DOKUMENTATION und Filmtexte mit Franzjörg Krieg
Vor genau 10 Jahren war die Premiere des Kinofilmes „Der Entsorgte Vater“ am Drehort Karlsruhe, ein Tag vor dem offiziellen Kinostart am 11.06.2009.
Der Film war ein Ereignis, das tief in die Diskussionen um eine desaströse Streitbewirtschaftung nach Trennung und Scheidung mit Kindern eingriff und viele Spuren hinterlassen hat.
Daten, Fakten und Angaben zum Inhalt sind HIER nachzulesen.
Protagonisten
Douglas Wolfsperger, Franzjörg Krieg, Harald Merker, Bernd Sosna, Ralf Bähringer, Birgit Laub (Geigerin am Staatstheater Karlsruhe)
Alle Protagonisten außer dem Regisseur Douglas Wolfsperger sind aus Karlsruhe und Umgebung.
Erste Kontakte
Douglas hatte von mir gehört und vereinbarte ein Treffen mit mir.
28.03.2007 Treffen mit Douglas im Hbf Karlsruhe
In einem 3-seitigen Interview der Frankfurter Rundschau vom 13.06.2009 liest sich die Entscheidung für den Drehort Karlsruhe so:
26.04.2007 Douglas beim Beratungsabend des VAfK Karlsruhe
23.05.2007, ka-news, Entsorgte Väter, Regisseur sucht Freiwillige für Filmprojekt
Drehtermine mit Franzjörg (unvollstd., insgesamt 5 Tage)
18.10.2007 1. Drehtag zuhause
27.10.2007 2. Drehtag Wald
30.10.2007 3. Drehtag Höhle
Douglas suchte eigentlich Fälle, in denen sich während der Drehzeit Entscheidendes ereignete. Er musste feststellen, dass dies nur in seinem eigenen Fall geschah, worauf er nachträglich die gesamte Konzeption änderte und seinen eigenen Fall in den Film mit einbrachte. Deshalb waren Nachdrehtermine nötig.
12.+13. April 2008 Nachdrehtermine mit Franzjörg
Aufführungen bei Filmfestivals
Do 23.10.2008 Uraufführung d. Filmes „DEV“ bei den Hofer Filmtagen, Kino „City“
Fr 24.10.2008 „Der entsorgte Vater“, Hofer Filmfestival, Kino „City“
So 26.10.2008 „Der entsorgte Vater“, Hofer Filmfestival, Kino „Central“
Fr 31.10.2008 SWR Nachtcafé „Väter auf dem Vormarsch“ mit Douglas Wolfsperger
Fr 31.10.2008 „Der entsorgte Vater“ bei den Biberacher Filmfestspielen
Sa 01.11.2008 „Der entsorgte Vater“ bei den Biberacher Filmfestspielen
Di-So 05.-09.11. „Der entsorgte Vater“ beim 22. Internationalen Filmfest Braunschweig
Mi 05.11.2008 CinemaxX 4
Do 06.11.2008 CinemaxX 4
So 09.11.2008 CinemaxX 4
Kinostart
06.06.2009 Preview in Berlin
10.06.2009 Preview in Karlsruhe
11.06.2009 Offizieller Kinostart
Aufführungen mit anschließendem Filmgespräch unter Beteiligung von Franzjörg Krieg
Schon in Biberach gab es die ersten Aufführungen mit anschließendem Filmgespräch mit dem Publikum. Es sollten noch viele Aufführungen folgen, die hauptsächlich von Mitgliedern und Gruppen des VAfK organisiert waren, aber auch von Unis und Hochschulen.
Termine (Auswahl)
12.09.2009 Ansbach
14.07.2010 Ehingen
29.03.2011 „Naxos“ Frankfurt
04.07.2011 PH Heidelberg
28.11.2012 Kathol. Hochschule Freiburg
18.05.2018 „Linse“ Weingarten / Ravensburg
Außerdem:
Uni Mainz, Ev. Hochschule Nürnberg, …
DEV im Fernsehen (unvollstd.?)
- arte 10.11.2010
- ARD 28.06.2011
- Eins plus 25.12.2011
- arte 14.06.2012
- SWR3 30.07.2012
- Phönix 22.09.2012
- NDR 08.05.2013
Der Film bewegte. Es gab kaum ein Medium, das nicht berichtete. In großen Zeitungen gab es bis zu 3-seitige Interviews und Artikel.
Ein Auszug aus meinem Explorer-Listing zu den Artikeln, das aber nur Beispiele aufführt und bei weitem nicht umfassend ist:
Für mich besonders reizvoll waren natürlich die Artikel des VAMV oder in der EMMA, weshalb es mir Vergnügen bereitete, darauf zu antworten.
Antwort an den VAMV
Antwort an die EMMA
Der Film hat bis heute nichts von seiner Aktualität verloren, obwohl seither einige kleine Korrekturen vorgenommen wurden (Unterhaltsrecht und Sorgerecht).
Trotzdem bleibt die systemimmanente Geringschätzung von Vätern aus Frauenfördergründen weiter bestehen.
Transkription: DER ENTSORGTE VATER
von Douglas Wolfsperger
Auszug – TEXTE von und mit Franzjörg Krieg
10:04:11
Franzjörg: Wir wissen alle genau, ein Kind ist 50 Prozent Vater und 50 Prozent Mutter und zwar nicht nur einfach von der Erbmasse her, sondern auch vom psychologischen Bezug her. Wenn ein Kind ein Elternteil ablehnen muss oder ablehnt, lehnt es 50 Prozent seiner eigenen Identität ab. Und dieses Ablehnen der Hälfte von sich selbst, führt zur Somatisierung, macht Kinder krank.
10:08:07
Franzjörg: Ich bin knapp sechzig, bin Realschullehrer für Musik und Ethik, hab vor 25 bis 30 Jahren die Mutter meiner beiden Kinder kennen gelernt, ebenfalls Realschullehrerin. Es hat dann viele Jahre gedauert, bis sie zum ersten Mal schwanger wurde, es war sehr überraschend, sie hat mir hinterher gesagt, dass sie ohne mir was davon zu sagen, die Pille abgesetzt hat, weil sie fürchtete, nicht mehr schwanger zu werden. Und so kam dann meine ältere Tochter auf die Welt, die ältere meiner beiden Töchter. Mit neun Jahren Abstand dann meine zweite Tochter.
10:10:06
Franzjörg: Als die kleinere im Kleinkindalter war, war das schon außerordentlich schwierig und führte, als die kleinere dann ein Jahr alt war, zur endgültigen Trennung. Ich wollte diese Trennung eigentlich nicht, ich hab immer alles gemacht, um diese Beziehung noch irgendwie zu retten und zu halten, aber die Mutter wollte, …ja, sich selbst verwirklichen. Ist etwas was in diesem, in einem solchen Fall immer als Klischeeausdruck kommt. Sie wollte einfach frei sein um zu verwirklichen, was sie noch so alles im Kopf hatte und …. och, im Gefühl hatte.
10:17:02
Franzjörg: Meine Situation war, dass die Mutter meiner beiden Töchter im übernächsten Haus gewohnt hat, dass meine Töchter keine hundert Meter von mir weg waren, und dass ich sie nicht gesehen hab. Ich hab dann so Sätze gehört wie: Ich will sofort zehntausend Mark von dir, oder du siehst deine Kinder nicht mehr! Also so die typische Kinderbesitzerinnen-Ansprüche, und genauso war die Situation. Ich hab mir dann Hilfe gesucht. Ich hab die Hilfe überall gesucht, in Karlsruhe, ich war beim Kinderschutzbund, ich war beim Jugendamt, ich war überall. Sie haben mich alle nur ungläubig angeguckt und gesagt: Herr Krieg, suchen Sie sich einen Anwalt, wir können nichts für Sie tun. Und als ich dann gemerkt hab, als die ersten Prozesse begannen, die ich geführt hab, dass die Mutter gnadenlos unterstützt wird, egal was sie macht, egal wie sehr sie die Kinder vom Vater abschottet, wird sie vom Jugendamt unterstützt. Die Minimal…, die, das Minimalangebot der Mutter an Umgang wurde vom Jugendamt als Kompromissvorschlag gewertet. Sie haben den, den, das Minimalangebot der Mutter übernommen, haben gesagt: Das ist unser Kompromissvorschlag, den wir in dieser Situation anbieten.
10:21:29
Franzjörg: Ich habe ja die ältere meiner beiden Töchter seit elf Jahren nicht mehr gesehen. Ich bekomme auch keine Information von der Mutter, außer dass sie studiert. Ich weiß noch nicht mal genau, wie die Studiengänge ablaufen oder so. Ich weiß, in welcher Stadt sie studiert, ich weiß, dass sie in Mannheim studiert, vielmehr weiß ich nicht. Ein Bild von ihr hab ich seit vielen Jahren nicht mehr gesehen, ich weiß also nicht, wie sie aussieht.
Ich bin Lehrer, oder ich war Lehrer, inzwischen bin ich versetzt. Ich war Lehrer in einem Bildungszentrum mit Realschule und Gymnasium in einem Gebäude. Als ich am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien 2006 im Computerraum sitze und noch ein paar Sachen erledige, sehe ich neben dem ersten Drucker ein Blatt liegen, da steht drauf Praktikumsbericht. Ein Name, ich stutze, ist ein seltener Name, ich hab den kein zweites Mal gehört, den Namen meiner älteren Tochter, und ich stutze, das, das kann nur sie sein, und da steht drauf, Praktikumsbericht, Praktikum vom soundsovielten September bis 23.12.2006. Und dadurch hab ich erfahren, dass meine ältere Tochter ein viertel Jahr lang neben mir in der gleichen Schule unterrichtet hat. Wir sind uns auf dem Flur begegnet, nur ich hab sie seit Jahren nicht mehr gesehen, ich hab kein Bild mehr von ihr gesehen, von wegen Informationspflicht der Mutter, ich weiß nichts über sie, außer dass sie studiert, ja? Und, ich hab kein Bild mehr von ihr, nichts. Und anscheinend sind wir uns ein viertel Jahr lang auf dem Flur aneinander vorbeigelaufen, sie hat mich erkannt, aber ich sie nicht.
Wenn ich eine Tochter, die ich nur noch, von einer anonymen Banküberweisung – die ist ein Posten auf meinem Kontoauszug, mehr ist sie nicht, mehr hab ich nicht von ihr – wenn ich weiß, da gibt es eine Tochter, ich bin ihr Vater, sie weiß, ich bin ihr Vater, dieses Vater-Kind-Verhältnis wird irgendwo gelebt, aber auf eine völlig absurde Art und Weise. Und, ich weiß ja gar nicht, was in mir alles abläuft und wann das irgendwie in einer Art und Weise rauskommt, wie ich das nur noch, nur fürchten kann.
10:29:57
Franzjörg: Also du bist jetzt so ein typischer Einzelkämpfer, und ich lern – ist selten, dass ich so einen Einzelkämpfer kennen lern, denn normalerweise kommen die Väter zu mir, weil sie bewusst Rückhalt in der Gruppe suchen. Und als Einzelkämpfer schaffst du es eigentlich fast nicht.
30:10
Vater 2: Du bist am Ende.
30:11
Franzjörg: Du rennst nur gegen Beton an.
30:12
Vater 2: Du rennst…, schlimmer wie Bunker…, gegen Bunkerwände, rennst du.
30:17
Franzjörg: Also die wichtigste Hilfe, die wir inzwischen institutionalisiert haben, ist die Tatsache, dass du … ein Verfahren um Umgang und Sorge, nicht Unterhalt, aber Umgangsrecht, Sorgerecht, brauchst du keinen Rechtsanwalt.
10:30:34
Vater 2: Woher kennst du dich jetzt so gut aus da, mit so ’nen Dingen?
30:37
Franzjörg: Ich bin dreizehn Jahre hoch betroffener Trennungsvater, hab meine älteste Tochter, die ältere von den beiden, seit über elf Jahren nicht mehr gesehen und hab deshalb vor sechs Jahren den Väteraufbruch für Kinder – Kreisgruppe Karlsruhe gegründet, bin der Sprecher dieser Gruppe und seit wir den Landesverband gegründet haben, der erste Vorsitzende des Landesverbandes. Und da ich so fünf bis zehn Stunden täglich in dieser Arbeit drin bin, nach sechs Jahren hast du das entsprechende Know-how.
10:31:33
Franzjörg (am Handy): Hallo? Ja. Nee, ich hab im Moment für dich keine Zeit, aber den Antrag, da geh ich morgen dran, ich schreib morgen den Antrag. Ja, ja, du musst sie auf jeden Fall pünktlich zurückbringen… Das ist durchaus möglich. Denn wenn du die, den Umgang überziehst auf diese Entfernung, da bist du sofort der Kindesentführer deiner eigenen Tochter. Da hast du keine Chance. Sie kann 700 Kilometer weit weg ziehen, nach Lübeck, aber wenn du eine Stunde oder zwei Stunden überziehst, die Umgangszeit, 700 Kilometer von der Mutter weg, dann bist Du ein Kindesentführer.
32:15
Franzjörg: Der Brennstoff, der herkommt, um fünf bis zehn Stunden am Tag das zu machen, ist natürlich zunächst mal, ’ne ohnmächtige Wut über die Situation, nicht nur meine Situation, sondern ich musste ja kennen lernen, dass ich nicht der einzige bin, sondern, dass das politisch gewollt ist, die Strukturen. Und zunächst war es die ohnmächtige Wut, die umgeleitet werden musste, die nicht selbst zerstörerisch werden musste, sondern, ich habe das Glück gehabt, diese, diese, diesen Brennstoff zu nutzen, um ne positive Orientierung, ne gesellschaftspolitische Orientierung draus abzuleiten. Und das wurde dann zunehmend politisch bewusster. Also es war dann nicht mehr nur die eigene, die Wut über die eigene Situation, oder das eigene Schicksal, sondern es wurde zunehmend eine ganz bewusste gesellschaftspolitische Aktion.
10:45:40
Franzjörg: Hier in dieser Höhle waren wir mit unserer älteren Tochter sehr oft. Die Wochenenden haben wir hier in der Nähe verbracht, zum Beispiel in der Schwäbischen Alp und die Ferien, die haben wir im Ausland verbracht.
Ich hab jetzt ein Bild im Kopf, da hab ich sie als Kleinkind durch eine Höhle in Griechenland getragen, auch durch Schlüfe durch. Das heißt, ich musste auf allen Vieren kriechen und hab sie dabei im linken Arm gehabt, als gepampertes Kleinkind.
Sie hat mir irgendwann mal gesagt, als ich sie drauf angesprochen hab, Du kannst dich doch sicher noch dran erinnern, wie das war und funktioniert hat, wie wir vorher als Tochter und Papa zusammen funktioniert haben. Dann hat sie mir gesagt: Was da früher war, da kann ich mich nicht mehr dran erinnern. Das ist alles weg, das ist wie gelöscht.
46:49
DW: Möchtest du denn deine Tochter wiedersehen?
46:51
Franzjörg: Ja, sicher. Wenn ich wüsste, wie ich das am besten mache. Ich hab sie eingeladen, zu jedem Geburtstag hat sie zum Beispiel von mir einen Gutschein bekommen, über ein Essen ihrer Wahl. Ich hab irgendwas signalisiert: Ich bin da, du kannst kommen! Sie ist nie gekommen.
47:56
Franzjörg: Mir wurde schon geraten, fahr doch einfach mal hin! Steh doch einfach mal vor der Tür! Aber ich weiß, wie sie tickt, wie die Mutter tickt. Ich fürchte, es wird mir als Aggression ausgelegt, denn ich spioniere ihr nach und dieses Nachspionieren, sie aufsuchen, obwohl sie ja nicht will, dass ich weiß, wo sie ist, deshalb hab ich ja keine Adresse von ihr, ich hab nichts von ihr, kein Angaben von ihr. Und sie sorgt auch dafür, dass es keine Angaben gibt, sie ist auch nicht im Telefonbuch, ja. Sie versteckt sich also, und sie will also nicht, dass ich sie identifiziere und dass ich erfahre, wo sie ist. Und wenn ich diese Sperre, die sie selbst aufbaut, diese Mauer, wenn ich die von mir aus durchbreche, ist das natürlich, kann das auch als Akt der Aggression ausgelegt werden. Und davor will ich mich natürlich schützen. Sonst würde ich das vielleicht machen. Würde einfach mal dastehen. Aber, das sind genau die Mechanismen mit denen wir Männer und Väter reingelegt werden. Von uns wird erwartet, dass wir tun und dass wir machen um irgendetwas hinzukriegen, und wenn wir dann machen, dann wird das gewertet, dann liegt das auf der Waagschale und kann dann als sehr gut gewertet werden, kann aber auch als aggressiver Akt gewertet werden. Und, je nach dem kann alles, was du machst, falsch sein. In dieser Situation war ich viele, viele Jahre.
10:03:04
Franzjörg: Es gibt ein Bild bei mir auf der Homepage, das zeigt mich als Vater. Da sitzt sie bei mir auf dem Schoß und ich hab sie so im Arm. Ich hab dann dieses Bild genommen und hab einfach meine ältere Tochter aus diesem Bild gelöscht, so dass sie als leerer Bestandteil auf dem Foto ist. Dieses Bild ist perfekter Ausdruck der Situation, so wie sie jetzt real existiert. Mit der Älteren wage ich keine Prognose, überhaupt keine. Da wurde mir immer wieder gesagt: ah, warte ab, die kommt mal von allein, oder so. Nee, nee, stimmt nicht. Ich hab ganz wenige Fälle, wo ich gehört hab, wo Kinder irgendwann mal von allein kamen, sondern es hat sich irgendwas ereignet, es war irgend… irgendein Schlüsselereignis, das für alle Beteiligten wichtig war, der Tod von irgendjemanden, oder irgendeine andere, eine schlimme Krankheit, irgend etwas, was von außen kommt und das dann die Möglichkeit bietet, dass eine Neuorientierung überhaupt möglich ist. Aber solange so die übliche Schiene läuft, Ausbildung, Beruf und so weiter, da passiert wenig. Vielleicht eine Geburt oder ein Tod. Irgendein einschneidendes Ereignis kann so was verändern.
04:49
DW: Vielleicht wär es ja dann dein Tod.
04:57
Franzjörg: …. Ich weiß nicht…
04:58
DW: Im schlimmsten Fall. Könnt ja sein.
05:00
Franzjörg: Ich weiß nicht, ob sie kommen würde, keine Ahnung. Ich weiß noch nicht mal das.
11:11:27
Franzjörg: Der Fahrer hier, von der Straßenbahn, ist ebenfalls betroffener Vater, hochbetroffener Vater, seit einigen Jahren. Er ist einer aus der großen schweigenden Mehrheit, die nicht an die Öffentlichkeit gehen will. Ich kenne jetzt im Kreis der Väter, mit denen ich zu tun habe, kenne ich außerordentlich viele, ein erschreckend hoher Prozentsatz, die sagen, ich habe mich sterilisieren lassen. Das erste, was ich gemacht habe, nach dem, was ich erfahren habe, wie diese Mutter mit mir verfahren ist und wie diese Mutter mich von meinen eigenen Kindern abgegrenzt hat, das möchte ich nie, nie mehr erleben. Das erste, was ich gemacht hab, mich sterilisieren lassen. Das ist der Zeugungsstreik in Perfektion.
11:13:56
DW: Franzjörg, kannst du dir vorstellen, dass dein Engagement beim Väter-Aufbruch den Weg zu deiner Tochter versperrt hat?
14:08
Franzjörg: Du hast mir vorhin gesagt, demnächst gibt es eine Abschiedsveranstaltung. Deine Tochter wird von der Stadt, hier, an der Westgrenze der Bundesrepublik, nach Berlin gefahren, um eine Abschiedsveranstaltung von ihrem Papa zu organisieren. Und wenn du jetzt aufhörst zu filmen, dann wird sie wieder kommen, glaubst du das wirklich?
Ich bin mir sicher, nicht. Dann gibt’s andere Gründe, wieso sie nicht kommen wird, die Mutter wird dafür sorgen. Wenn die Mutter der Meinung wäre, du als Papa, du wärst wichtig, dann hättest du deine Tochter schon längst wieder gesehen, immer wieder. Weil die Mutter aber meint, da gibt es einen Ersatzpapa, also ist der biologische Papa nicht mehr wichtig, das war halt der Erzeuger, deshalb ist sie weg, ob du filmst oder nicht filmst.