Dieses Referat war die zentrale Themenrede der letzten KUNDGEBUNG des VAfK Karlsruhe zum Tag der Menschenrechte 2013.
Immer wieder begegnet mir im Beratungskontext der Fall, dass eine Mutter sich des Vaters ihrer Kinder entledigt und dass wir feststellen, dass dies nicht die erste Initialzündung zur Erziehung vaterloser Kinder in der Generationenfolge dieser Familie darstellt.
Wir mussten erkennen, dass kaum etwas so sicher in der Generationenfolge weiter gegeben wird wie Vaterlosigkeit im Rahmen von Trennung und Scheidung.
Die Motoren dieser unheilvollen Entwicklung sind dabei vaterlos aufgewachsene Töchter, die das egoistisch erfolgreiche Konzept ihrer egomanen Mutter kopieren, sich damit in den privilegierten Status einer sogenannten „Alleinerziehenden“ begeben oder durch restlose Entsorgung des Vaters – bis auf dessen Haltung als Zahlsklaven – tatsächlich zur allein Erziehenden werden.
Was dabei mit den Kindern geschieht, darf nicht thematisiert werden. Und wenn, dann darf die Verantwortlichkeit dafür nicht offen genannt werden. Wir kennen die Lieblingsfloskeln von Jugendämtern und anderen Professionen: Die Eltern sind zerstritten, die Kommunikation zwischen den Eltern ist gestört.
Dabei müsste festgestellt werden:
Die Mutter ist kommunikations- und kooperationsunwillig und –unfähig, ist damit erziehungsunfähig, instrumentalisiert das Kind und missbraucht es für ihre egozentrischen Zwecke.
Das aber wäre ein Sakrileg, das denjenigen, der es ausspricht, disqualifiziert. Die gesellschaftspolitische Doktrin verbietet, eine Täterin auch eine Täterin zu nennen. So wie ein Geisterfahrer immer ein Geisterfahrer bleibt, auch wenn es eine Geisterfahrerin ist, bleibt ein Täter auch immer ein Täter, auch wenn eine Täterin dahinter steckt.
Ich konnte in letzter Zeit die ersten widerlichen Auswirkungen der Elemente kennen lernen, die die Mütterlobby im FamFG platzieren konnte.
Ein Element ist die Kindesanhörung.
In besonderen Situationen muss das Kind vom Gericht angehört werden. Dabei werden auch immer wieder Kleinkinder von Richterinnen und Richtern ausgeforscht.
Und in diesem Zusammenhang gibt es Situationen, die sich kein Mensch auf der Straße ausdenken kann.
Was passiert mit einem 7-jährigen Mädchen, das im OLG von einer Verfahrensbeiständin, die es bisher 2 Stunden lang kennen lernen konnte, und von 3 Richterinnen in schwarzer Robe ausgeforscht wird?
Im Normalfall ist das Kind allein beim Richter, wurde an der Hand der Mutter dorthin gebracht und wird befragt, während die Mutter draußen vor der Tür sitzt. Eine Befragung in einer Situation, in der der Vater das Kind zum Gericht bringt, findet fast nie statt.
Und die Mütterlobbyistinnen wissen, dass die Nabelschnur immer noch aus dem Bauch der Mutter durch die Tür des Richterzimmers direkt in den Kopf des Kindes führt.
Nicht selten kommt es vor, dass das Kind nach der Befragung auf die Mutter zugeht und stolz verkündet: „Mama, ich habe alles richtig gesagt“.
Der Gipfel dieser falsch verstandenen Kindzentrierung ist die Möglichkeit, dass Kinder ab dem Alter von 14 eigene Anträge stellen und direkt im Verfahren mitwirken können.
Ich habe den letzteren Fall zum ersten Mal am AG Heidelberg erlebt.
Ein 14-Jähriger erklärte ziemlich sachlich und klar in der voll besetzten Verhandlung, warum er seinen Vater, der drei Stühle weit neben ihm saß, nicht mehr sehen möchte. Fest steht in diesem Fall, es gab keinen Missbrauch und keine Gewalt außer der Instrumentalisierung durch die Mutter.
In einem solchen Fall wird das immer zunächst unschuldig betroffene Kind zur aktiv mitentscheidenden und auch entscheidungsrelevanten Partei und stützt immer denjenigen Elternteil, der den Kinderbesitz zelebriert.
Kindzentrierung wird in diesem Fall zum Gipfel der Instrumentalisierung.
Wenn dann noch die Verfahrensbeiständin das Kind fragt:
„Willst Du denn Deinem Vater keine Chance mehr geben?“
dann sind wir dort angekommen, wo Parentifizierung zum einkalkulierten Programmelement wird.
Kindern wird im Gericht und vom Gericht signalisiert, dass sie ihre Eltern steuern.
Ich habe die Väter in der Beratung vor mir, die mit 16 gesagt haben, „Mein Vater ist ein Arschloch“ und die jetzt von der Mutter ihres Kindes entsorgt werden. Erst wenn ich ihnen erkläre, dass ihre Entsorgung die logische Konsequenz dessen ist, was sie im Auftrag ihrer Mutter an ihrem Vater verbrochen haben, wird ihnen klar, dass sie selbst das schmerzlichste Element in der Ausgrenzung ihres eigenen Vaters waren.
Einer dieser Väter ging danach auf die Suche nach seinem Vater. Er fand ihn – auf dem Friedhof. Er war wenige Monate zuvor gestorben.
Was das für den Rest seines Lebens mit diesem Mann macht, kann sich jeder ausmalen.
Statistisch gesehen müssen auch welche unter der Zuhörerschaft sein, die ihr eigenes Schicksal gespiegelt sehen.
Vaterlos aufgewachsenen Töchtern wird meist gar nicht bewusst, was sie ausgelöst haben, weil unser System sie als Alleinerziehende entweder zu Heldinnen oder zu gehätschelten Töchtern unseres Papa Staates macht. Sie bekommen vermittelt, dass sie alles machen und auch jede egoistische Extravaganz austoben können. Sie erfahren auch dann noch Hilfe.
Gut, das geht inzwischen nicht mehr so leicht und sicher wie noch vor 5 Jahren. Es funktioniert aber noch viel zu oft, wie wir das in der Praxis erfahren.
Damit werden die fatalen Auswirkungen unserer Umgangsweisen in Sachen Trennung und Scheidung mit Kindern in die nächste Generation übertragen – sie werden zu hoch effektiven transgenerational wirksamen Elementen.
Was das mit unserer Gesellschaft insgesamt anstellt, erfahren wir inzwischen in der Schule, auf der Straße, in den Psychiatrien und in unseren Haftanstalten.
Wir erzeugen entwurzelte Menschen, losgelöst von ihrer Geschichte, von ihrer Genese.
Zum kulturellen Erbe der Menschheit gehört das, was in vielen Kulturen mit Ahnenkult, Begräbnisriten, Achtung vor den Älteren, usw. beschrieben wird.
In unserer christlichen Gesellschaft ist es in einem Gebot gefasst:
Du sollst Vater und Mutter ehren, auf dass es Dir wohl ergehe und Du lange lebest auf Erden.
Was geschieht mit Menschen, die von ihren Wurzeln, d.h., oft von der Hälfte ihrer Wurzeln, abgetrennt werden?
Was geschieht, wenn Du eine Hälfte Deiner eigenen genetischen Identität abspaltest?
Was lädst Du Dir selbst auf, wenn Du Dich auf diese Weise isolierst?
Oder, für die meisten Fälle passender ausgedrückt:
Wenn Du Dich von der mit Dir inszenierten Instrumentalisierung nicht emanzipieren kannst und die Isolierung selbst weiter mit betreibst?
Ich rufe Väter, die von ihren Kindern dauerhaft abgetrennt sind, dazu auf, sich mit mir in Verbindung zu setzen und gemeinsam mit mir darüber nachzudenken, wie wir unser Lebenswerk in Form dessen, was wir vererben können, so einsetzen, dass es diesen Missbrauch von Kindern mit transgenerationaler Effizienz immer weniger gibt.
Am 24.04.2014 prägte die Zeit unter der Titelgeschichte „Ist Scheidung erblich?“ den Begriff „Transgenerationaler Risikotransfer“ und übernahm damit meinen Hinweis.