Die Grafik ist ein Zitat aus dem Film „The Wall“ von PINK FLOYD
From: Lothar G. Kopp
Sent: Thu, 09.April 2020 12:57:18
To: info@bmfsfjservice.bund.de
Subject: Kontaktformular: Nachricht von Lothar G. Kopp
Guten Tag,
als Staatsbürger, Familienvater und politisch Interessierter frage ich mich, warum weder Medien noch unsere Familienministerin die Lebenswirklichkeit nicht zur Kenntnis nimmt, nämlich dass mit Blick auf häusliche Gewalt Frauen etwa gleich häufig ihre Partner und Kinder töten wie Männer ihre Partnerinnen und Kinder. Kindstötungen erfolgen sogar zu fast 75% durch Mütter (durch Väter 18%).
Das wird auch in den Nachrichten verschwiegen. WARUM?
Mit freundlichem Gruß
Lothar G. Kopp
– Dipl.-Päd./Privatier –
14055 Berlin
Wenn solche Anfragen ausführlich beantwortet werden, bieten sie natürlich Stoff für die inhaltliche Auseinandersetzung.
Ich habe mir erlaubt, meine Anmerkungen zu den Antworten des BMaaM in ROT in den Text einzufügen.
28.04.2020
Sehr geehrter Herr Kopp,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Bitte entschuldigen Sie, dass Sie aufgrund der Vielzahl der eingehenden Schreiben erst heute Antwort erhalten.
Im Vorfeld muss ich Sie darauf aufmerksam machen, dass mir die rechtliche Würdigung von Einzelfällen auf Grund der gesetzlichen Zuständigkeiten ausdrücklich untersagt ist. Eine individuelle Rechtsberatung obliegt unter anderem Rechtsanwälten, Notaren und Betriebsvertretungen. Eine Rechtsverbindlichkeit lässt sich aus meiner Antwort deshalb in keinem Fall herleiten.
Warum dieser Hinweis?
Die Frage bezog sich ausschließlich auf die geschlechtsspezifische Betrachtung der Summe der Gewalterscheinungen in der Gesellschaft.
Mit Bezug auf Ihre Anfrage, möchte ich Sie gerne allgemein auf Folgendes hinweisen:
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) möchte natürlich auch Männer, welche sich in einer Krisensituation befinden, besser unterstützen. Beispielsweise haben Männer im Schnitt eine um fünf Jahre kürzere Lebenserwartung als Frauen. Dreiviertel der Suizide werden von Männern und Jungen begangen. 610.000 Männer werden jährlich Gewaltopfer im öffentlichen und privaten Raum. Und auch die meisten Wohnungslosen sind Männer. Deshalb wird in einem Stufenplan das Beratungs- und Hilfesystem für Jungen und Männer stärker ausgebaut, die Vernetzung von Männergewaltschutzprojekten mit den Ländern vorangetrieben und Fakten zur Gewaltbetroffenheit sollen verbessert werden.
Diese Antwort bezieht sich auf laufende Projekte zur Installation von Hilfen. Die Frage ist doch eher, warum wird mit Vokabeln wie „sollen“ argumentiert und nicht darauf eingegangen, warum es für Männer als Opfer keine vergleichbaren Hilfeeinrichtungen gibt wie für Frauen. Mit Formulierungen, dass diese „vorangetrieben“ werden „sollen“, wird nichts weiter intendiert, als den bestehenden Mangel zu kaschieren.
Die Ausgangsfrage bezieht sich doch eher auf den Grund, warum Männer vom BMFSFJ so ignorant behandelt werden und warum bei Hinweisen auf den Mangel mit Absichtserklärungen argumentiert wird.
Ein gutes Beispiel ist das Folgende:
Das BMFSFJ befasst sich bereits seit einigen Jahren mit der Thematik Gewalt gegen Männer. So wurde die Pilotstudie „Gewalt gegen Männer. Personale Gewaltwiderfahrnisse von Männern in Deutschland“ vom BMFSFJ in Auftrag gegeben, um festzustellen, ob und wie Männer befragt werden können, um überhaupt wissenschaftlich solide erfassbar über ihre Gewalterfahrungen zu sprechen und um erste Hinweise auf relevante Gewaltbereiche zu erhalten.
Die Erfahrungen dazu liegen seit 2004 vor.
Seither geschah NICHTS.
Keine große Studie – nur Versandung in Absichtserklärungen.
Warum wird nicht öffentlich erklärt, dass diese Pilotstudie erbracht hat, dass jeder 4. Mann in seiner letzten Partnerschaft Gewalt durch eine Frau erfahren hat? Warum wird nicht die Gesamtbetroffenheit durch Gewalt für Männer formuliert und öffentlich verbreitet?
Warum gibt es keine Plakataktionen für durch gewalttätige Frauen betroffene Männer?
Links (Studie ist nur als Download verfügbar):
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/studie–gewalt-gegen-maenner/84660
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/gewalt-gegen-maenner/95644
Die Befunde für die Gewalterfahrungen von Männern in den einzelnen Lebensphasen fallen unterschiedlich aus.
- Eine positive Entwicklung lässt sich im Bereich Kindheit und Jugend feststellen: Obwohl die Belastung mit körperlicher Gewalt in der Kindheit und Jugend insgesamt offenbar zunimmt, scheint die körperliche Gewalt in der Erziehung abzunehmen.
- Die Gewaltbelastung von Männern ist im Erwachsenenalter deutlich geringer als in der Kindheit und Jugend. Die Ergebnisse dieser Studie weisen darauf hin, dass ein Großteil der körperlichen Gewalt gegen erwachsene Männer in der Öffentlichkeit stattfindet.
- Im Bereich Gewalt in der Partnerschaft kann zwar jede Form der körperlichen Gewalt vorkommen, es scheint aber vor allem um psychische Gewalt und soziale Kontrolle, die Frauen gegen bzw. über ihre Beziehungspartner ausüben, zu gehen.
Es scheint? Warum leistet sich ein Bundesministerium im 8. Jahrzehnt dieser Bundesrepublik und bei vergleichsweise überbordenden Leistungen für Frauen im Bezug auf Männer nur Vermutungen?
Warum zeigt sich keine Scham über diesen blamablen Zustand?
Zu den unterschiedlichen Formen und Ausprägungen enthält die nicht repräsentative Pilotstudie des BMFSFJ somit Hinweise. Anders als bei gewaltbetroffenen Frauen gibt es jedoch bislang keine belastbaren Erkenntnisse, ob und gegebenenfalls welchen konkreten Unterstützungsbedarf gewaltbetroffene Männer haben und ob und gegebenenfalls welche Maßnahmen über die derzeit bestehenden speziellen Hilfeangebote hinaus zur Deckung des Bedarfs geeignet sind.
Um entsprechende Erkenntnisse zu erlangen, hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ein Fachgremium mit Vertretern der Männerarbeit in Deutschland sowie Männerforschern, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Bereich der Gewaltforschung eingerichtet, das sich mit der Thematik Ausmaß, Folgen und Hilfebedarf von gewaltbetroffenen Männern befasst.
Der vom BMFSFJ einberufene Arbeitskreis „Geschlechtsspezifische Aspekte von Gewalt in Haushalten und Partnerschaften – im Fokus Männer“ war ein hochrangig besetztes Fachgremium aus Vertretern der Männerarbeit in Deutschland, Männerforschern sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Bereich der Gewaltforschung. Eine zentrale Aufgabe des Arbeitskreises war es, die aktuelle Diskussion insbesondere im Bereich gleichstellungsorientierter Männerorganisationen aufzugreifen und einen themenbezogenen Austausch zwischen Männer- und Frauenforschung herbeizuführen.
Ein wichtiger Bündnispartner für diese Fragestellungen ist das Bundesforum Männer, dessen Aufbau auch durch das BMFSFJ gefördert wird (http://www.bundesforum-maenner.de). Das Bundesforum hat für seine Arbeit eine sog. Plattform beschlossen, die Grundlage der Arbeit ist. Einer der dort beschriebenen Eckpunkte geht explizit auf die Frage der Gewaltbetroffenheit der Männer ein.
Im Hinblick auf die Arbeit des Hilfetelefons Gewalt gegen Frauen ist noch anzumerken, dass schon die Gesetzesbegründung deutlich macht, dass die Bundesregierung, sobald zu den konkreten Bedarfen gewaltbetroffener Männer belastbare Erkenntnisse vorliegen, prüfen wird, welche bundespolitischen Schritte zur Verbesserung des Schutzes männlicher Gewaltopfer geeignet und umzusetzen sind.
Sobald vorliegt, wird geprüft…
Warum wurde nicht getan – und zwar im selben Umfang und im selben Tempo wie für Frauen?
Warum wieder nur Vertröstungen auf mögliche Ergebnisse in der Zukunft, die dann natürlich erst noch geprüft werden?
Diese Antwort ist ein klägliches Zeugnis des politisch gewollten, bewusst inszenierten und sorgsam weiter gepflegten Mangels.
Gewaltbetroffene Männer können ebenso wie von häuslicher Gewalt betroffene Frauen das „Gesetz zur Verbesserung des zivilgerichtlichen Schutzes bei Gewalttaten sowie zur Erleichterung der Überlassung der Ehewohnung bei Trennung“, das selbstverständlich für beide Geschlechter gilt, in Anspruch nehmen, sofern sie bereit sind, Hilfe zu suchen. Sie können sich an Männerberatungsstellen, Opferhilfestellen, z.B. des Weißen Rings, und an allgemeine Ehe- und Familienberatungsstellen wenden. Darüber hinaus steht ihnen der Weg zur Polizei offen.
„Ebenso“?
Uns liegen Fälle vor, in denen ein Mann wegen erlittener Gewalt durch die Frau die Polizei gerufen hat, die dann nicht die Täterin der Wohnung verwiesen hat, sondern das Opfer.
Uns liegt kein einziger Fall vor, in dem der Mann als Opfer mit dem Kind in der Wohnung belassen wurde und die Frau als Täterin der Wohnung verwiesen wurde.
„Ebenso“?
Eine Frau geht bei tatsächlicher, bei subjektiv gefühlter oder aber auch schon ohne diese Begründungen mit dem Kind ins Frauenhaus, trägt Opfererfahrungen vor und wird bedient. Der betroffene Mann wird allein auf den Parteivortrag der Frau hin als Täter behandelt und sieht sein Kind nicht mehr. Über „Frauenhaustourismus“ wird die Frau mit dem Kind quer durch die BRD in ein anderes Frauenhaus verlegt, von wo aus über Verfahrenskostenhilfe für die Klägerin der Mann verklagt wird.
„Ebenso“?
Wo sind dieselben Funktionsmechanismen, die Frauen allein auf den Parteivortrag eines Mannes hin zur Täterin machen, denen dadurch das Kind entzogen wird und für die auf eine Entfernung von mehreren Hundert Kilometern Verfahren geführt werden?
Für gewaltbetroffene Männer gibt es darüber hinaus derzeit drei Einrichtungen, sog. Männerhäuser: in Oldenburg, Berlin und Ketzin/Brandenburg.
Die Frage müsste sein:
Warum gibt es für Frauen über 400 Frauenhäuser, die sich auch noch autonom nennen, um die Gesetzwidrigkeit in einer Parallelgesellschaft damit zu verschleiern und für Männer gibt es nur 3 nicht autonome Männerhäuser?
Genau auf diese Disbalance zielt die Ausgangsfrage ab.
Im Folgenden finden Sie Hilfsangebote für Männer, die Männergewalt aus der Opfer-, aber auch aus der Täterperspektive behandeln.
- Beratung für Jungen, Männer und Väter: ◦https://maennerberatungsnetz.de/
- Arbeitskreis der Opferhilfen ◦ADO – Zusammenschluss unterschiedlicher, professionell arbeitender Opferhilfeeinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland
◦Mitglieder: https://www.opferhilfen.de/verein/
◾persönliche Betreuung nach der Straftat über Hilfestellungen im Umgang mit den Behörden
◾Erholungsprogramme
◾Hilfescheck für eine anwaltliche Erstberatung bei einem frei gewählten Anwalt
◾Rechtsschutz
◾Hilfescheck für eine kostenlose psychotraumatologische Erstberatung bei Belastungen in Folge einer Straftat
◾Begleitung zu Gerichtsterminen
◾Vermittlung von Hilfen anderer Organisationen
◾bundesweites Opfer-Telefon Weißer Ring: 116 006
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit Häusliche Gewalt (BAG-TäHG e.V.) ist ein interinstitutioneller, interkultureller Dachverband für Täterarbeitseinrichtungen Häuslicher Gewalt in Deutschland.
Wo ist die gendergerechte Formulierung „Täterinnen- und Täterarbeit“?
Wir sind Einrichtungen, die mit Tätern und Opfern häuslicher Gewalt arbeiten, Opferschutz leisten und gewaltpräventiv wirken.“…“ Ermöglicht und unterstützt wurde die bisherige Vernetzung und die Entwicklung der Standards vom Bundesministerium für Frauen, Senioren, Familie und Jugend BMFSFJ.
Auch Männer stehen vor besonderen Herausforderungen, Konflikten und Problemsituationen – wenn dies auch nicht vergleichbar ist mit dem Unterstützungsbedarf, den Frauen haben.
Dies ist eine Behauptung, die weiter dadurch möglich gehalten wird, weil jede weitere Forschung zu den Bedarfen von Männern verhindert wird, aktiv gesteuert durch das BMFSFJ – eher ein BMaaM (ein Bundesministerium für alle, außer für Männer zwischen 18 und 65)
Das BMFSFJ fördert ab Februar bis Mitte 2022 das Projekt „Männer stärker in die Gleichstellungspolitik – Vernetzung, Beratung, Ansprache und Unterstützung“ vom Bundesforum Männer (Gesamtfördersumme: 1,15 Mio. Euro). Ziel ist die qualitative Weiterentwicklung der Männerberatung und -arbeit, flächendeckende Vernetzung und Unterstützung des Auf- und Ausbaus der männerfokussierten Beratung. Weitere Informationen finden Sie auf www.bundesforum-maenner.de .
Warum werden dann nicht diejenigen einbezogen, die eben damit die meiste Erfahrung haben? Über 11.000 Anwesenheiten in den öffentlichen Beratungen, rund 3000 Einzelfälle bei 150 Neufällen jährlich – und das allein in Karlsruhe.
Warum wird diese Ressource an Erfahrung nicht genutzt?
Sollen eher 1,15 Mio. Euro als Alibi herhalten, um jede Weiterentwicklung kontrollieren und deckeln zu können?
Als ein weiteres Projekt wird die Weiterbildung von Multiplikatoren für männerfokussierte Beratung durch den Sozialdienst katholischer Männer – SKM Bundesvorstand e.V. gefördert. Es baut die Beratungskompetenzen von Männern in vorhandenen Beratungseinrichtungen aus und hilft Fachkräften, ihre beruflichen Kompetenzen für die beratende Praxis mit Jungen und Männern in Krisensituationen zu erweitern. Dieses Projekt wird vom BMFSFJ bis Oktober 2022 mit insgesamt rund 800.000 Euro gefördert.
Weitere Informationen auf http://www.skmev.de/
Aufgebaut wird außerdem die bundesweite Fach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz. Sie soll u.a. Kommunen und Ländern dabei helfen, neue Unterstützungsstrukturen zu etablieren und bestehende Männerschutzprojekte fachlich zu begleiten. Die Landesarbeitsgemeinschaft Jungen- und Männerarbeit Sachsen e.V. (Dresden) erhält dafür bis September 2022 eine Förderung in Höhe von mehr als 1,5 Millionen Euro.
Weitere Informationen auf http://www.maennergewaltschutz.de/ .
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meiner Antwort behilflich sein und wünsche Ihnen alles Gute.
Die Ausgangsfrage wurde wortreich umgangen:
Warum nehmen weder die Medien noch unsere Familienministerin die Lebenswirklichkeit zur Kenntnis?
Kein Wort dazu….
Manchmal sagt das Schweigen mehr als viele Worte.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag