Reaktion auf einen Artikel vom 14.07.2025 in der Tageszeitung „Junge Welt“
Die „Junge Welt“ titelt „Vom Staat getrennt“ und trifft damit den Kern des Problems.
Es ist der Staat, der Trennungen inszeniert und moderiert. Zutiefst menschliche Befindlichkeiten im Trennungsgeschehen von Elternpaaren werden durch den Staat benutzt, um ideologisch vorgegebene Agenden umzusetzen.
Soweit geht aber der Artikel nicht. Er deutet nur vorsichtig an und geht dann nicht in die Tiefe.
Das verwundert nicht. Die „Junge Welt“ ist ein Blatt der politisch linken Szene und textet: „links & bündig gegen rechte Bünde“.
Kritik an staatlich gesteuerten Abläufen in einem linken Blatt?
Das ist bemerkenswert und lohnt den Aufwand der Analyse.
Die Aufzählung der Defizite im deutschen Familienrecht ist nicht neu, kommt von allen Seiten und das schon seit Jahrzehnten:
- In Deutschland kommt es nach einer Trennung im Vergleich zu anderen Ländern öfter zu Kontaktabbrüchen zwischen Kindern und einem Elternteil
- Missachtung von Grundrechten bis hin zur Menschenrechtswidrigkeit, was vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte vielfach bestätigt wurde
- Missachtung der Rechte des Kindes – trotz Betonung des „Kindeswohls“ – und eher Abwägen der Elternrechte gegeneinander
- Im Interesse von Müttern Abkehr vom Verschuldensprinzip: Rund ein Fünftel aller Trennungsmütter schafft eine Entfernung von mehr als 100 km zwischen Vater und Kind – bezahlen dafür muss aber der Vater
- Die parlamentarische Versammlung des Europarats verabschiedete im Oktober 2015 die Resolution 2079 mit der Überschrift: »Gleichheit und gemeinsame elterliche Verantwortung, die Rolle der Väter«. Weil sie in mehreren Punkten Dinge empfiehlt, die in Deutschland im Widerspruch zur Rechtslage stehen, hat der Bundestag sie nicht übernommen.
- Skandalöse Ausbildungsmängel bei der Ausbildung von Richtern und Verfahrensbeiständen
- Inkompetenz und strukturelle Mängel bei den Jugendämtern
- Offizielle Duldung von Missachtung der Familiengerichte und der Rechtsordnung durch Mütter, indem z.B. bestimmte Verstöße nicht ins Strafrecht übernommen werden. Während Väter auch ohne jede Verifizierung von Straftaten vor die Strafgerichte gezerrt werden, unternimmt der Staat alles, um Mütter vom Übergang aus dem Familienrecht ins Strafrecht zu bewahren.
Der Autor Ralf Hutter ist Journalist und Autor des kürzlich erschienenen Buches:
»Staatlich erzeugte Halbwaisen. Wie Gerichte und Jugendämter systematisch Trennungsfamilien zerstören«.
Mit dem Titel „Staatlich erzeugte Halbwaisen“ trifft er ins Schwarze, um gleich danach wieder abzulenken: Wie Gerichte und Jugendämter systematisch Trennungsfamilien zerstören. Nein, es sind nicht vorrangig die Gerichte und Jugendämter. Ohne diesen die Verantwortung absprechen zu wollen und ohne deren Mängel ignorieren zu wollen, muss aber festgestellt werden, dass im Hintergrund die Politik alles steuert. Der Fisch stinkt vom Kopf her. Die Richterschaft hat geschriebenes Recht in Praxis umzusetzen. Wenn schon der Fehler beim geschriebenen Recht liegt, können nicht die RichterInnen für alle Folgen verantwortlich gemacht werden.
Wenn der Staat dafür sorgt, dass es 85% Frauen in Jugendämtern gibt (und niemand fordert eine Männerquote!) und dass Jugendämter völlig ohne jede Kontrolle im eigenen Saft vor sich hin dilettieren, sind nicht die Jugendämter selbst für alles verantwortlich. Es ist die politische Führung, die die Bedingungen genauso behält, dass das bewirkt wird, was wir alle kritisieren.
Im Artikel wird ganz zu Beginn in einer grammatikalisch unscheinbaren Bemerkung auf die Verantwortlichkeit der politischen EntscheidungsträgerInnen hingewiesen:
„Das hat auch mit der Gesetzes- und Ausbildungslage zu tun, also den politisch gesetzten Rahmenbedingungen.“
Und das wars dann auch schon mit der Kritik am grundsätzlichen Problem.
War es die Chefredaktion dieses linken Blattes, die deutlichere Aussagen verhinderte?
An anderen Stellen habe ich immer wieder darauf hingewiesen, dass die Politik bewusst gesetzgeberisch organsiert hat, dass jedem Trennungskind durch Überstülpen eines politisch gesetzten Modells (Residenzmodell) weitestgehend ein Elternteil genommen wird und dass Politik durch Aufrechterhaltung von hindernden Gesetzlichkeiten (Melderecht, Sozialrecht, Steuerrecht) und durch die Pflege von Narrativen den weitestgehenden Erhalt von beidseitiger Elternschaft (Wechselmodell) verhindert. Am 15.03.2018 konnte dies eindrucksvoll im Bundestag beobachtet werden.
Was geschieht, wenn ein linkes Blatt den Fehler macht, den Einfluss der feministischen Ideologinnen in der deutschen Gesetzgebung nur so am Rande und die väterfeindliche Praxis der Familiengerichte im Besonderen zu rügen?
Die Leserin S.B. aus W. meint: Welchem Bock seid Ihr da aufgesessen mit dem Artikel »Vom Staat getrennt«?
Und E.W. aus B. schreibt: „Hi, könntet ihr euch, bevor ihr so etwas publiziert, mal mit den politischen Verwicklungen bspw. des hier genannten »Väteraufbruchs für Kinder« beschäftigen?“
Ich bin gespannt auf die weiteren LeserInnenbriefe zum Artikel.
Wenn die Verbreitung der Fakten inzwischen so weit fortgeschritten ist, dass sich die Konfrontation im gegenseitigen Lager abspielt, können wir uns entspannt zurücklehnen und genießen.