Letzte Woche habe ich mich mit einem Deutsch-Türken unterhalten. Junger Typ, 3. Einwanderer-Generation, schon seine Eltern wurden hier in Deutschland geboren.
Er sagte zu mir:
„Im Herzen fühle ich mich nicht als Deutscher, sondern als Türke.“
Das hat mich gewundert, weil er hier geboren wurde, weil schon seine Eltern hier geboren wurden, weil er akzentfrei deutsch spricht, gebildet ist und einen guten Job hat.
Ich fragte ihn also nach dem Grund.
„Ihr Deutschen redet ständig von Integration. Aber in was genau sollen sich Migranten hier denn integrieren?
- In ein Land, das sich selbst nicht leiden kann?
- In eine Gesellschaft, die jede Form von Patriotismus sofort mit Nationalismus gleichsetzt?
- In ein Land, das aus diesem Minderwertigkeitskomplex heraus keine Relativierung mehr kennt, sondern zumindest politisch rein ideologisch handelt und den Gegner immer als radikalisierten Kontrast darstellt?
Ein Land, das seine Identität aus einem tief verwurzelten Schuldkomplex zieht, ist nicht sexy.
Wenn ihr Deutschen noch nicht einmal selbst stolz auf Eure Errungenschaften seid, wie könnt ihr dann hoffen, dass es Migranten sein sollen?
In was also soll ich mich denn integrieren?“
Es zeigte sich, dass er (noch) nicht wusste, dass im Kontext der Familienrechtspolitik dieser verunsicherte Staat extrem ideologisiert handelt und immer wieder vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg als menschenrechtswidrig handelnd erkannt wurde.
Wenn er das ebenfalls kennengelernt hätte, würde er dann – wie viele andere derzeit – wieder auswandern?
Ich lerne immer mehr Männer kennen, die z.B. in die Schweiz oder nach Dänemark auswandern. Interessant wäre, neue Zahlen dazu zu erhalten. Und es sind nicht die unteren Gesellschaftsschichten. Im Gegenteil – es ist die Intelligenz, die mit den Füßen abstimmt.
Ich erkenne darin einen neuen Trend, der sich ausweiten wird.
Ich weiß, dass allein das Faktum, dass ich einen solchen Artikel hier einstelle, dazu missbraucht werden wird, um mich WIEDER als rechtslastig abwerten zu wollen.
Es ist mir inzwischen ziemlich egal. Wer hartnäckig nur noch grunzen kann, muss wohl ein Schwein sein.
Also, ihr Deutschen: Auf was sind wir mit Recht stolz?
Und schon stehen wir am argumentatorischen Abgrund.
Darauf, ein Deutscher zu sein?
Unmöglich. Das wäre Harakiri.
Ja, auf was denn dann?
Zumindest in Sachen Familienrechtspolitik sind wir am unteren Rand des international unter den demokratischen Industrienationen Anerkannten.
Aus unserem Blickwinkel gesehen bleibt vielen inzwischen nur noch, diesem Land den Rücken zu kehren. Unter dieser Regierung ist auch in den nächsten Jahren keine Besserung zu erwarten.
Wer kann in diesem Land mit gutem Gewissen „Willkommenskultur“ pflegen?
Ich sehe diesen Artikel als Anstoß für eine ernsthafte Besinnung zur „Lage der Nation“.
Und ich bin sicher, dass ich nicht der Einzige bin, der sich Sorgen macht.
(Und wieder werfe ich einen Brocken blutiges Fleisch ins Wolfsgehege…)