Horst Schmeil, 18273 Güstrow
Zu Deinem Abschied
Lieber Christian,
nun hast Du Dich von uns verabschiedet, viel zu früh. So möchte ich ein paar Grußworte an Dich schreiben, die ein wenig an gemeinsame Zeiten erinnern sollen.
Auf irgendeiner Zusammenkunft – welche es war, weiß ich nicht mehr – aber was ich davon weiß, ist, dass Du morgens mit einer schmetternden Gießkanne aber auch jeden aus dem Bett und damit pünktlich zum Frühstück brachtest. Was für ein komischer aber liebenswürdiger Kauz ist das wohl, der diese Musik macht? Sie war Dein Markenzeichen und wird mir künftig fehlen, bestimmt nicht nur mir.
Liebenswürdig und ein wenig kauzig, das schien mir auch im Laufe der Zeit, die wir u.a. gemeinsam im Bundesvorstand gearbeitet haben, um die Welt für Väter und ihre Kinder zu verbessern, als Deine Persönlichkeit bei mir hängen geblieben war, wobei ich bei gemeinsamen Treffen immer wieder feststellen konnte, dass Dein aufmunterndes Wesen und Deine vielen z.T. ungewöhnlichen Vorschläge und Ideen auf einem Menschenbild beruhten, das aus Deinem christlichen Glauben die Vergebung als wesentlichen Inhalt hatte. Immer stärker lernte ich Dich schätzen, vor allem, weil ich als Widder immer mit dem Kopf durch die Wand wollte, während Du ganz einfach durch die Türen gingst, weil Du sie vorher geöffnet hattest.
Eine Sache hat mich ganz besonders angesprochen. Bei Deinen damals fünf Kindern hattest Du nach Deiner Trennung mit der Mutter Eurer Kinder eine Lebensform gelebt, die als Zukunftsmusik in die Arbeit der Väterbewegung eingehen sollte: eine Doppelresidenz, die nicht paritätisch geregelt war aber doch paritätisch gelebt wurde. Mit der Mutter Eurer Kinder war diese Lebensform so, dass die Kinder, je nachdem, wie sie es gerade wollten, zu Mama oder Papa gingen. Ich habe mich dabei manchmal gefragt, wie Eure beiden Haushalte davon nicht durcheinander kamen. Das war für mich ein Vorbild, das ich vielfach als zukunftsträchtig in Diskussionen benutzte.
Nicht nur hier, in manchen anderen Seiten Deiner Person wurdest Du zum Vorbild für mich.
Ich danke Dir dafür zum Abschied.
Horst