Ausschnitte
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„Carlas Mutter ist Ärztin. Sie trennt sich von Carlas Vater, als das Mädchen vier ist. Die Facharztausbildung ist noch nicht abgeschlossen, die Dienste im Krankenhaus sind aufreibend. Carlas Mutter findet einen neuen Mann: Rechtsanwalt, gut aussehend, drei erwachsene Kinder, geschieden. Zur neuen Liebe gehört ein neues Baby: Tobias. Ein Junge – und ganz entzückend. Auch für den Anwalt, der das Kleinkind-erlebnis schon hinter sich zu haben glaubte. Carla stört kaum. Nur ist es so, dass auch niemand sie zu brauchen scheint: weder ihr richtiger Vater, der sie verlassen hat, noch die neue Kernfamilie ihrer Mutter. Keine schlimmen Verhältnisse. Nur ein kleines Mädchen, das oft aussieht, als ob es fröre.“
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„Keine schlimmen Verhältnisse, wie gesagt. Natürlich bedeutet Kindheit in Deutschland jede Menge freundlicher Normalität. Warum bleibt trotzdem ein Unbehagen? Angesichts der materiellen Fülle, der Abwesenheit von Krieg und Hunger, müsste das Kinderleben hierzulande eigentlich ein Bild irdischen Glücks sein. Doch Fröhlichkeit will sich nicht recht einstellen: Zu sehr spürt man allenthalben den Mangel an Verständnis und Mitgefühl für Kinder – das ist die eine Seite des Problems. Die andere besteht in der Unfähigkeit, ihnen Maßstäbe und Grenzen zu zeigen; anständig für sie zu sorgen. Wer würde sich trauen, „anständig“ außerhalb des eigenen Wohnzimmers zu definieren? Wo die einen sich aus Ignoranz und Unfähigkeit nicht kümmern, sind die anderen durch verwässerte Restbestände der antiautoritären Ideologie gelähmt. Womit sich natürlich auch Gleichgültigkeit hervorragend maskieren lässt.“
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„Dem Trend zur Trennung entsprechend, hat sich die Quote der Alleinerziehenden in den letzten 25 Jahren mehr als verdoppelt: Waren es 1975 rund 7,5 Prozent aller Kinder, die mit nur einem Elternteil lebten, so sind es heute 17 Prozent. Erzieherinnen und Lehrer berichten von einer Teilgeneration vaterlos aufwachsender Jungen, die dank der rein weiblichen Erziehung nicht etwa sanfter und aggressionsgehemmter, sondern im Gegenteil mit geradezu verzweifelter Aggressivität agieren. Wie auch immer die Abwesenheit von männlichen Erziehern sich im Einzelnen auswirken mag – ob das Vorbild fehlt, die Identifikationsfigur, der strenge Vater, der Kumpel, der Verbündete gegen die Mutter, das Prinzip Kantigkeit gegen das Prinzip Weichheit -, sie wirkt offenbar zum Nachteil der Kinder aus Ein-Eltern-Familien. Wenn man sich einiger darüber wäre, dass es vermutlich für kein Kind besser ist, bei nur einem Elternteil aufzuwachsen, könnte man den Blick vielleicht endlich stärker auf jene Männer richten, die verantwortungslos genug sind, ihre Kinder zu verlassen.“
Mein Leserbrief:
Der Grundintention des Beitrages kann ich nicht nur folgen – ich möchte nachdrücklich zustimmen. Die Überlegungen der Autorin bleiben aber vielfach im Vordergrund und führen dort nicht weiter, wo es wichtig wäre, auf den Grund zu fühlen und die Funktionsmechanismen offen zu legen. Besonders dort, wo sie als Frau ihren Geschlechtsgenossinnen in klarer Sprache Unangenehmes offerieren müsste, weicht sie opportunistisch aus.
Zum Beispiel Carla, das Mädchen, „das oft aussieht, als ob es fröre“:
Bei sorgfältigem Lesen entdeckt man, wer die Geschichte dirigiert. Manchmal sind die Aussagen konkret, manchmal nur versteckt. Carlas Mutter „trennt sich von Carlas Vater, als das Mädchen vier ist“ noch während ihrer Ausbildung. Ein inzwischen der überwiegenden Realität entsprechender Fall. Darf vermutet werden, dass der Vater kein mittelloser Krankenpfleger, sondern zumindest Arzt ist? Das deutsche Familienrecht ermuntert Mütter, ihre Mutterrolle zum bezahlten Nebenjob mit besonderer steuerlicher Berücksichtigung zu machen. Die Steuergelder, die sie z.B. in Form von Ortszuschlägen zugeschoben bekommen, werden dabei den zahlenden Vätern durch Einordnung in die Steuerklasse 1 genommen. Natürlich ist die Ausbildung für die arme Mutter anstrengend. Deshalb sucht sie den nächsten Unterhalter und „findet einen neuen Mann, Rechtsanwalt…“. Damit dieser ja auch sicher einen erheblichen Teil seines Gehaltes abliefert, wird der neue Mann, „der das Kleinkinderlebnis schon hinter sich zu haben glaubte“, vielleicht auch nicht ohne Überraschungseffekt zum Vater ihres nächsten Kindes gemacht. Bis hierher passt alles homogen ins Bild und spiegelt auch einen Trend bundesdeutscher Realität. Jetzt aber wird plötzlich von Carlas Vater gesprochen, „der sie verlassen hat“. Wurde nicht am Anfang von einem Vater erzählt, der verlassen wurde? Oder will die Autorin nur das subjektive Bild aus Carlas Sicht spiegeln? Oder zeigt der logische Bruch eben wieder einmal nur das viel zitierte Märchen vom Vater, der nichts von seinem Kind wissen will? Es wird ja auch meist naiv abgenommen und nicht hinterfragt. Und aus der Sicht eines Familien-UN-rechts, das einen bösen Buben braucht, der für seine Fehler mit Gehaltspfändung bestraft werden muss, auch wenn er das Kind, für das er bezahlt, nicht mehr sehen darf, ist diese Sichtweise sehr opportun und praktisch, weil billig.
Frau Gaschke schildert schonungslos die Konsequenzen einer vaterlos durchlebten Kindheit und als Lehrer muss ich ihr wieder zustimmen. Ihre Konsequenz führt aber allein zum boulevardzeitungsbilligen Vorwurf an „jene Männer…, die verantwortungslos genug sind, ihre Kinder zu verlassen“.
Wenn die Autorin so viele recherchierte Zahlen anführt, warum dann nicht auch Angaben darüber, wie hoch der Prozentsatz der durch Mütter iniziierten Trennungen ist, Mütter, die in eben solch verantwortungsloser Weise mit ihren Kindern den Vater verlassen, nur, um sich selbst zu verwirklichen, zu bestätigen und die sich dafür auch noch bezahlen lassen? Ich bin selbst damit konfrontiert, dass eine Mutter, die sich selbst als autonom ansieht, „ihre“ Kinder als privates Einsatzkapital in einem längst als sinnlos erkannten egomanischen Machtspiel missbraucht, dass sie diese als Garantie für ihre „Selbstverwirklichung“ einsetzt und dabei straflos jedes Maß an noch verantwortbarer Sorgepflichtvernachlässigung unbekümmert unterbietet. Das zuständige „Jugendamt“ hat dabei unter dem Vorwand, das „Kindeswohl“ zu schützen, nachweisbar allein die egoistischen Interessen der Mutter gesichert. Mit allen längst erkannten negativen Auswirkungen auf die Kinder, die dasselbe „Jugendamt“ ignorant missachtet.
Unser Familien-UN-recht ermuntert nicht die Väter, ihre Familien abzustoßen. Nicht ein Boris hat von einer Babs schnell mal 36 Millionen durch einen Entführungscoup abgezockt. Nicht ein Boris hat in wenigen Sekunden in der Besenkammer mal schnell 10 Millionen „verdient“. (Ja, ich weiß, ausgerechnet der ist nun nicht das beste Beispiel). Nicht der „geschiedene Ken“ ist die teurere Puppe; zur „geschiedenen Barbie“ gehört schließlich noch Kens Auto und Haus und und….. Witze, Filme und Boulevardstories spiegeln nicht die Geschichten von verantwortungslosen, abzockenden Vätern.
Obwohl das inzwischen fast jeder kapiert hat, kommt von einer pennenden Legislative keine Reaktion. Wie viele Kinderpsychen müssen noch verbogen werden, bis z.B. PAS im antiquierten bundesdeutschen Familienrecht Entscheidungen bestimmt?
Eigentlich müsste man verlassene Väter, die von der Mutter ihrer Kinder in menschenverachtender Weise zu reinen Zahlvätern gemacht werden, ermuntern, in Massen auch das zu tun, was viele ihrer sozial schwächeren Leidensgenossen ohnehin machen: sich verweigern, aussteigen, ins soziale Aus abtauchen und damit das Problem dahin geben, wohin es gehört – an einen Staat, der Frauen auffordert, ihre niedrigsten Instinkte unzensiert auszuspielen und der damit aktiver Helfershelfer bei der Verstümmelung von Kinderseelen spielt.
Vielleicht kommen dann auch die sonst doch so findigen Krankenkassen dahinter, dass die aus dieser Situation resultierenden Therapiekosten nicht schicksalhaft vom Himmel gefallen sind, sondern dass es dafür Verantwortliche gibt, die aus sturem Konservativismus, aus faul versäumter Reaktion auf die Realität oder aus purem Egoismus nicht nur fahrlässig in Kauf genommen, sondern aktiv verursacht haben: Bundesregierung und betroffene Mütter – fifty/fifty. Nachweisbar in den Gerichtsakten, in den Schriftsätzen perfider opportunistischer „Rechts“anwälte, in den Stellungnahmen sogenannter „Jugend“-Ämter und in der Vita vieler betroffener Kinder.
Um den laut aufschreienden Emanzen gleich kühlende Salbe auf die Zornesröte zu geben:
Ich beziehe mich nur auf die eingangs geschilderte Situation. Und natürlich gibt es auch Männer, die nachweislich „Schweine“ sind. Ich verwahre mich aber gegen den Mythos, dass eine feministische oder matriarchalische Welt auch eine bessere Welt wäre. Diese Chance wurde von den Frauen selbst vertan. Die Auswirkungen unseres deutschen Familien-UN-rechtes haben eindrucksvoll das Gegenteil bewiesen.