Der Gang zum Familiengericht bedeutet immer die Bankrotterklärung auf der Elternebene. Eltern schaffen es nicht mehr, über ihr Kind selbst zu bestimmen und damit die Elternautonomie zu wahren, sondern brauchen externe Organisationen oder Personen, die über ihr Kind entscheiden. Dies ist armselig und beschämend.
Vor Gericht gibt es – gerade im Familienrecht – Antragsteller und Antragsgegner. Diese Konfrontation wird durch Anwälte zusätzlich verschärft und immer wieder auch auf die Spitze getrieben. Der dann wirksam werdende Wunsch, „Recht zu bekommen“, vernichtet den letzten Funken an Vernunft, der für das Kind die beste Lösung sucht.
Was dann wirksam wird, ist immer wieder nichts weiter als die politisch-ideologische Doktrin, im (mütterzentrierten) Residenzmodell einen Sieger und einen Verlierer zu küren und dem Verlierer alle Schuld zuzuweisen, weil der Staat sein eigenes konzeptionelles und institutionelles Versagen nicht zugeben und loswerden möchte.
Das zu verstehen und dann noch ruhig und überlegt zu handeln, ist für den von diesem mit Urgewalt wirksamen Mechanismus betroffenen Durchschnittsbürger fast unmöglich. Das Sich-Verlassen auf Rechtsanwälte stärkt die Konfrontation und damit die menschenrechtswidrige Apartheid zwischen Sieger und Verlierer im Residenzmodell.
Das Seminar zur richtigen Aufstellung und zum angemessenen Verhalten als Betroffener vor dem Familiengericht hat zum Ziel, über die Abläufe aufzuklären und optimierte Verhaltensweisen zu vermitteln.
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Hinweise zu Einzelaspekten aus dem Coaching-Alltag
1. Ausufernde Differenzen bis ins Detail
Stelle Dir vor, Du bist Richter.
Vor Dir sitzt ein Elternpaar, das sich nicht einig ist.
Und sie streiten sich seit Wochen, Monaten um eine Umgangsregelung.
Die Akte ist dick, weil allein schon eine Mail aus dem unübersichtlichen Schriftwechsel (Deine von gestern) 6 Seiten (!) lang ist – in TNR12 und eingedünstet auf einzeiligen Abstand und verkürzte Einzüge. Nicht zu reden von den anwaltlichen Schriftsätzen.
Jeder Umgangs-Antrag umfasst ohne die Personenvorstellung und die Begründung schon mehrere Seiten Text mit vielen Punkten und Unterpunkten.
Dein letzter Schriftsatz ans Familiengericht umfasst 17 Seiten mit 7 teilweise mehrseitigen Anhängen.
Und er ist nicht Deine erste Vorstellung Deiner Lösungsoptionen als Reaktion auf die jeweiligen Antworten der Mutter.
Wie würdest Du als Richter reagieren?
Und dieser Fall ist der 5. an diesem Tag – und Du weißt, die Fälle stapeln sich und nehmen kein Ende…
Wie viele Stunden würdest Du mit dem ganzen Kleinkram mit diesen Eltern in einer Verhandlung weiter streiten bzw. dem Streit zusehen, bevor Du den Hammer fallen lässt?
Das ist ja zunächst alles OK. Was die Eltern unter sich regeln, ist immer OK.
Wenn aber einer dabei die Nerven verliert und mit dem ganzen Kram vor Gericht geht, funktioniert das alles nicht mehr.
Was da abläuft, ist brandgefährlich und erfordert einen Richter, der maximal entspannt ist.
Jetzt ist das Ganze schon vor Gericht.
Und das schriftliche Klein-Klein geht endlos und uferlos weiter.
Natürlich verstehe ich Dich. Und Du hast ja auch nicht die Nerven verloren.
Es war – wie meist – die Mutter.
Und warum? Weil sie damit rechnen kann, dass der familienrichterliche Hammer zu ihren Gunsten fallen wird.
Ich bin nicht Richter. Aber schon mich belastet das alles so sehr, dass ich Dich warnen muss.
Ich habe den Vergleich zu Tausenden anderer Fälle und kenne die familiengerichtliche Praxis quer durch das Land.
Manchmal wundere ich mich, wie gechillt Richter sein müssen, dass ihnen der Geduldsfaden immer noch nicht reißt und manchmal verstehe ich sie, wenn dieser reißen sollte.
Ich weiß, das hilft Dir nicht.
Ich mahne nur: Wenn schon die Mutter meint, sie könnte es sich leisten, ihre Befindlichkeit zum Maß aller Dinge zu machen, weil sie damit rechnen kann, dass sie bedient werden wird, solltest Du dabei maximal strategisch auf Reduktion und Deeskalation (auch im Umfang!) gepolt sein.