Kommentar
zum Artikel von Simone Höhn im Wiesbadener Kurier vom 22.09.2018
„Viele Kinder leiden enorm unter der Trennung der Eltern: Was Experten fordern“
Nach einem griffigen Beispiel („Vier Kinder, aber keines sieht er regelmäßig“) werden drei Experten zitiert: Jürgen Rudolph und die „Cochemer Praxis“, Stefan Rücker und die „Petra-Studie“ und Hans-Peter Dürr und die „KiMiss-Studie“.
Was diese Experten sagen, ist durchaus auf dem Niveau, das wir ebenfalls erkennen und unsere Feststellungen, Mahnungen und Forderungen darauf ausrichten.
„Er beobachtet, dass der verletzte Elternteil selten bereit ist, sich auf eine vernünftige Lösung im Sinne des Kinds zu einigen. Oft schlägt der Frust über eine gescheiterte Ehe oder Beziehung um in Enttäuschung, Bitterkeit, Verzweiflung, Hass. Das wird dann auf Nebenschauplätzen ausgetragen. Viele der Prozesse vor den Familiengerichten sind Stellvertreterkämpfe um die gescheiterte Beziehung.“
Es wird davon ausgegangen, dass der verweigernde Elternteil „verletzt“ worden sein muss. Wir stellen aber fest, dass dieser Weigerung meist gekränkter Narzissmus, Allmachtsanspruch, Dominanzverhalten, Beherrschungssucht und Besitzgier zugrunde liegen. Unser gesamtes System versagt aber darin, dies überhaupt erkennen zu wollen, wenn das Elternteil mit diesen negativen und kindeswohlwidrigen Verhaltensweisen eine Mutter ist.
Dominanzverhalten wird politisch korrekt dem patriarchalen Vater zugewiesen. Punkt. Wenn eine Mutter sich kontraproduktiv verhält, kann dies nie in ihrem eigenen Charakter begründet liegen, denn eine Mutter in Deutschland ist immer „gut“. Wenn sie „Enttäuschung, Bitterkeit, Verzweiflung, Hass“ zeigt, kann dies nie eine selbst zu verantwortende Aktion, sondern immer nur eine Re-Aktion auf eine patriarchal zu verantwortende Verletzung sein.
Dass dies aber keine „Enttäuschung, Bitterkeit, Verzweiflung, Hass“ ist und auch keine Re-Aktion, sondern Narzissmus, Allmachtsanspruch, Dominanzverhalten, Beherrschungssucht und Besitzgier und dies als zu verantwortende Aktion – das ist politisch ideologisch blockiert. Und damit wird auch klar, warum §1684 BGB der am meisten missachtete Paragraph unserer gesamten Rechtslandschaft ist und warum Umgangsboykott in Deutschland nicht ins Strafrecht übernommen wird wie in Frankreich.
Dass unsere gesamte sogenannte Demokratie im Rechtsstaat Deutschland ideologisch verbogen ist – das ist ein Tabu in unserer aufgeklärten Gesellschaft.
Da die politisch korrekte Schere im Kopf (meist selbst gar nicht erkannt) weit vor diesen Überlegungen schon ansetzt, bleibt der im Ansatz gute Artikel in den Anfangsüberlegungen stecken.
Es bleiben nur noch Appelle übrig:
„Voraussetzung ist die Bereitschaft, sich offen und ehrlich auseinanderzusetzen und die Bedürfnisse und Interessen des anderen zu akzeptieren.“
„Daher sei der einzige Weg, eine Trennung für ein Kind so wenig belastend wie möglich zu machen, dass Eltern einen kooperativen Umgang miteinander finden.“
„Die Bedürfnisse und Interessen des anderen zu akzeptieren“ und „einen kooperativen Umgang miteinander finden“ sind aber Eigenschaften, die eben diese Eltern meist nicht (mehr) können. Deshalb haben sie sich ja schließlich auch getrennt.
Und die Experten stellen deshalb auch fest: „Oft sieht die Realität anders aus.“
Und das wars dann auch schon.
Keine Lösung für die Mehrzahl der 10.000den von Fällen, die jährlich vor Gericht landen.
Keine Lösung für die davon betroffenen Kinder.
Keine Lösung für die dadurch entsorgten Elternteile.
Wo bleibt der Hinweis auf das allen ohne jede Prüfung der Kindeswohlverträglichkeit übergestülpte Residenzmodell?
Wo bleibt die Forderung nach einer dringend fälligen Korrektur mit einem Ausweg aus dem allen aufgenötigten Residenzmodell?
Wo bleibt der Hinweis auf die in internationalen Studien festgestellte überwältigend konstruktive Alternative des Wechselmodells – oder besser: der Doppelresidenz?
Wie war das mit der nicht erkannten Schere im Kopf?
Wir brauchen noch viele Generationen von schlauer gewordenen AutorInnen, um aus der zähen Brühe unserer doktrinären Familienrechtspraxis heraus zu kommen.