Ein verzweifelter Trennungsvater trat 2009 einer Mailrunde der Väterszene bei und verabschiedet sich 10 Jahre später aus dieser Runde. Sein Statement dazu finde ich so bemerkenswert, dass ich es hier öffentlich machen will und darf (Danke!).
Meine Zeilen zum Abschied aus der Gruppe:
Bis heute lese ich immer wieder in dieser Gruppe mit und versuche, mich auch in die unterschiedlichsten Meinungen hineinzudenken.
Ich habe als Vater „gekämpft“, damit ich mein Kind weiterhin sehen darf, mit ihr Zeit verbringen darf und an ihrem Leben teilhaben kann.
Fünf Jahre meiner Lebenszeit habe ich am Limit des Erträglichen gelebt. Verzweiflung und Angst, selbst Hass – auf andere Menschen und gegen mich selbst – begleiteten mich. Ich nannte es im ersten Jahr Kampf. Erst danach erkannte ich meinen Fehler, ich versuchte meine Angst in den Griff zu bekommen, meiner Selbst bewusst zu werden.
Heute lebt mein Kind (13 Jahre) seit 5 Jahren bei mir im Haushalt – ohne richterlichen Beschluss, mit Duldung der Mutter.
Auch wenn ich finanziell und gesundheitlich in diesen 5 Jahren des Konfliktes erheblich gelitten habe, bin ich froh, nicht aufgegeben zu haben. Ganz gleich, ob Hausdurchsuchungen oder böse Unterstellungen/Verleumdungen, verhängte Ordnungsgelder durch das Gericht, die soziale und berufliche Ausgrenzung, der Verlust von Freunden oder die aufdringliche Einsamkeit – nie bin ich diversen radikalen Ratschlägen aus dieser Gruppe gefolgt. Das war gut so.
Die Frauen haben es viel leichter, sie sozialisieren/organisieren sich untereinander viel geschickter. Egal, ob sich die Frauen persönlich einmal begegnet sind oder nicht. Es reicht ihnen, wenn eine andere Frau hilfsbedürftig ist. Und wenn es um Kinder geht, da verbietet sich oft die Freundschaft zum männlichen Gegenüber. Da wird einfach zusammengehalten.
Diese Eigenschaft fehlt vielen von uns Männern.
Daran zu arbeiten, gilt es in den Männergruppen, ohne radikal zu werden, ohne Neid oder Missgunst und ohne extremistische Gesinnung. Wir dürfen nur Fakten sprechen lassen und müssen uns unseres Mann-Seins bewusst sein und es bleiben.
Dann haben unsere Kinder eine Chance, ihre Väter so wahrzunehmen, wie sie sind: Unverzichtbar und autonom.
Erst dann werden auch Frauen verstehen, wie unverzichtbar der Vater bleibt. Und erst dann wird es auch in unserer Gesellschaft ankommen.
In und mit der Väterbewegung wurde in den letzten 10 Jahren meiner Anbindung an diese Väterszene viel erreicht für unsere Kinder und für uns Väter. Aber es bleibt noch sehr viel zu tun, damit unsere Kinder Kind sein dürfen. Damit die Jungen zu Männern heranwachsen, mit allen Stärken und Schwächen. Damit die Mädchen zu Frauen heranwachsen, mit allen Stärken und Schwächen. Damit Elternteile auch Eltern mit Verantwortung für ihre Kinder bleiben dürfen, ganz gleich, ob getrennt oder zusammenlebend.
Auch ich werde am Thema bleiben.
Und ich wünsche dieser Gruppe einen konstruktiven Austausch, ohne Verachtung von anders Denkenden oder den Menschen, die nicht alle Dimensionen dessen erfassen können, was sie da gerade tun.
Ich habe aus dieser Gruppe persönlich Menschen kennen gelernt, die mir durch ihren Zuspruch geholfen haben, mir auch konstruktive und hilfreiche Gedanken mitgegeben haben.
Dafür bedanke ich mich und bleibe auch immer für Gespräche und Fragen offen.
In diesem Sinne verabschiede ich mich aus der Gruppe.