Eine Nachbesinnung vom Empfänger
MANNdat hat die Verleihung vom 26.07.2021 nicht nur mit zwei anwesenden Vertretern persönlich begleitet, sondern hat auch einen Aufsatz auf ihre Seite gestellt. Einer knappen Seite der Redaktion folgen 2,5 Seiten Auszüge aus meiner Rede (knapp 10.000 Mal gelesen ist ja auch nicht gerade schlecht. So viele Bücher hätte ich wohl nicht verkaufen können.) Damit haben sie mich selbst zu Wort kommen lassen, wofür ich mich bedanke.
https://manndat.de/vaeter/staufermedaille-fuer-franzjoerg-krieg-geniestreich-in-vaeterfeindlichen-zeiten.html
Und ich muss dem Folgenden vorausschicken, dass wir uns gegenseitig schätzen und uns in vielen Punkten absolut einig sind.
Die Redaktion von MANNdat leitet den Artikel mit folgendem Satz ein:
„Wir wissen nicht, wie er es geschafft hat, aber er hat es geschafft.“
Dieser Satz folgt auf die Bemerkung in der Überschrift:
„Geniestreich in väterfeindlichen Zeiten“
Damit sind wir im Rahmen der üblichen Routinen in Redaktionen. Es gibt kein Interview, sondern die jeweils gelebte politisch-ideologische Identität wird ausdiskutiert und ausgedeutet.
Richtig, das Ganze wirkt wie eine geglückte und raffiniert geplante Inszenierung, mit der ich den väterfeindlichen Staat übertölpelt hätte.
Blödsinn – ich möchte einmal nachvollziehbar schildern, wie sich dieser angebliche „Geniestreich“ tatsächlich abspielte.
Zunächst beruht die Aufmerksamkeit, die ich erzeugt hatte, auf Leistung:
- Der von mir in Karlsruhe gegründete Kreisverein des „Väteraufbruch für Kinder“ entwickelte sich in wenigen Jahren in den Reigen der von der Größe her führenden Kreisvereine der Bundesrepublik mit vergleichbar vielen Mitgliedern wie die anderen 4 größten Kreisvereine in Frankfurt, Köln, Hamburg und Berlin, die allerdings mit ansteigender Größe der Städte in völlig anderen Bereichen angesiedelt sind als das fast schon landstädtische Karlsruhe.
- Schon 2008 begann ich mit dem VÄTERKONGRESS in Karlsruhe eine Kongress- und Tagungstradition, die heute noch mit dem ELTERNKONGRESS weitergeführt wird.
- Ich bin der Einzige in der gesamten Bundesorganisation, der seit Gründung im Oktober 2001 konsequent protokolliert und damit über eine Fallsammlung von 4000 Einzelfällen verfügt, die ich selbst auch persönlich betreute. Jedes Jahr kommen stabil 150 – 180 Neufälle hinzu und etwa 100 Altfälle werden wieder virulent.
- Schon 2003 war ich bei den Bemühungen zur Gründung eines Landesvereines, die inzwischen zu über 20 Jahren kontinuierlicher Tätigkeit geführt haben.
- Ebenfalls 2003 begann ich mit meinen ersten Begleitungen von Betroffenen als Beistand, damals noch nach §90 ZPO und seit der Einführung des FamFG ab dem 01.09.2009 nach §12 FamFG. Inzwischen habe ich über 700 Verhandlungen als Beistand in über 100 deutschen Familiengerichten hinter mir, was wohl noch lange mit großem Abstand unerreicht bleiben wird.
- Von Anfang an führte ich wöchentliche Beratungsabende ein, was dazu führte, dass sich an jedem Donnerstag im Schnitt zunächst etwa 12, später bis zu 18 Hilfesuchende im Schnitt zusammenfanden. In Zeiten von Corona führten wir virtuelle Beratungsabende ein mit etwa demselben Ergebnis. In 2024 hatten wir im Schnitt 16 Anwesenheiten jeden Donnerstag. 50 Beratungsabende ergeben dann mindestens 800 Anwesenheiten jährlich. In 24 Jahren summiert sich das auf bald 20.000 Anwesenheiten auf. Ich kenne keine Beratungsorganisation, die bei dieser Professionalität und OHNE einen CENT öffentlicher Förderung ein solches Ergebnis vorlegen kann.
- Meine Homepagefranzjoerg.de umfasst inzwischen rund 800 Aufsätze mit über 2 Millionen Abrufen. Meine ursprüngliche Absicht, bald ein Buch schreiben zu wollen, wurde damit deutlich übererfüllt.
- In den letzten Jahren entwickelte sich mein Seminarangebot zu einer Staffel von inzwischen 18 Seminaren, die aufeinander bezogen und logisch gegliedert sind. Das ist meine Antwort auf die Herausforderungen durch die politischen Gegebenheiten: Der Verlierer im Residenzmodell kann sich nicht auf das System verlassen. Er muss seine eigene Performance so steuern, dass er unter den gegebenen Verhältnissen das Optimum erreicht. Das ist meist immer noch abgrundtief menschenrechtswidrig – aber immer wieder gibt es trotz Schieflagen im System gute Lösungen.
Die derzeitige gesellschaftspolitische Lage in der Familienrechtspraxis zeigt die Veränderungen durch gute gecoachte Väter. Mütter haben diese Stufe noch nicht erreicht.
All dies umfasste meine ehrenamtliche Arbeit neben meiner vollberuflichen Tätigkeit als Realschullehrer bis 2012 und später auch als Verfahrensbeistand und Umgangspfleger.
Wenn man bedenkt, dass ich davor Musiker und Höhlenforscher war und dass diese Tätigkeiten mich weiter begleiteten, allerdings nach und nach immer weiter ausliefen, ist es logisch, dass ich damit mehrere Leben gleichzeitig lebte und jahrzehntelang im Schnitt nur 5 Stunden jede Nacht schlief.
Wer ein solches Arbeitspensum vorlegt und dabei auch mit Leistung überzeugt, muss sich nicht wundern, wenn er Aufmerksamkeit erregt.
Soviel zum Stichwort Leistung.
Es gab immer wieder einmal Personen in meinem Umfeld, die den Begriff „Bundesverdienstkreuz“ in den Mund nahmen. Die Idee dazu war also schon da. Es gab aber lange keine Bemühung dazu.
Diese kam dann von außen und völlig unvermutet. Eine Schriftstellerin, die noch ein paar Jahre älter als ich war, schrieb mich an und meinte, sie wäre der Ansicht, dass ich das Bundesverdienstkreuz bekommen sollte und dass sie das Bundespräsidialamt deswegen angeschrieben hätte.
Dieses prüfte meinen Fall, wandte sich auch an die Bundesorganisation des VAfK und meinte dann, dass meine Arbeit nicht für das Bundesverdienstkreuz reichen würde, dass aber eine Landesmedaille angemessen sei.
Dass dies dann auch erfolgte, war dem Umstand zu verdanken, dass ich „downgegradet“ wurde.
Das war also kein „Geniestreich“, sondern eher logische Folge meiner Arbeit, kombiniert mit Zufall.
So war das schon mit dem Film „Der Entsorgte Vater“. Der Regisseur Wolfsperger wurde auf mich aufmerksam (Leistung…) und der Rest ergab sich in Kombination mit dem Zufall.
Es gab Personen, die meinten, ich hätte die Annahme verweigern sollen.
Ja, das wäre natürlich auch eine Lösung gewesen, die die Möglichkeit geboten hätte, Gegenpositionen deutlich zu machen.
Ich habe abgewogen, was die Annahme mit der Chance, meine Rede dazu öffentlich zu platzieren, und der Option, auch immer wieder mit der Medaille zu winken und damit Gehör zu ermöglichen, mehr erreichen könnte im Vergleich zu einer klaren Weigerung, diese Anerkennung von einem solchen Staat annehmen zu wollen. Ich habe mich dazu entschieden, das zu machen, was ich als Beistand immer mache: In die Diskussion gehen und argumentieren. Ich bin Realo und kein Fundi. Das war ich als Bauern- und Handwerkersohn schon immer.
Außerdem ist es ein Unterschied, ob eine grüne Vorzeigefrau aus den Ministerien oder ein Kretschmann die Urkunde unterzeichnet. Lasst die Diskussion dazu bei den Grünen, wo sie auch hingehört.
Seit 2022 sind wir auf einer neuen Stufe der gesellschaftspolitischen Diskussion zum Thema deutsche Familienrechtspraxis angekommen. Da es sich inzwischen bemerkbar machen konnte, dass nicht nur einige defizitäre Mütter als Kollateralschäden im mütterzentrierten Residenzmodell das gleiche Schicksal erleiden mussten, wie ansonsten nur Väter, sondern dass diese gesellschaftliche Gruppe langsam aber stetig angewachsen war – sie liegt inzwischen bei 12-15%, je nach Studie – sind die HardlinerInnen unter den IdeologInnen wach geworden und kochen ihr publizistisches Süppchen auf diesem gewinnbringenden Nachrichtenmarkt. Die Fake-Maschine läuft auf Hochtouren.
Dabei muss ich immer wieder belächeln, dass ich als der Vorzeige „rechtsradikale Väterrechtler“ überall kolportiert werde, der „die deutschen Familiengerichte unterwandert“. Die ideologisierten Demagogen und Verleumder haben ein scheinbares Opfer gefunden. Ich lasse ihnen ihr dummes Spielzeug. Ich bin zu alt, um mich darüber aufregen zu sollen.
Die Folge ist das, was ich im Aufsatz „Das Väter-Mütter-Ding“ beschreibe.
Wir leben in spannenden Zeiten und was diese bringen werden, ist noch ungewiss. Aber eines ist sicher: Dieser Hype wird letztlich nicht erfolgreich sein. Er wird aufblühen, Gewinn bringen und wieder abebben, während die Rate der entsorgten Mütter ungebrochen weiter ansteigen wird. Die seit Jahrzehnten eingeschliffene Formel „Mutter = gut, Vater = verdächtig“ hat sich ausgelebt. Es gibt so viele Systemopfer in unserer Gesellschaft und während die 15% Mütter-Opfer weiter wachsen, wachsen auch die 85% Väter-Opfer jährlich unaufhaltsam, summieren sich und verändern die Gesellschaft.
Die IdeologInnen haben ihre Rechnung ohne diese logische Konsequenz gemacht.
Das rächt sich jetzt.
Die Diskrepanz zwischen dem ideologisierten Bild, das Schreiberlinge von mir zeichnen und meinen Erfahrungen vor den Familiengerichten ist gewaltig.
Erst heute Morgen hatte ich eine Verhandlung. Die Richterin hatte bei fast allem, was sie sagte, Blickkontakt zu mir, obwohl weitere 5 Personen im Raum verteilt waren. Das war sicher keine Folge dessen, was über mich zu lesen ist. Und andere RichterInnen, für die ich neu bin, zeigen sich durch das, was über mich im www zu erfahren ist, eher neugierig als ablehnend. Und diese Neugierde gibt mir die Gelegenheit, das zu platzieren, was ich mir für den Rest meines Lebens vorgenommen habe: Die Botschaft.
Das ist Grund genug, denen, die sich mich als Erzfeind ausgesucht haben, dankbar zu sein. Sie werten mich auf.
In einem neuen Fall hat ein bekannter Hamburger Anwalt, der schon vor vielen Jahren erfolglos gegen mich als Beistand bis zum Bundesverfassungsgericht klagte, die Vertretung einer hochdefizitären Mutter in einem Fall von konstruiertem Missbrauchsvorwurf dafür genutzt, um dieses gellende Horn der politischen Diffamierung kräftig mit zu blasen. Ich bin gespannt, welche Abfuhr er in diesem Fall einstecken muss.