Premiere am 12.03.2006 in den ARD
Tatort-Folge 624
Auf der Seite der ARD wird der Inhalt wie folgt beschrieben:
Eine Serie von Brandstiftungen fordert ihr erstes Todesopfer: Die Rechtsanwältin Claudia von Brück wird erschlagen in ihrer ausgebrannten Kanzlei aufgefunden. Casstorff nimmt mit seinem Team die Ermittlungen auf – und stellt schnell fest, dass die tote Familienrechtlerin alles andere als unumstritten war. So war sie bekannt dafür, geschiedenen Männern den Umgang mit ihren Kindern zu verwehren. Doch auch im privaten Umfeld der Toten bröckelt es hinter der Fassade: Casstorff ermittelt, dass die Tochter, Mechthild von Brück, ein Verhältnis mit dem Lebensgefährten der Ermordeten hatte. Weitere Brände werden gelegt, doch noch immer gibt es keine Spur, die auf die Identität des Brandstifters hindeutet. Ein Abgleich der Dienstzeiten der Feuerwehrleute liefert keine Übereinstimmung mit den Tatzeitpunkten. Casstorff mutmaßt, dass sich der Mörder die Brandserie zu Nutze gemacht hat, um die Tat dem Brandstifter anlasten zu können. Die Ermittlungen konzentrieren sich nun auf das Feld der „Trennungsväter“, die nicht damit zurechtkommen, ihre Kinder nur wenige Stunden im Jahr sehen zu dürfen. Tatsächlich spitzt sich der Verdacht auf den Ex-Mann einer Feuerwehrangestellten zu. Doch damit ist der Mörder noch nicht gefunden…
Soweit die Beschreibung.
Immer dann, wenn die fatalen Folgen des Residenzmodells in den Medien zum Thema gemacht werden, ereifern sich natürlich die Mütterrechtlerinnen, um gegen jeden Zweifel an der unangefochtenen Allmacht aller Mütter über ihre Kinder vorzugehen.
Damals kam auch eine Kritik aus dem DJI, dem Deutschen Jugend-Institut aus München, das heute noch zu 75% von Aufträgen aus dem Bundesministerium für alle außer für Männer zwischen 18 und 65 lebt, und am Vorgehen gegen die Doppelresidenz beteiligt ist:
An
Herrn Volker H….
-Programmdirektion NDR-
Hugh-Gren-Weg 1
22529 Hamburg
Betrifft: Tatort „FEUERKÄMPFER“ vom 12.3.06
Sehr geehrter Herr H….,
sicher bin ich, Dr. Anita H., nicht die Einzige, die Sie wegen der Ausstrahlung dieses „Tatortes“ FEUERKÄMPFER anschreibt, aber ich bitte Sie herzlich, meine Argumente zur Kenntnis zu nehmen und Konsequenzen zu ziehen. Der „Tatort“ ist mir bekannt und wird von mir geschätzt als eine Sendung, die sich oft aktuellen gesellschaftlichen Themen zuwendet und in der Regel gut recherchiert wird. Oft passt es allerdings Menschen nicht, wenn z.B. im „Tatort“ auf drastische Weise Probleme visualisiert werden und sprechen dann – wie ich meine zu Unrecht – von Gewalt, wie ich manchen Eingaben gegen die Sendungen entnehmen kann. Doch meine Einwände gegen den „Tatort“ vom 12.3. sind anders gelagert. Thema war hier die Praxis des Sorge- und Umgangsrechts. Ich befasse mich seit über 20 Jahren mit dem Thema und verfolge aufmerksam und kritisch, was sich auf diesem Gebiet tut, habe Stellungnahmen abgegeben und Artikel verfasst, zum Schluss ein Buch mit herausgegeben (H…./W…: Verrat am Kindeswohl. Probleme von Müttern mit dem Umgangs- und Sorgerecht in hochstrittigen Fällen, München 2003), in dem 40 drastische Fälle dargestellt wurden, in denen sich Mütter Hilfe suchend an mich im DJI oder Frau W… von „Frauen helfen Frauen S……..“ gewendet haben. Als Kennerin dieses Sujets kann ich sagen, dass im Falle des „Tatortes“ vom 12.3. miserabel bzw. eigentlich gar nicht recherchiert wurde, sondern nahezu 1 zu 1 all das umgesetzt wurde, was im Internet durch die Vaterrechtsbewegung und von Protagonisten wie Matussek oder Carriere in der Öffentlichkeit verbreitet wird, z. T. sogar wort-wörtlich!: Hierbei handelt es sich nachweislich um Fehldarstellungen der Problematik mit verheerenden Folgen für die Situation von Frauen und Kindern, die aus guten Gründen den Kontakt zum Vater des Kindes vermeiden bzw. einschränken möchten. Diese Hintergründe werden in der Regel verschwiegen oder falsch dargestellt wie eben auch im „Tatort“, in dem eigentlich alle Fakten seltsam verdreht in Bild und Ton gesetzt wurden (die Einzelheiten kann ich Ihnen bei Nachfrage gerne aufzeigen). Es ist offensichtlich, dass der Regisseur selber der Väterrechtsbewegung angehört, deshalb erlaube ich mir einige Erläuterungen zu diesem Phänomen.
Wäre für den Film gut recherchiert worden, hätte u.a. der ausgezeichnete arte-film „In Nomine Patris – die Interessen der Väterbewegung“ einiges ins richtige Licht rücken können: Die Väterrechtsbewegung ist keine fortschrittliche „Bewegung“, wie der Begriff suggerieren könnte. Es handelt sich hier um rückwärtsgewandte Bestrebungen, die die mühsam erkämpften Errungenschaften der Frauenpolitik aufheben bzw. unwirksam machen möchten und das auch zum Teil bereits erreicht haben – der „Tatort“ ist nun ein aktuelles Beispiel dafür, wie es gelingen konnte, sogar einen Sender wie NDR dazu zu bringen, eine Ausstrahlung zuzulassen, die diese reaktionär zu nennenden Interessen unterstützt. Der Väterrechtsbewegung geht es nicht um Liebe zu Kindern und auch nicht um die Kinder selbst, es geht – und das ist der reaktionäre Kern – um die Wiederherstellung väterlicher Verfügungsgewalt über die Ex-Frauen und die Kinder. In vielen Fällen, die mir persönlich vorliegen, ist es ganz deutlich, dass die Kinder vorgeschoben werden, um das Leben der getrennten Frau mit dem Kind zu stören, permanenten Druck auszuüben um sie finanziell zu ruinieren. Sie nehmen dabei in Kauf, die Frau als auch das Kinder/die Kinder gesundheitlich z. T. schwerstens zu schädigen. Wenn in Artikeln des Vaterrechtlers Matussek z.B. im „Spiegel“ der Begriff „Hölle“ verwendet wird, um die Situation eines Vaters zu beschreiben, der sein Kind nicht so oft sehen kann, wie er möchte (reproduziert im „Tatort“), so wissen solche Autoren nicht, wovon sie sprechen/schreiben. „Hölle“ ist das, was viele Frauen und Kinder erleben mit Vätern, die oft bereits während der Beziehung/Ehe körperliche und oder sexuelle Gewalt gegen die Frau und/oder das Kind ausgeübt, blanken Psychoterror, Vernichtung der Selbstachtung der Mutter ihres Kindes u.v.m. betrieben haben und dieses Verhalten oft genug nach der Trennung fortsetzen! (vgl. die Studie es BMFSFJ von 2004). Der kanadische Soziologe Martin Dufresne (im Arte Film) analysiert, dass es diesen Vätern in den internationalen Bewegungen („Maskulinisten“) um den Widerstand gegen die Gleichberechtigung der Frau geht. Nach der gesellschaftlichen Anerkennung der Gleichberechtigung schließen sich, berichtet Dufresne, die maskulinistischen Männer zusammen, um die alten patriarchalen Verhältnisse wieder herzustellen. Sie werfen den Regierungen vor, mit der Unterstützung von Müttern nach Trennungen die Scheidung zu fördern und möchten hier den Rückwärtsgang einschlagen, um die Abhängigkeit der Frauen wieder zu festigen und Trennungen zu erschweren.
Mit dem neuen Kindschaftsrecht ist dieser Weg in Deutschland bereits eingeschlagen worden, sollen die Frauen über die Kinder an den Mann gebunden bleiben und seinem Einfluss weiter ausgesetzt sein. Die „Mütterschlampen“ (O-Ton im Internet) sollen kein gutes Leben ohne sie haben. Männliches Leid wird als Skandal hingestellt, weibliches Leid gilt als normal, nicht der Rede wert. Die Sozialisation und Kultur patriarchaler Männlichkeit wird hier verfestigt, statt in Frage gestellt und verändert, den Bestrebungen nach Entwicklung gewaltfreier und emanzipierter Männlichkeiten wird massiv entgegen gearbeitet. In ihren Medienauftritten und Eingaben an die Politik wird der antiemanzipatorische Einsatz der Vaterrechtsbewegung als Interesse an Kindern und Übernahme verantwortungsvoller Vaterschaft gründlich fehl interpretiert, bzw. bewusst fehlgeleitet. Hier ist der Hebel, um die Wiedereinsetzung männlicher Vorrechte unter dem Vorwand des Interesses an Kindern zu erreichen.
Sehr geehrter Herr H…, da dieser „Tatort“ nun schon mal gelaufen ist, möchte ich Sie herzlich im Interesse der vielen Mütter und Kinder, die unendliches Leid durch Väter erfahren, bitten, zumindest einen weiteren Tatort oder eine von der Sendezeit her ähnliche Sendung zu produzieren, die hier Aufklärung leistet. Ich selber stehe mit meinem Wissen zur Verfügung, zur Not würde ich sogar ein Drehbuch schreiben, dafür liegt mir jede Menge Material vor, das nicht zu einer dermaßen irrealen Geschichte führen würde wie dem Mord an einer Familienanwältin durch ihre Tochter (!) und der Brandschatzung durch einen Vater, der einfach nur sein Kind öfter sehen möchte!
Mit freundlichem Gruß
Dr. Anita H. DJI