Dieser Artikel ist relevant für Wahlentscheidungen von Vätern und Müttern
Sehr geehrte Frau Dreyer,
als überzeugter Anhänger der Sozialdemokratie stehe ich seit vielen Jahren zur SPD. Neben anderen Säulen steht für mich auch die Gleichbehandlung aller Menschen im Vordergrund. Zum Beispiel darf es bei der Besetzung von Positionen oder dessen Bezahlung keinen Unterschied machen welches Geschlecht oder welche Hautfarbe, Ethnie, Religion oder sonst was ein Bewerber angehört. Ausschließlich dessen fachliche und persönliche Qualifikation sollten zur Entscheidung führen.
Im Zuge einer Trennung habe ich schmerzlich erfahren und erleben, dass familienrechtlich diese Ideologien von der SPD nicht gelebt werden. Aus meiner Ehe gingen zwei Kinder hervor. Ich habe beim zweiten Kind 7 Monate Vollzeit Elternzeit genommen (aus finanziellen Gründen war das beim ersten Kind leider nicht möglich). Ich habe mich an den Eingewöhnungen beteiligt, Artbesuche wahrgenommen, und auch alles andere mitübernommen, was zu einer Elternschaft gehört. Schließlich habe ich meine Exfrau noch bei einem Zweitstudium unterstützt. Wir haben soweit eine Ehe nach modernen Maßstäben geführt, dass ich ihren Namen angenommen hatte. Nun kam die Trennung… Plötzlich waren moderne Maßstäbe indiskutabel. Wechselmodel? „Niemals!“ Ich betreue mit einem Schlüssel von 3/7, der in der Realität zwischen 3/7 und 2/3 schwankt.
Trotzdem werde ich voll zur Finanzierung des Kindesbedarfs herangezogen und habe nur dank des Eigeninteresses der Kindesmutter Mitspracherechte.
Und solange die Kindesmutter nicht ausdrücklich zustimmt (und damit freiwillig auf bis zu 700€ monatlich verzichtet) wird sich nach aktueller Gesetzeslage daran auch nichts ändern.
Diese gelebte Praxis ist das Ergebnis aus einer SPD-geführten Familien- und Justizpolitik seit mehr als 7 Jahren. Vielleicht ist dies mit dem Leitsatz der SPD „Wer eine menschlichere Gesellschaft will, muss die männliche überwinden.“ verbunden.
Warum bin ich in den Augen der SPD seit meinem 18. Geburtstag per Definition ein schlechter Mensch?
Warum ist nach meinem 18. Geburtstag kein Platz mehr im Familienrecht (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, aber nicht Väter mit unehelichen Kindern/Väter in Trennung!) für mich?
Warum wird die PETRA – Studie zum Kindeswohl in Trennungsfamilien von der SPD zurückgehalten und unterdrückt?
Warum interessiert es niemanden, wenn meine Kinder sagen „Papa wir wollen mehr zu dir!“
Warum hat die Mutter das alleinige Entscheidungsrecht wie oft ich als Vater betreuen darf und wieviel ich zu zahlen habe?
Warum zählt eine Betreuungs- und Erziehungsleistung von knapp unter 50% als „Umgang“?
Warum werden Frauen über den Unterhalt immer noch in die finanzielle Abhängigkeit getrieben?
Warum werden Frauen durch diese Familienpolitik immer noch als Hausmütterchen gesehen und in die Altersarmut getrieben?
Liebe Frau Dreyer, bei allem Respekt – auch an ihren Händen klebt das Blut der Tatenlosigkeit. Ich habe erfahren und erlebt, dass sich die SPD von mir als männlichem Individuum abgewendet hat. Das bedeutet nun auch für mich, dass ich mich bis auf Weiteres von der SPD abwenden werde – sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene.
Ich fordere Sie persönlich auf, sich für eine Familienpolitik einzusetzen, die modernen und internationalen Standards entspricht.
Ich fordere Sie persönlich dazu auf, sich dafür einzusetzen, diese Verunglimpfung von Männern aus dem Parteiprogramm zu nehmen.
Ich fordere Sie persönlich dazu auf, sozialdemokratische Werte in der Familienpolitik zu etablieren und die Diskriminierung von Väter zu beenden.
Ich fordere Sie persönlich dazu auf, die PETRA – Studie nach wissenschaftlichen Standards durchzuführen und endlich zu veröffentlichen.
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Müller