Nach 5 Väterkongressen von 2008 bis 2012, einem Vernetzungskongress der deutschen Väterszene 2013 und einer Fachtagung 2014 haben wir die Kongresstradition in Karlsruhe mit dem 1. ELTERNKONGRESS fortgeführt.
Durch die Gründung des International Council on Shared Parenting (ICSP) Anfang 2014 und die beiden nachfolgenden Internationalen Konferenzen 2014 und 2015 in Bonn war die Kongresslücke 2015 in Karlsruhe für uns mehr als geschlossen.
Zum ersten Mal wurde für den ELTERNKONGRESS der Landesverein Baden Württemberg des VAfK als Veranstalter eingebunden.
Die inhaltliche Konzeption wurde von Angela Hoffmeyer und mir erstellt. Angela Hoffmeyer, die als Organisatorin, Referentin und Moderatorin viele Kongresse mit geprägt hat und damit die entsprechende Erfahrung mitbringt, übernahm die Hauptarbeit in der gesamten Betreuung der und Kommunikation mit den Referierenden und in der Organisation und Koordination aller Vorbereitungen.
Die Kongress-HP, das Mailing der Bewerbung, den Flyerdruck und das Kongressbüro mit der Teilnehmerbetreuung und Kassenführung übernahm die Bundesgeschäftsstelle (Rüdiger Meyer-Spelbrink) zusammen mit dem Landesverein.
Als Referent/inn/en und Moderator/inn/en der 3 Praxisforen waren geladen:
CONRAD-GRAF Daniela, Richterin am OLG Karlsruhe
Dipl.Psych. KODJOE Ursula, Dipl.-Sozpäd., System. Therapeutin, Mediatorin
RUDOLPH Jürgen, Rechtsanwalt, Familienrichter a.D., Mitbegründer der Cochemer Praxis
Dipl.-Psych. SCHNEIDER Andreas, Transaktionsanalytiker, Familienmediator
SERAFIN Marc, Jugendamtsleiter der Stadt Niederkassel, Initiator des AK „Elternschaft nach Trennung und Scheidung“, Rhein-Sieg-Kreis
Dr. SÖHNEN Rüdiger, Vors. Richter am OLG Dresden a.D.
SPACHTHOLZ Cornelia, Vorstandsvors. Verband berufstätiger Mütter e.V. (VBM)
Prof. Dr. jur. SÜNDERHAUF Hildegund, Ev. Hochschule Nürnberg
Damit hatten wir ein hochkarätiges Team von Mitwirkenden geladen, das in diesem Umfang bisher kaum irgendwo geboten wurde.
Entsprechend voll war der Veranstaltungssaal.
Als Vertreter des VAfK Landesvereins Baden Württemberg und als verantwortlicher örtlicher Ausrichter begrüßte ich das Plenum und führte in die Tagung ein:
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Anwesende,
ich begrüße Sie alle herzlich zum 1. ELTERNKONGRESS hier in Karlsruhe.
Seit 2008 stellt Karlsruhe das 2. Kongress-Standbein des Väteraufbruch für Kinder dar – nach Halle, der Partnerstadt von Karlsruhe, wo jedes Jahr Anfang November der Familienkongress des VAfK ausgetragen wird.
Hier in Karlsruhe war es zunächst der VÄTERKONGRESS, bei dem wir bedeutende Referentinnen und Referenten präsentieren konnten.
Zuletzt war das 2012, als Frau Hildegund Sünderhauf das Buch vorstellte, dass dann erst ein gutes Jahr später die Diskussionen zur deutschen Familienrechtspraxis bestimmen sollte.
In diesen vier Jahren seither ist viel mehr geschehen als wir uns vorstellen konnten:
- Das Sorgerecht für nicht eheliche Väter hat sich so entwickelt, dass auch in familienrechtlichen OLG-Beschlüssen mit einem neuen gesetzlichen Leitbild der Gemeinsamen Sorge argumentiert wird.
- Im Februar 2014 konnten wir bei der Gründung des ICSP – des Internationalen Rates für die Paritätische Doppelresidenz – mitwirken. In seiner nur 2-jährigen Existenz konnte der ICSP schon zwei viel beachtete Internationale Konferenzen in Bonn abhalten. Die nächste wird an Pfingsten 2017 in Boston stattfinden.
- Seit Anfang 2015 verzeichnen wir einen sprunghaften Anstieg der Präsenz unserer Themen in allen deutschen Leitmedien.
- Im Oktober 2015 hat der Europarat mit seiner Resolution 2079 zur Bedeutung der Väter in der Erziehung auch nach Trennung und Scheidung und speziell zu einem neuen Leitbild der Doppelresidenz Aufsehen erregt und wir werden im September in Berlin einen Parlamentarischen Abend gestalten, bei dem auch Frau Hetto-Gaasch vom Europarat mitwirken wird. Sie war für die Resolution 2079 verantwortlich.
Soweit nur einige wenige Schlaglichter aus den Bewegungen der letzten wenigen Jahre.
Wir haben aus der Beobachtung und Begleitung der Entwicklungen in Deutschland und aus unserer Mitwirkungspraxis an der Weiterentwicklung des deutschen Familienrechtes die Konsequenz gezogen und haben den engen Aspekt des VÄTERKONGRESS zum ELTERNKONGRESS ausgeweitet.
Es geht schon längst nicht mehr um immer noch sorgsam gepflegte geschlechtsspezifische Apartheiten.
Das schon Jahrzehnte alte Motto des VAfK „Allen Kindern beide Eltern!“ erhält jetzt erst beachtete Bedeutung und die Entwicklungen in Deutschland lassen erahnen, dass wir nicht allzu weit davon entfernt sind, dieses Motto tatsächlich umgesetzt zu sehen.
Dafür bedarf es nicht nur der Lobby der Getrennt- und Alleinerziehenden, es bedarf nicht nur der Bemühungen der von Ausgrenzung bedrohten oder betroffenen Elternteile – dazu müssen alle Eltern zusammenwirken, im Interesse ihrer gemeinsamen Kinder.
Wir werden diesem Ziel durch die Vermittlung positiver Lösungen dienen. Und wir werden uns nicht entmutigen lassen in dieser konstruktiven, positiven Orientierung.
Dieser Kongress heute soll beredtes Zeugnis dieser Mitgestaltung sein.
Wir haben – in Absprache mit allen Referierenden – zugleich Betroffene und Professionen angesprochen und wollen diese Mischung – vor allem in den Praxisforen – zu einem fruchtbaren Austausch nutzen.
Deshalb auch ein kurzes Wort an evtl. hoch betroffene Kongressbesucherinnen und –besucher.
Wir wissen, dass Familienrechtspraxis heute noch nie so rechtsunsicher war und dass inzwischen neben dem Erproben guter Lösungen auch und gerade durch die Professionen in der Steuerung von Lebenswelten von Kindern nach einer Trennung der Eltern auch fatale Wege eingeschlagen werden, die Lebenswelten zerstören und zu Katastrophen führen. Das Wissen darum setzen wir heute voraus und die Medien unterstützen uns inzwischen dabei. Heute und hier ist nicht der Ort, Betroffenheit zu zelebrieren. Es geht allein um unsere konstruktive Arbeit und um unsere Mitwirkung an positiven Lösungswegen.
Ich wünsche Ihnen und uns allen heute Gewinn beim Vermehren der Erkenntnisse und Befriedigung in der konstruktiven Auseinandersetzung.
Vielen Dank!
Angela Hoffmeyer, Mitglied im VAfK Bundesvorstand, interpretierte in ihrem nachfolgenden Grußwort unter dem Motto „Wir wollen Brücken bauen“ das Thema des Kongresses und erläuterte den Veranstaltungsablauf.
Nach der Eröffnung referierte zunächst Cornelia Spachtholz zum Thema:
Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Mütter und Väter im Lebensverlauf
Zitat: „Ich bin getrennt erziehend und mein Sohn und mein Ex-Mann sind meine Familie“
Es folgte ein Vortrag von Ursula Kodjoe zum Thema:
Trennung: Wie sagen wir es den Kindern?
Jürgen Rudolph hatte ein provokantes Thema ausgewählt:
„Hochstrittigkeit“ ist kein Schicksal:
Die unprofessionelle Kapitulation der Professionen
Nach dem Vortrag von Jürgen Rudolph gingen wir in die Mittagspause und genossen das Buffet.
Anschließend referierte Rüdiger Söhnen zum Thema:
Beispiele gelingender Praxis interdisziplinärer Zusammenarbeit
Es folgte der Vortrag von Andreas Schneider zum Thema:
Vernetzung der Professionen – zu aufwändig?
Wirken von gruppendynamischen Kräften wo (hochstrittige) Gewalt und Hilflosigkeit herrscht
Nach dem Referat von Andreas Schneider trennte sich das Plenum in die 3 Praxisforen:
PF I
Darstellung der Interdisziplinarität:
Vernetzung und Kooperation der mit dem Familienkonflikt befassten Professionen und Eltern
geleitet von Jürgen Rudolph und Ursula Kodjoe
PF II
Begleitung von Eltern und Kindern im Trennungskonflikt:
Handlungsmöglichkeiten der Jugendämter und Familienberatungsstellen und die Rolle der Familienmediation
geleitet von Marc Serafin
PF III
Beispiele gelingender Praxis interdisziplinärer Zusammenarbeit
geleitet von Daniela Conrad-Graf und Rüdiger Söhnen
Nach einer kurzen Zusammenfassung der Praxisforeninhalte folgte
das Referat von Marc Serafin zum Thema:
Trennung und Scheidung als Aufgabe für die Jugendhilfe
Das letzte Referat des Kongresses hielt Hildegund Sünderhauf:
Getrennt erziehen im Wechselmodell
Die Rückmeldungen von Seiten der Teilnehmer und der Referierenden bestätigten unser eigenes positives Urteil.
Die Dokumentation des Elternkongresses wird in Kürze auf der Kongress-HP zur Verfügung stehen.