In einem System, in dem Väter immer Täter und Mütter immer Opfer zu sein haben, ist logisch, dass Väter immer wieder in Beratungs-Settings dazu aufgefordert werden, sich bei der Mutter entschuldigen zu sollen.
Das fängt bei der Verfahrensbeiständin an, die das Kind frägt, was der Vater tun soll, damit das Kind seinem Vater nochmal eine Chance gibt.
Und es geht weiter bei der Psychologischen Beratungsstelle, in der ein Moderatoren-Tandem den Vater dazu auffordert, über seinen Schatten zu springen und sich bei der Mutter für alles, was diese ihm vorwirft, entschuldigen zu sollen.
(Und wenn jemand meint, das sei ein schlechter Scherz: Das ist in vielen Beratungsstellen blanke Realität!)
Damit wird dem Systemdruck, der Väter pauschal zu schuldigen Tätern definiert, nachgegeben und der Mutter ebenso pauschal Absolution für alles erteilt, was sie sich geleistet hat.
Aus dieser Nummer rauszukommen, ist nicht einfach.
Natürlich ist niemand perfekt und natürlich bin ich kritikfähig und gerne bereit, mich für alles zu entschuldigen, was an Fehlleistung von mir ausging. Aber ich bin nicht bereit, als Sündenbock für die Fehler anderer herhalten zu müssen.
Das so zu verkaufen, dass ich nicht angreifbar bin, ist ein schwieriger Balanceakt. Da ich sowieso als der Schuldige für alles pauschal festgestellt wurde, darf ich nie dominant, nie laut, nie aggressiv, nie zu forsch auftreten. Ich muss immer als ruhig, besonnen, überlegt, reflektiert und versöhnlich wahrgenommen werden – auch wenn es angebracht ist, dass mir der Kragen platzt. Das gehört zur Strategie des paradoxen Verhaltens.
Ein System, das mich dazu zwingt, mich mit solchen Verhaltensstrategien zu beschäftigen, ist pervers. Deutsche Familienrechtspraxis hat viel von dieser Perversion. Und diese ist sorgsam politisch geplant und perfekt organisiert und inszeniert.
Und während ich Betroffene darin schule, diese perversen Verhaltensweisen als Überlebensstrukturen einzuüben, werde ich nicht müde werden, ein System zu entlarven, zu demaskieren und anzugreifen, das mich zwingt, solchen Perversionen Raum lassen zu müssen.