Ich verfolgte immer die Haltung, dass die Beschuldigung einzelner Professionen nicht zielführend ist, besonders vor dem Hintergrund des Faktums, dass konstruktive Veränderungen seit Jahren ausschließlich von den Professionen kommen und eben nicht von der Politik, die – der Fisch stinkt vom Kopf her – für die desolate Gesamtproblematik die Verantwortung zu tragen hat.
Das bedeutet natürlich nicht, dass berechtigte Kritik nicht erlaubt sei.
Im Gegenteil: Selbst sehr prägnant vorgetragene Kritik muss sich dieses System gefallen lassen, wenn es selbst dazu Anlass bietet.
Kritik am Jugendamt ist ein Phänomen, das tägliche Begleitmusik zu meiner Arbeit ist.
Es gibt einige dominante systemimmanente Problematiken, die dafür verantwortlich sind:
- 85% Dominanz von Frauen ohne jede Quotenforderung
- Völlig fehlende Fachaufsicht – außer einer rein internen Supervision
- Keine Anbindung an die wissenschaftliche Forschungslage
- Verfahrensvorschriften, die eher dem Schutz des Amtes vor Kritik dienen, aber nicht seiner sozialen Aufgabe
- Fehlende Verfahrensweisen bei Missachtung der Regeln im Umgang mit den dem Amt anvertrauten Personen- und Familien-Schicksalen und Amtshandeln ohne jede Verantwortlichkeit.
- Fehlende Transparenz
Schon im Januar 2004 – vor über 20 Jahren! – habe ich meinen Artikel
Hinweise zur Leistungsoptimierung von Jugendämtern aus der Sicht betroffener Väter
veröffentlicht.
Alles, was ich damals formulierte, ist heute immer noch aktuell.
Inzwischen gibt es dazu ein völlig überarbeitetes weiteres Papier, das ich in einem anderen Artikel vorstellen werde.
Die Erfahrungen von Vätern und Müttern mit dem Jugendamt sind immer wieder katastrophal und begleiten mich täglich.
Beispiel 1
„Nach gut 4,5 Jahren Arbeit mit dem Jugendamt N, liegen bei mir die Nerven blank und ich bin mit meinem Latein am Ende.
So viel unprofessionelles Arbeiten entgegen der Vorgaben vor allem aus dem SGBVIII habe ich mit meinen über 50 Jahren noch nicht erlebt.
Beauftrage Familienhilfen für die Mutter (selbst benötige ich keine Hilfe, es gibt Probleme im Haushalt der Mutter) haben nichts anderes zu tun, als auf verleumderische Art und Weise mich als sorgeberechtigten Vater zu verunglimpfen und im Ruf zu schädigen. Berichte werden vorenthalten, Akteneinsicht verweigert, Ausgrenzung bei der Hilfe (entgegen der Vorgabe aus dem SGBVIII). Protokolle aus den Hilfeplangesprächen werden beschönigt, wichtige Dinge unterschlagen, Tatsachen verdreht und auch wieder nur, um mich als Vater in ein schlechtes Licht zu rücken.
Vor einiger Zeit habe ich um Wechsel des Trägers gebeten und dabei auf mein Mitbestimmungs- und Wahlrecht hingewiesen. Als Gründe habe ich u.a. angegeben, fehlende Neutralität, Arbeiten nicht nach Vorgaben des SGBVIII für erfolgreiche schnelle Zielerreichung, verleumderische Berichte, fehlende Aufklärung und Transparenz – um nur Einiges aufzuzählen. Das hat den Mitarbeiter sowie auch den Abteilungsleiter nicht weiter interessiert und es wurde ein Termin vergangenen Dienstag beim Träger anberaumt. Bei diesem habe ich erneut auf mein Wahlrecht verwiesen und mich gegen den Träger entschieden. Der Chef des Trägers beendete sofort das Gespräch. Mir wollte man eine Hilfe aufs Auge drücken, die ich wirklich in keinster Weise benötige und sie wollten mich schon zum Therapeuten schicken (ich bin nicht krank). Das Jugendamt steuerte einen versuchten Sorgerechtsentzug, das OLG sah das anders und schützte mich vor dem Versuch, es gibt zwei wirklich (im Gegensatz zur Kindesmutter) sehr positive Interaktionsberichte von Verfahrensbeiständin und Gutachterin….
Einen Trägerwechsel lehnt das Jugendamt ab.
Es ist einfach unfassbar, was man als gesunder und guter Vater und Mensch ertragen muss von diesem Jugendamt.
Wie können Sie einem von institutioneller Gewalt und von Behördenwillkür betroffenen Vater helfen?
Man ist als Vater oder auch betroffene Mutter total unerfahren mit dem Thema Willkür und institutionelle Gewalt. Man erwartet Hilfe und Rechtsstaatlichkeit und erlebt dann mit voranschreitender Zeit etwas ganz anderes. Dass auch ganz viele Anwälte und sonstige Anlaufstellen doch irgendwie zum „System“ gehören und sich lukrativ in die „Stalldoktrin“ mit einfinden, macht einfach nur fassungslos. Nach vielen Rückschlägen sucht man irgendwann nach anderen Hilfen, um sich selbst zu helfen und stößt dann, wie in meinem Fall, auf Ihre Seite.
Der Versuch seitens des Jugendamtes, mir das Sorgerecht zu entziehen, hat nicht geklappt, entgegen toller vorliegender Interaktionsberichte und das OLG hat das Begehren abgewiesen mit der Aussage „selbst, wenn die Kindesmutter alleinige Sorge beantragen würde, lägen keine Gründe vor, mir das Sorgerecht zu entziehen!“
Ein Erfolg wie ich finde, genau wie der großzügige Umgang.
Hier in meinem Fall geht es mir darüber hinaus darum, der Willkür und dem gesetzeswidrigen Verhalten seitens des Jugendamtes angemessen zu begegnen, um weiteres Ungemach und Leid für viele Elternteile und Kinder zu unterbinden. Es kostet nämlich unendlich viele Nerven und schlaflose Nächte, ständig nur in Rechtfertigung zu sein und korrigieren zu müssen. Es macht fassungslos, wie hier gearbeitet wird.“