwurfsvoll zu mir: „Du hast einen Unfall gebaut.“
15.11.2020
10:07 Uhr
Ich bitte Eva, mir ihren Rucksack zu geben, welcher in der Einfahrt liegt.
Sie fragt mich, wieso ich nicht mehr auf das Grundstück darf…
13:58 Uhr
Eva sagt, sie will nach Hause zu Mama.
Wir sind zu diesem Zeitpunkt in B. auf dem Spielplatz beim großen Klettergerüst.
Ich sage: „Kein Problem, ich bringe dich heim zu Mama.“ Darauf sagt Eva, sie möchte erst noch eine Runde Fahrradfahren.
Später ergänzt sie das dadurch: „Wenn ich mal von W. nach Hause will und du mich nicht heimfahren willst, dann holt mich die Mama ab.“
Ich frage sie, wie sie denn auf die Idee komme, dass ich sie nicht heimfahren würde.
„Die Mama sagt das.“
Daraufhin klettert sie zurück auf das Gerüst und die Sache ist vergessen.
13:20 Uhr
Eva sagt erneut, sie möchte nach Hause. Daraufhin fahren wir nach Hause. Um 14:30 Uhr ist sie zu Hause bei ihrer Mutter.
12.12.2020
Beim Abholen öffnet die Mutter die Tür nur einen Spalt, schiebt Eva hinaus, dreht sich dann um und schließt die Tür, bevor Eva sich noch einmal umdrehen und winken kann.
Eva klopft dann an die Türe und kann zuletzt noch mit ihrer Mutter durch den Briefschlitz reden.
Eva ist anschließend sehr unentschlossen, läuft vor dem Haus auf und ab und fängt dann an zu weinen, ohne sich von mir trösten zu lassen.
Ich bringe sie zurück zur Mama.
Als ich gerade dabei bin, wieder ins Auto einzusteigen, kommt sie mit Mama wieder zurück und weint, sie möchte noch etwas Zeit mit Papa verbringen, fragt, ob sie das darf.
Sie drückt sich dann an Mama und weint.
Sie ist ganz offensichtlich innerlich zerrissen und in einem starken Loyalitätskonflikt.
Ich sage ihr, dass wir uns völlig nach ihr richten werden und tun werden, was sie möchte.
Sie sagt dann, sie möchte noch ein wenig mit Papa Zeit verbringen.
Ich schlage vor, dass wir das Fahrrad rausholen und etwas Fahrradfahren.
Wir machen aus, dass wir noch eine halbe Stunde zusammen Fahrrad fahren. Ihre Mutter will sie dann wieder entgegennehmen.
Während des Fahrradfahrens sagt Eva, sie möchte jetzt Autofahren.
Ich sage zu ihr: „Natürlich können wir Auto fahren, überall, wo du hinmöchtest. Aber wir müssen vorher Mama Bescheid sagen. Wo möchtest du denn hin?“
Sie sagt, sie möchte zu einer bestimmten Freundin fahren.
Am Auto steigt sie dann ungefragt auf den Beifahrersitz.
Ich sage ihr: „Wir können jetzt nicht einfach wegfahren, denn wir haben mit Mama ausgemacht, uns wieder hier zu treffen. Du musst ihr Bescheid sagen, geh doch nach unten und sage es ihr.“
Sie wirkt jetzt viel fröhlicher und lebhafter.
Uhrzeit nun 10:31 Uhr
Wenige Minuten später kommt die Mutter alleine nach oben, um Evas Fahrrad abzuholen.
Sie sagt, Eva sitze jetzt auf dem Klo und weint.
26.12.2020
09:50 Uhr
Ich stehe vor dem Haus der Mutter.
09:54 Uhr
Ich kann durch die Milchglasscheiben-Türen hindurch Bewegung sehen.
9:58 Uhr
Eva kommt vor die Tür, sie ist sehr verunsichert, bleibt auf der Türschwelle stehen und will nicht zu mir.
10:08 Uhr
Eva rutscht auf Eis aus, fällt auf den Ellenbogen, lässt sich von mir nicht trösten und rennt weinend wieder den Hof hinunter zu Mama.
11:10 Uhr
Wir sind in W. angekommen.
Eva will ihre Jacke nicht anziehen.
Sie sagt, sie habe Angst.
Ich frage, wovor.
Sie sagt vor mir, weil sie mich nicht kennt.
11:50 Uhr
Wir haben Evas Weihnachtsgeschenke ausgepackt.
Sie freut sich sehr über ihr Einhorn, ist aber sehr irritiert, dass ihr Weihnachtsgeschenk an den Partner der Mutter, welches wir vor zwei Wochen eingepackt haben (eine DVD) wieder im Rucksack ist.
17:47 Uhr
Wir sind in B. auf dem großen Spielplatz.
Ich versuche, Eva ins Auto zu bringen, aber sie weigert sich, einzusteigen und zu Mama zu fahren.
Wir haben eine lange Diskussion und sie ist erst bereit, in ihren Kindersitz zu klettern, nachdem ich ihr versprochen habe, dass ich sie morgen wieder abhole und sie auf dem Mittelsitz der Dreier-Sitzbank im Auto sitzen darf, also direkt neben mir im Kindersitz.
27.12.2020
09.50 Uhr
Bin vor dem Haus in B.
10:01 Uhr
Eva kommt mit ihrer Mutter und ihrem Rucksack und einer großen Tasche nach draußen. Eva macht einen Schritt auf mich zu, ihre Mutter sagt „Ade“, dreht sich anschließend um und schließt die Tür.
Eva dreht sich um, will ihrer Mutter noch mal winken schaut ihr hinterher und die winkende Hand fällt kraftlos nach unten. Sie steht dann fast 1 Minute regungslos da und schaut vor sich hin.
10:13 Uhr
Eine streunende Katze läuft auf das Auto zu. Eva ist ganz begeistert von ihr und läuft ihr hinterher und will sie streicheln. Sie möchte auch, dass ich ein Bild von ihr zusammen mit der Katze mache.
Anschließend möchte sie, dass ich die Mama anrufe, damit die hochkommt und sich die Katze angeschaut.
Diese tut das dann auch. Einige Zeit später geht sie dann zurück ins Haus, diesmal, um grußlos die Tür zuzuwerfen.
10:20 Uhr
Eva ist der Katze hinterher in den Hof gelaufen, ich stehe oben an der Straße und warte bis sie zurückkommt, da ich nach wie vor das Grundstück nicht betreten darf.
13:30 Uhr
Eva: „Wieso hast du keine Frau?“
13:34 Uhr
„Vielleicht findest du ja auch eine Frau, die sich nicht an die Regeln hält.
Oder eine böse Frau, die sich nicht an die Regeln hält und nur Blödsinn macht.“
16:45 Uhr
Auf der Rückfahrt nach B. fällt Eva auf, dass wir den rosa Labello nicht dabeihaben.
Sie kriegt daraufhin Schreianfälle und ist in Panik, weil sie Angst hat, Ärger mit ihrer Mutter zu bekommen, da das der einzige rosa Labello sei.
Es gelingt mir, Eva bis um 17:55 Uhr zu beruhigen. Zu diesem Zeitpunkt kommen wir in B. vor dem Haus an.
Eva ist inzwischen wieder fröhlich, lässt sich von mir die Stiefel und die Jacke anziehen und lacht dabei.
Sie geht anschließend mit ihrer Mutter ins Haus.
Ich bin noch ein paar Augenblicke vor dem Haus, als die Mutter herauskommt und mich fragt, ob wir das Papp-Herz hätten, welches sie heute in W. ausgeschnitten hat.
Dieses liegt auch noch in W. und angeblich sei Eva nun „völlig durch” und nicht zu beruhigen.
28.12.2020
09:47 Uhr vor dem Haus
10:06 Uhr
Eva läuft vor dem Haus auf und ab.
Sie sagt, dass es sie am Hintern juckt.
Ich rate ihr, noch einmal aufs Klo zu gehen.
Die Mutter ist während dieses Vorganges im Windfang hinter den Milchglasscheiben.
Ich kann mit ihr nicht in Verbindung treten, da ich Betretungsverbot für das Grundstück habe und sie auf mein Winken nicht reagiert.
Ich versuche deshalb, telefonisch Eva anzukündigen, aber es ist nur ihr Partner dran.
10:14 Uhr
Wir fahren jetzt los.
09.01.2021
14:45 Uhr
Eva sagt, dass Mama sie lieber hat als ich.
Ich sage ihr, dass das in Ordnung ist.
Auch den Partner der Mutter habe sie lieber.
Auch das ist ok, sage ich.
Ich sage ihr, dass sie die Mama nicht hauen darf. Weil sie selbst ja auch nicht gehauen werden will.
„Aber die sich nicht an die Regeln halten, darf man hauen.“
24.01.2021
Eva stieg heute bei mir ins Auto ein und ihre Mama schnallte sie fest. Wir fuhren dann los Richtung W.
Während dieser Fahrt war sie ungewöhnlich still und schweigsam. Sie schaute auch viel von mir abgewandt zum Fenster hinaus.
Schließlich hielt ich in R., sprach sie an und bat sie, mich anzuschauen. Ich musste einige Male bitten, bis sie schließlich zu mir rüber schaute und ich sah, dass sie weinte.
Ich fragte sie, was los sei mit ihr, aber sie war sehr verschlossen.
Ich rief daraufhin ihre Mutter an und über die Freisprecheinrichtung konnten wir zu dritt sprechen.
Sie sagte dann, sie habe Angst.
Sie sagte, sie hätte Angst vor roten Zweigen und dass die Bäume so komisch aussehen.
Ich bot an, sie zurückzubringen zu Mama.
Das schien sie aber auch nicht zu wollen.
Letztendlich sprachen wir noch eine ganze Weile und ich sagte zu ihr, lass uns zu dem Spielplatz beim Wildpark fahren und dann können wir immer noch umdrehen.
Wir fuhren dann los, plötzlich schien sie wieder fröhlich zu sein.
Später am Spielplatz hatte sie dann sehr viel Spaß beim Seilbahnfahren und beim Schaukeln.
13:56 Uhr
Eva fragt, wieso ich nicht auf sie aufpassen will.
Wieso ich weggegangen sei.
Ich musste ihr erklären, dass eines Tages ihre Mama sagte, dass ich weggehen muss.
06.02.2021
17:18 Uhr
Eva sagt, ich hätte, als sie noch ein kleines Kind war, als ich noch bei ihnen wohnte, nicht auf sie aufgepasst.
Das hätte ihre Mama ihr gesagt.
Mama hätte Fieber gehabt und ich hätte nur auf dem Tablet rumgespielt.
Ich habe ihr erklärt, dass jede Geschichte immer mindestens zwei Seiten hat und Menschen meist nur ihre Seite sehen können.
07.02.2021
13:40 Uhr
Ich spreche mit Eva und frage sie, ob sie zu Hause bei Mama auch so viele Folgen von Yakari, dem kleinen Indianer, ansehen darf.
Sie sagt nein.
Ich frage sie, warum nicht, darauf als Antwort, sie hätte kein Tablet mehr.
Ich frage sie, warum sie denn kein Tablet mehr hat, darauf sagt sie, weil sie haut, kratzt und beißt.
Daraufhin sage ich zu ihr, dass das auch nicht schön ist, wenn sie haut, kratzt und beißt und dass sie die Mama bitte nicht hauen, kratzen und beißen soll.
Anschließend frage ich sie, warum sie denn haut, kratzt und beißt.
Daraufhin redet sie über alle möglichen Dinge, aber eine ihrer Aussagen ist die, dass ich ihr auf die Nerven gehe.
Ich frage sie, warum ich ihr denn auf die Nerven gehe, daraufhin sie: Weil ich mich nicht an die Regeln halte.
Dann sagt sie noch, und das hat sie auch in der Vergangenheit schon häufiger gesagt, dass man Leute, die sich nicht an die Regeln halten, hauen darf.
07.03.2021
Wir sind mit dem Fahrrad in W. am Fahrrad-Parkour.
Eva ist frohgemut bis das Fahrrad ausgeladen ist.
Dann will sie nicht Fahrrad fahren. Sie sagt, sie hat Angst und dass sie, wenn sie die Kontrolle verliert, großen Ärger bekommt.
Und dass sie das Fahrrad nicht mag, weil das Fahrrad immer umfällt. Anschließend tritt sie das Fahrrad mit den Füßen und wirft es noch mehrfach um.
Sie sagt, dass ihr Opa sie anweist, nicht auf dem Sattel, sondern auf dem Gepäckträger zu sitzen.
Als wir ihren Fahrradhelm aufsetzen, wird sie aus Versehen von dem Helmverschluss leicht in die Haut am Kinn gezwickt. Daraufhin verliert sie völlig die Kontrolle, rennt davon, versteckt sich unter Bänken und will insgesamt von nichts mehr etwas wissen.
Insgesamt fällt seit Monaten auf, dass gefühlt jedes vierte Wort aus ihrem Mund „Angst“ ist.
Im weiteren Verlauf der Gespräche rückt Eva damit heraus, dass sie den ganzen Winter über im Hof nicht Fahrrad fahren konnte.
Dass ihr der Opa das verboten hat und dass sie von diesem geschimpft wird.
15:45 Uhr
Während des Spieles am Waschbecken sagt Eva: „Wir sind reicher als du“, das hätte die Mama gesagt. „Wir haben nicht so viel Geld wie du, aber wir sind glücklicher“.
15:55 Uhr
Sie hält sich die Ohren zu. Sagt, sie will nichts hören vom Heimfahren.
Wir rufen ihre Mutter an.
Die Mutter verhält sich jedoch unkooperativ.
Belehrt mich, dass das meine Aufgabe sei, Eva rechtzeitig zurückzubringen, anstatt mich argumentativ darin zu unterstützen, Eva zum Aufbruch zu bewegen.
13.03.2021
13:00 Uhr
Telefongespräch mit Eva.
Ich rufe an und Eva ist am Telefon.
Neben ihr sitzt offensichtlich der neue Partner ihrer Mutter im Homeoffice.
Sie bezeichnet diesen als Papa oder auch „Babbe“ und es ist für mich als Erwachsener sehr schwierig, hier nicht verwirrt zu werden, wer nun gerade gemeint ist, wenn das Wort Papa fällt.
Eva scheint einen großen Mitteilungsbedarf zu haben, kommt aber irgendwann auf die falsche Telefontaste und das Gespräch ist unterbrochen. Ein Rückruf wird aus B. nicht in die Wege geleitet.
Ich rufe einige Minuten später nochmals an. Ihre Mutter ist am Telefon, spricht aber nicht mit mir, sondern mit Eva. Sie klingt sehr gereizt.
05.04.2021
10:30 Uhr
Eva sagt, dass ihr Großvater viel stärker sei und dass er gesagt habe, irgendwann ganz schlimm mit mir zu schimpfen.
Er sei sehr streng.
18.04.2021
In der Tankstelle in B. möchte Eva allerlei Dinge gekauft bekommen.
Im weiteren Verlauf sagt Eva wieder zu mir, dass ich mich nicht an die Regeln halte, aber ihre Mama schon.
Ich frage sie, ob ich schon mal was Schlechtes über die Mama gesagt hätte.
Eva sagt, nein.
Ich erkläre ihr daraufhin, dass es nicht gut ist, wenn Erwachsene vor ihren Kindern schlecht über den anderen Elternteil reden.
Wir entfernen uns von der Tankstelle und Eva sagt mir über die Schulter, dass ihre Mama immer die Wahrheit sagt und ich nicht.
Dann fährt sie voraus, lässt das Fahrrad vor dem Haus der Mutter stehen und läuft in den Hof, wohin ich ihr nicht folgen kann.
Sie kam dann wieder nach oben mit einer Flasche Saft.
Anschließend fuhren wir nach W.
Nach dem Mittagessen ist Eva heute ganz besonders anlehnungsbedürftig.
Sie sagt sogar zum ersten Mal, dass sie mich drücken will.