Am 05.09.2019 im mit über 1000 Personen vollbesetzten Kinozelt 1 der Ludwigshafener Filmfestspiele. Während dem Abspann beginnt der minutenlange Applaus für die Leistung einer besonderen Crew für einen besonderen Film.
Schauspieler:
Julia Koschitz, Felix Klare, Lisa Marie Trense, Teresa Harder, Monika Lennartz
Regie: Alexander Dierbach / Buch: Katrin Bühlig
ProduzentInnen: Simone Höller, Michael Smeaton
Redaktion: Claudia Gerlach-Benz (SWR)
Danach startet in einem anderen Zelt das Filmgespräch.
Alle Hauptdarsteller sind dabei, Produzentinnen und Redaktion vom SWR und der Regisseur.
Eingebunden auf dem Podium auch Elmar Riedel vom VAfK Mainz, der als Berater fungierte.
Dass 10 Jahre nach dem Dokumentarfilm „Der Entsorgte Vater“ endlich der Mut aufgebracht wurde, dieses heiße Eisen wieder anzupacken, dafür gebührt besondere Anerkennung dem SWR. Der SWR hatte schon den „Entsorgten Vater“ unterstützt und ist damit der führende Sender zu unserem Thema. Eigentlich war geplant, den Film noch in diesem Jahr zu senden, aus „Quotengründen“ wurde die Ausstrahlung aber ins kommende Frühjahr verschoben. Wer politisch zu denken gelernt hat, weiß, dass da wohl auch politische Gründe eine Rolle gespielt haben könnten.
In der Geschichte des Films zieht eine Mutter mit der Tochter ohne Information an den gemeinsam sorgeberechtigten Vater von Karlsruhe nach Bitburg.
Das ist ein Zitat aus dem Film „Der Entsorgte Vater“, in dem die Mutter aus dem heftigen Fall mit dem ungerechtfertigten Vorwurf des Sexuellen Missbrauchs ebenfalls von Karlsruhe nach Bitburg umzieht.
Der Film reiht obszöne Übergriffigkeiten der Mutter aneinander, die wir aus fast allen Fällen kennen. Als der Anwalt der Mutter ihr erklärt, was er für sie geplant hat, frägt diese besorgt: „Ist das legal?“ Und der Anwalt zerstreut ihre Befürchtungen und macht ihr klar, dass dies üblich und für sie völlig sanktionslos sei. Der damit konfrontierte Vater stellt wie wir alle fest, dass er dazu genötigt wird, nur noch reagieren zu können und selbst jeder Aktion beraubt wurde.
Die Formel, nach der dies alles abläuft:
Die Trennungsintervention in Deutschland funktioniert nach dem mütterzentrierten Residenzmodell mit eingebauter sanktionsloser Missbrauchsoption für die Mutter.
Als der Vater seine Anwältin fassungslos fragt, ob das, was die Mutter macht, doch nicht illegal sei, meint diese, dass es schon eine „Eigenmächtigkeit“ der Mutter darstellt, aber eben keine Straftat. Soviel zur sanktionslosen Missbrauchsoption.
Dass der Moderator des Filmgespräches zwar zur Offenheit aufruft, dann aber dort beschwichtigt, wo es um ideologische Abgründe in der Politik geht und meint, dabei würde es sich eben nur um Meinungsunterschiede handeln, die toleriert werden müssten, verorten ihn im Tal der Ahnungslosen, was den Informierteren auf dem Podium Gelegenheit gibt, mit ihrer Haltung zu brillieren. Besonders die Redakteurin des SWR überzeugt mit ihren Kenntnissen und ihrer Haltung, mit der sie die exzellente Vorlage im Drehbuch umsetzte.
Dass der Moderator die systemkonforme Schablone übernimmt und aus dem „Väteraufbruch für Kinder“ den „Väteraufbruch für Väter“ macht, verdeutlicht schon auf dem Podium die Kluft zwischen Schein und Sein, zwischen politisch korrektem Märchen und Realität.
Es sind tatsächlich die Frauenvereinigungen, die hemmungslos egozentrisch daherkommen: „Frauen helfen Frauen“ oder „Verband der alleinerziehenden Mütter (und Väter)“.
Der Anwalt der Mutter kennt eine „Psychologin“, die das Kind anhören und eine Expertise schreiben wird, in der der Vater als Grund allen Übels dargestellt werden wird. Diese Psychologin stellt sich später als Heilpraktikerin heraus.
Diese Variante stammt aus München, wo eine bekannte Anwältin mit einer Therapeutin zusammengearbeitet hat und in einem Seminar für nicht eheliche Mütter im Gebäude des VAMV Folgendes erklärte:
„Sollte der Vater erste Anzeichen zeigen, dass er mit dem Gedanken spielt die gemeinsame elterliche Sorge beantragen zu wollen, gehen Sie mit dem Vater sofort zu Kiebitz e.V.. Frau G. kann dann bestätigen, dass die Beratung gescheitert ist, wenn die Mutter die gemeinsame elterliche Sorge nicht wünscht, der Vater aber doch. Dies ist relevant für das nachfolgende Sorgerechtsverfahren.“
Zitat hier verfolgen.
Dass eben diese Anwältin von Frauen aus dem Stadtparlament München Unterstützung erfährt, zeigt die politische Dimension dieser Obszönitäten.
Im Film wird der Klassiker mit dem Telefon von der Mutter mit einer besonders derben Variante aufgeführt: Sie stattet die Tochter nach dem „eigenmächtigen“ Umzug mit einem neuen Smartphone aus, in dem die „neue Nummer“ des Vaters eingespeichert ist. Diese führt jedoch auf das Zweit-Handy der Mutter, das diese in ihrem Schrank versteckt. So bekommt die Mutter alle Versuche der Tochter mit, den Vater zu erreichen und deren zunehmende Frustration.
Das Gericht spricht nach dem Entzug des Aufenthaltsbestimmungsrechtes für den Vater auch eine dreimonatige Kontaktsperre aus, was den Vater deshalb furchtbar aufregt, weil in dieser Zeit ein gemeinsamer Urlaub mit seiner Tochter geplant ist mit Aufenthalt am Meer und Schnorchelaktionen, für die die Tochter schon eine Tauchmaske erhalten hat und worauf sie sich besonders freut. Die Anwältin des Vaters macht diesem klar, dass er diese Kontaktsperre unbedingt einhalten muss, um nicht auch noch den Rest des Sorgerechtes zu verlieren.
Die Mutter lässt ihre Tochter im Glauben, dass der Urlaub mit dem Vater dennoch stattfindet und fährt mit ihrer Tochter und gepacktem Koffer zum Haus des Vaters, um sie dort angeblich für den Urlaub am Meer zu übergeben. Natürlich ist der Vater schon enttäuscht abgefahren und die Mutter spielt die Ahnungslose und telefoniert den Vater zum Schein an, um ihn zu fragen, wann er endlich zuhause ist, um die Tochter zu übernehmen. Beide warten auch noch eine Stunde vor dem leeren Haus, was der Tochter den finalen Rest gibt.
Sie zertrümmert ihr Smartphone und wirft die Tauchmaske in den Müll.
Das ist eine sehr konzentrierte Inszenierung, die viele Elemente der vielschichtigen Realität kombiniert. Diese kommt in den meisten Fällen nicht so konzentriert bösartig daher, sondern eher feiner dosiert mit viel mehr subkutaner Hinterfotzigkeit. Im Endeffekt aber nicht weniger folgenschwer.
Und natürlich gibt es auch viele Fälle, die noch viel dreckiger ablaufen.
Damit hat der Film in einer konzentrierten Inszenierung schon einen Schnitt der Realität zusammengefasst.
Mitten aus dem Leben gegriffen ist die Rolle der Großeltern. Die Oma mütterlicherseits zündelt, befeuert den Konflikt und wird damit zur Mittäterin. Ihr devoter Mann wird von ihr harsch unterbrochen, wenn er zaghaft vermitteln möchte.
Die Oma väterlicherseits ist mit ihrem Sohn in Sippenhaft genommen und sitzt in einer Ecke des Gerichtsflurs alleine, weit weg und nur im Sichtfeld der kindesbesitzenden Großeltern mütterlicherseits. Ich muss dabei an die vielen Großeltern väterlicherseits denken, die gestorben sind, ohne ihr Enkelkind je gesehen zu haben.
Auch die neue Partnerin des Vaters wird korrekt gezeichnet. Sie übernimmt die Rolle der einerseits emotional hoch Betroffenen und mutiert zur sachverständigen Therapeutin des Vaters. Damit aber muss sie vor dem Hintergrund des übermächtigen Problems ihres Partners ihre eigenen Themen außen vor lassen. Die Frage der dadurch entstehenden hohen Belastung dieser Partnerschaft bleibt offen. Dass sie schon ein eigenes Kind mitbringt, minimiert die Dringlichkeit der Erörterung eines Kinderwunsches.
Als die Mutter vor ihrer Tochter in Tränen ausbricht, tröstet das Kind und übernimmt in der beginnenden Parentifizierung Verantwortung für ihre Mutter.
Damit beginnt der Prozess, der in fast allen problematischen Elterntrennungen auftritt und vom System (Familienrecht, Familienrechtspraxis, alle Professionen) aktiv mit gestaltet wird: Das Kind mutiert vom unschuldig betroffenen Kind zum verantwortlich handelnden Entscheider.
Als es bei der Anhörung durch den OLG-Richter ihre geritzte Hand zeigt und sagt: „… und das hat der Vater gemacht“, ist die Grenze überschritten. Das Kind übertrifft die Erwartungshaltung der Mutter – ein Element von PAS.
Die Mutter kann sich aus der Verantwortung nehmen, das Kind handelt für sie.
Ich bin gespannt auf den Shitstorm auf den Plattformen der Ausgrenzerinnen: „Dieser Film pathologisiert alle alleinerziehenden Mütter!“ Wetten?
Fakt ist, dass dieser Film mit der Schaufel der Erkenntnis eine satte Ladung mitten aus dem Misthaufen des real ablaufenden obszönen Desasters nach der Trennung von Eltern herausgeschaufelt und auf die Leinwand gekippt hat.
Allein der OLG-Richter reagiert viel zu spät – aber richtig. Er macht den Eltern klar, dass es sich in diesem Fall eben nicht um sein Kind, sondern um das Kind dieser Eltern handelt und dass diese das Problem zu lösen hätten. Dabei droht er offen mit weiteren Konsequenzen. Aber – die dreckigen und perversen „Eigenmächtigkeiten“ der Mutter bleiben unsanktioniert und die Eltern werden mit dem Faktum, dass die Tochter inzwischen schon sich ritzend in den Brunnen gefallen ist und die Ziele der Mutter als ihre eigenen übernommen hat, allein gelassen.
Damit endet der Film offen.
Ich kann aus dem Pool meiner inzwischen 2800 Einzelfälle noch eine Menge mehr Varianten beisteuern und kann bestätigen, dass der Film eben nicht überzogen ist, sondern das, was Eltern-Kind-Entfremdung ausmacht, überzeugend darstellt.
Was der Film nicht leistet, ist die Offenlegung der politisch gesteuerten, aber abgrundtief perversen und im Kern bösartigen Strukturen, die dafür sorgen, dass die Tragödien so ablaufen wie sie ablaufen.
Ich habe zur Zeit wieder die ehemalige Vorsitzende des Familienausschusses im Bundestag als Gegenanwältin in einem Verfahren, für die Spontanumzüge der Mutter (durchaus auch in ein Mietshaus der Anwältin) und Strafanzeigen gegen den Vater zum Standardrepertoire gehören.
Eigentlich müsste mit einem Frontlader der gesamte Misthaufen, der unsere familiale Intervention dominiert, endlich ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gekippt werden.
Dieser Film ist nur ein vorsichtiges Anheben der Ecke des Teppichs, unter dem die politisch gesteuerte gebündelte Schweinerei sorgsam verborgen ist.
Bleibt nur noch, den Macherinnen und Machern dieses Film für ihren Mut zu danken und den Schauspielern, die diesen derben Stoff so perfekt rübergebracht haben.