BNN Rastatt vom 24.12.2004
Franzjörg Krieg ist Sprecher von „Väteraufbruch für Kinder“
Statt gemeinsamer Feier Weihnachtsgrüße nur per Internet

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FÜR MEHR VÄTERRECHTE setzt sich der Bad Rotenfelser Franzjörg Krieg (zweiter von rechts), Sprecher der Selbsthilfegruppe „Väteraufbruch für Kinder e.V.“, ein.
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„KNASTPARTY“: Als der bekannte Schauspieler Mathieu Carriére (zweiter von rechts) medienwirksam für zehn Tage ins Gefängnis ging, war in Hamburg auch Franzjörg Krieg (links) dabei.
Gaggenau-Bad Rotenfels (es). Wenn heute in den Häusern im Lichterglanz der Kerzen die Familien den Heiligen Abend feiern, dann gibt es zugleich auch viele einsame Menschen, die ihr Alleinsein vor allem zu Weihnachten als besonders schmerzlich empfinden. Zu ihnen zählen heute mehr denn je von ihren Familien getrennt lebende Väter, denen der Kontakt zu ihren Kindern von den (allein erziehenden) Müttern verwehrt wird. Selbst nach einem Gerichtsurteil vereiteln manche Mütter das zuvor schwer erkämpfte Kontaktrecht der Väter.
Viele von ihnen fühlen sich mit ihrer Sehnsucht nach ihren Kindern allein gelassen und von den Gesetzgebern benachteiligt. Sie registrieren mit Bitterkeit, dass sie zwar „berechtigt sind, Unterhalt zu zahlen“, nicht aber dazu, das eigene Kind auch regelmäßig zu sehen. Dagegen machen betroffene Väter in den zahlreichen, mittlerweile bundesweit existierenden Selbsthilfegruppen „Väteraufbruch für Kinder e.V.“ – kurz VAfK – mobil.
Aus eigener leidvoller Erfahrung gründete der aus Bad Rotenfels stammende Franzjörg Krieg, seit zehn Jahren „entrechteter Trennungsvater“ von zwei inzwischen 21 Jahre und 12 Jahre alten Töchtern, im Oktober 2001 auch in Karlsruhe eine Kreisgruppe. Der Realschullehrer aus Pfinztal fungiert als kompetenter Sprecher des Vereins, dessen Slogan lautet: „Kinder brauchen beide Eltern“ – auch nach Trennung und Scheidung.
Alleiniges Sorgerecht für Mütter
In der Regel sei die Gesetzeslage jedoch so, dass im Streitfall zumeist den Müttern das alleinige Sorgerecht zugesprochen werde. Der VAfK setze sich daher für eine gesetzliche Gleichberechtigung beider Elternteile ein, denn ein Sorge-„Recht“ habe allein das Kind. Aus diesem Recht auf Umsorgtwerden leite sich die Verpflichtung beider Eltern zur Sorge ab – nicht in erster Linie ein Recht. Allein die Existenz eines „alleinigen Sorgerechts“ ist dem Verein ein Dorn im Auge. „Der VAfK“, so Krieg im BNN-Gespräch, „fordert nicht, die jetzige Situation einfach ins Gegenteil umzukehren, sondern, dass die Beziehung des Vaters zum Kind denselben Stellenwert hat wie die Beziehung der Mutter zum gemeinsamen Kind.“
Das Bundesverfassungsgericht, kritisiert der Sprecher, habe am 29. Januar 2003 entschieden, dass nicht verheiratete Väter auch weiterhin pauschal kein Sorgerecht bekommen und somit laut Krieg die Voraussetzung geschaffen, dass noch mehr verzweifelte Väter an ihrer Situation zu zerbrechen drohen oder schwere gesundheitliche Schäden davon tragen. Nicht verheiratete Mütter würden den Vater selbstverständlich finanziell mitsorgen lassen, würden jedoch eifersüchtig das Privileg des alleinigen Sorgerechts hüten. Über ein gemeinsames Sorgerecht für beide Eltern, so verlangt es das Gesetz, entscheiden die Mütter.
Reduziert auf Alimentation
Ohne Chance, ihren Kindern Vater sein zu können, reduziert auf die Alimentation der Mutter, fühlen sich viele Männer von der Allianz Mutter – Jugendamt – Anwälte – Gutachter – Gericht ausgebootet. Mit der landläufigen Meinung, dass sich Väter nach der Trennung ihrer Verantwortung entziehen möchten, will der Väteraufbruch endlich aufräumen. Die meisten der 60 Mitglieder zählenden Karlsruher Selbsthilfegruppe haben einen zermürbenden juristischen Kampf hinter sich.
Sie kommen jeden Donnerstag mit anderen Betroffenen zusammen, um sich gegenseitig zu beraten, aber auch, um in der Öffentlichkeit auf sich aufmerksam zu machen. Einmal monatlich treffen sich zudem die jeweiligen Kreisgruppen zum Austausch.
„Niemand kommt ohne Leidensdruck auf uns zu“, hat Franzjörg Krieg bei seiner Arbeit für den „Väteraufbruch“ beobachtet. „Eine weinende Mutter bekommt Hilfe, ein weinender Vater disqualifiziert sich vor dem Familienrichter“, beschreibt er ein häufiges Beispiel aus der Praxis. Der VAfK verstehe sich daher auch als Gegengewicht zu den Interessenorganisationen von Frauen, die das alleinige Sorgerecht für Mütter propagieren und den Vater auf seine Funktion als Geldgeber reduzieren wollen.
Krieg und weitere Mitglieder des VAfK unterstützen die Rat Suchenden bei Terminen un schulischen Einrichtungen, Jugendamt und Gericht, als Begleitung bei Treffen mit ihren Kindern, bei der Abfassung von Schriftsätzen. Wie groß der Beratungsbedarf ist, zeigten die 216 Eltern, zumeist Väter, bei 22 Beratungsterminen im Jahr 2003.
„Unsere Betreuung beginnt dort, wo die professionellen Beratungsinstitutionen an ihre Grenzen stoßen, das heißt, deren Beratungskompetenz hört dort auf, wo unsere eigentliche Domäne erst beginnt“, erklärt Krieg und betont: „Aufgrund ihrer eigenen realen Erfahrungen können die Mitglieder des VAfK weit effektiver helfen. Wir wollen nicht besser sein, wir betreuen nur anders“. Allein schon die Präsenz eines Zeugen als Umgangsbegleitung für Väter, die ihre Kinder bei der Mutter abholen wollen, genüge zumeist, dass der Treff reibungslos funktioniert.
Verbitterung und Trauer
Mit der Aktion „Väterliche Weihnachtsgrüße“ bot der VAfK an drei Adventssamstagen in der Innenstadt von Karlsruhe all jenen Eltern, die ihre Kinder beim weihnachtlichen Beisammensein der Familie nicht sehen durften, die Möglichkeit, Weihnachtsgrüße an ihre Kinder in ein virtuelles Gästebuch im Internet einzutragen. Aus den Eintragungen sprachen gelegentlich Verbitterung, oft Trauer und die Hoffnung, künftig mehr mit den Kindern zusammen sein zu können. Laut Schätzung des Vereins sind in und um Karlsruhe Tausende Kinder und deren Väter von dieser schmerzlichen Trennung zu Weihnachten betroffen.
Schauspieler im Knast
Am 12. Dezember begleiteten Mitglieder der Karlsruher Regionalgruppe den bekannten Schauspieler Mathieu Carriére in Hamburg bis ans Gefängnis, wo dieser eine zehntägige Haftstrafe antrat. Der 54-Jährige war zu 5 000 Euro Ordnungsgeld verdonnert worden, nachdem Fotos von ihm zusammen mit seiner achtjährigen Tochter in Zeitungen erschienen waren. Daraufhin hatte ihn seine frühere Lebensgefährtin verklagt. Carriére wollte im Beisein von Medien und etwa 100 Demonstranten mit seiner Haft ein Zeichen setzen – für mehr Rechte von Vätern in gescheiterten Beziehungen, wenn die Mutter das Sorgerecht hat.
Um heute, am Heiligen Abend, Vätern ohne präsente Familie einen adäquaten Rahmen zum weihnachtlichen Beisammensein zu bieten, hat Franzjörg Krieg mehrere Mitglieder des VAfK – wie bereits im vergangenen Jahr – in sein Elternhaus nach Bad Rotenfels eingeladen. „Neben den Vätern werden auch einige Mütter sowie betroffene ‚Zweitfrauen’ der Männer zugegen sein. Die neuen Beziehungen sind durch die finanzielle Situation der Väter oft stark benachteiligt“.
„Wir werden am Heiligen Abend gemeinsam kochen, zum Essen einen guten Wein trinken, danach den sehr gut gemachten Fernsehfilm: „Ohnmacht der Väter“ ansehen und später eventuell in die Christmette gehen“, berichtet Franzjörg Krieg im BNN-Gespräch und bedauert, dass immer mehr Kinder ohne männliche Bezugsperson aufwachsen. Die negativen Auswirkungen dieses gesellschaftspolitischen Problems seien inzwischen allgegenwärtig.
Ansprechpartner ist Franzjörg Krieg: Telefon (0173) 92 90 009 oder E-Mail vafk-ka@gmx.de, Homepage www.vafk-karlsruhe.de.

