Exposé
Fallskizzen
2026
Ich kannte dieses Stehgreifspiel schon aus der Ausbildung in Seminaren, hatte es aber nie selbst als Ausbildungselement eingesetzt.
Zum ersten Mal erprobte ich dieses Element im meinem Präsenz-Seminar am 21.06.2025 in Karlsruhe. Da es für alle Teilnehmenden überraschend gut funktionierte, übernahm ich diese Form von gruppendynamischer Übung für mein Seminar „Coaching Grundlagen – Praxis“ online am 24.09.2025. Auch dies gelang so gut, dass für mich zwingend war, am darauffolgenden Seminartermin zum Thema „Gerichtsverhandlung“ diese Lernform zu übernehmen.
In der Besprechung danach wurde der Wunsch geäußert, eine solche Übung immer einmal wieder möglich zu machen.
Ab Oktober 2025 biete ich deshalb Folgendes an:
Für den Rest des Jahres findet in jedem Monat ein Abend statt, an dem im online-Setting über meinen zoom-account ein Rollenspiel Gerichtsverhandlung möglich gemacht wird.
Sollte dies ebenso gut funktionieren wie die beiden „Stapelläufe“ in den Seminaren, wird die Reihe im kommenden Jahr mit einem Abend pro Monat fortgesetzt – vorzugsweise montags und dienstags.
Anmeldung dann wohl wieder jeweils für ein Quartalspaket im Voraus mit dem Recht, an bis zu drei Abenden teilzunehmen.
Termine für die Staffel 2025-4
Dienstag, 28.10.2025, 19 – 22 Uhr
Montag, 17.11.2025, 19 – 22 Uhr
Dienstag, 09.12.2025, 19 – 22 Uhr
Teilnahmebedingungen
Anmeldung über die Mailadresse: Unsere-Kinder@gmx.org
mit dem Betreff: Rollenspiel
Anmeldung en bloc für alle drei Abende mit der Option, an bis zu allen 3 Abenden mit dabei zu sein.
Teilnahmegebühr:
30 Euro für das Quartalspaket, wofür man im laufenden Quartal 1 bis 3 Mal teilnehmen kann.
Weitere Hinweise, z.B. auch zur Überweisung, folgen nach Anmeldung.
Regeln
Niemand muss eine Rolle übernehmen. Man kann auch nur als Zuschauer und bei den Besprechungen und Diskussionen teilnehmen.
Jeder, der diese 3 Termine bucht, hat das Recht, mindestens 1 Mal mit der Übernahme einer Rolle beim Rollenspiel aktiv teilzunehmen.
Die Teilnehmerzahl ist deshalb auf 23 (plus meine Person) begrenzt.
Beschreibung
Für die angemeldeten TeilnehmerInnen übersende ich am Tag vorher mit dem LINK zur Teilnahme auch eine vorgegebene Fallskizze, die in der Verhandlung aufgerufen wird.
Ich übernehme (zumindest zunächst) die Rolle des vorsitzenden Richters.
Alle anderen Rollen können von den Teilnehmenden frei gewählt werden.
Außer für Vater und Mutter können alle Teilnehmenden ihr Geschlecht selbst bestimmen.
Jede teilnehmende Person kann ihre Persönlichkeit und Argumentation frei gestalten.
Damit haben wir einen lebendigen Fall vor uns, der sich erst im Verlauf der Verhandlung richtig entwickelt.
Durch die Fallskizze wird nur ein formaler Rahmen und eine Grundstruktur angegeben, die im Verlauf des Rollenspiels erst durch die Beiträge der Teilnehmer mit Leben gefüllt wird. Das Ergebnis ist dabei immer offen.
Damit wird das Spiel sehr realitätsnah.
Ablauf
Die Fallskizze wird vorgestellt und besprochen.
Die Mitwirkenden werden bestimmt.
Das Spiel selbst läuft für 1 – 1, 5 Stunden.
Danach werden das Spiel und das Ergebnis diskutiert.
Im Vorfeld auf den nächsten Termin können Wünsche zur Konstellation des nächsten Falles geäußert werden.
Es wäre z.B. auch möglich, dass ein realer Fall aus den Reihen der Teilnehmenden ausgewählt und in unserem Setting behandelt wird, um Hinweise für die Gestaltung des eigenen Falles erhalten zu können.
Lernziele
* Wie läuft eine Verhandlung vor dem Familiengericht ab?
* Mit was muss/kann ich rechnen?
* Umsetzung des Perspektivwechsels – ich selbst spiele z.B. den Vertreter des Jugendamtes.
* Üben von kreativem Einsatz von Argumentation und Überzeugungstechniken.
* Welche Rolle nehme ich im gruppendynamischen Setting ein?
* Wie funktionieren Solidarisierungsmechanismen in der Gruppe?
* Wie bildet sich ein Gruppenkonsens?
* Welche Bandbreite haben Ablaufcharakteristika wie z.B. spontane Äußerungen, Ins-Wort-Fallen, Emotionalismen? Wie wird das kontrolliert?
* Welche Aussagen waren ergebnisbestimmend? Warum?
* Wessen Haltungen konnten sich durchsetzen? Warum?
* Welchen Stellenwert haben die einzelnen Professionen im Hinblick auf die Ergebnisfindung?
* Hinweise zur Behandlung des eigenen Falles.
Nach den ersten Erfahrungen in der ersten Staffel 2025-4 haben sich diese Vorannahmen bestätigt.
Die Ergebnisse sind spannend und viele Beobachtende berichten, dass sie sich wie in einer echten Verhandlung gefühlt hätten.
Fallskizze für das Rollenspiel am 28.10.2025 – 2025-4-1
Az 1 F 526/25
Mutter, 28, keine abgeschlossene Schulbildung, keine abgeschlossene Berufsausbildung
Vater, 35, Abitur, Versicherungskaufmann, Leiter eines Vermittlungsbüros im eigenen Haus, vollzeit arbeitend.
Nicht verheiratet
3 Kinder, 10, 8, 4 (wwm)
GSR für die ersten beiden Kinder
Trennung schon vor 2 Jahren
Sie ging damals mit den Kindern ins Frauenhaus
Er konnte Umgang familiengerichtlich durchsetzen, worauf sie wieder zurückkam und eine freie Wohnung in seinem Haus bezog.
Seither sind die beiden älteren Kinder in Therapie, weil sie Auffälligkeiten sowohl im Leistungssektor als auch im Sozialverhalten in der Schule zeigten.
On-off-Beziehung
Vor zwei Monaten konnte sie eine eigene Wohnung anmieten, zog mit den Kindern aus und verhindert jeden Umgang. Als Grund gibt sie Gewaltverhalten und Alkoholkonsum des Vaters an.
Er hat über eine Anwältin das GSR für das dritte Kind beantragt und Umgang für alle drei Kinder im Wechselmodell. Dafür zog seine Mutter (53) zu ihm in die frei gewordene Wohnung. Seine Eltern sind getrennt und er hat seinen Vater seit der Trennung nicht mehr gesehen.
Das Gericht hat eine Verfahrensbeistandschaft beschlossen.
Die Sorgeverhandlung wird zunächst zurückgestellt, weil erst der Umgang geregelt werden muss.
Leitlinien im Fall (vorher nicht bekannt gegeben):
* Die Mutter hat außer ihrem Muttersein keine andere Lebensaufgabe bzw. gesellschaftliche Stellung. Sie ist „Berufsmutter“. Ihr Selbstverständnis und ihr gesellschaftlicher Wert ist allein an das Muttersein gekoppelt.
* Typischer Frauenhaus-Fall
* Transgenerationaler Risikotransfer
Fallskizze für das Rollenspiel am 17.11.2025 – 2025-4-2
Az 1 F 626/25
Mutter, 34, Psychologie-Studium, Kinder- und Jugendtherapeutin, Vollzeit-Arbeit
Vater, 36, Gymnasiallehrer für Geschichte und Kunst, volles Debutat
Verheiratet
2 Kinder: 5 (m), 3 (w)
GSR
Kein Wohneigentum, Miete in der Stadt
Trennung vor 1 Jahr
Mutter behält die Stadtwohnung, Vater zieht aufs Land in Stadtnähe
Kindergarten von beiden Wohnungen aus gut erreichbar
1 Jahr lang Wechselmodell
Seit 6 Monaten hat die Mutter die Kinder einer Kollegin vorgestellt, bei der sie jetzt in Therapie sind. Der Vater hat zugestimmt.
Jetzt stellt die Mutter einen Antrag auf Residenzmodell, Umgang jedes 2. Wochenende von Freitag nach dem Kiga bis Sonntag, 18 Uhr.
Begründung: Die Kinder wollen mehr bei ihr sein. Sie hätten dies bei der Therapie immer wieder gesagt.
Das Gericht bestellt einen Verfahrensbeistand.
Leitlinien im Fall (vorher nicht bekannt gegeben):
* Typische akademisierte Fallkonstellation (jeder benutzt seine Intelligenz nicht zur Überprüfung der eigenen Haltung, sondern zur Begründung), die in der Gefahr ist, zu chronifizieren.
* Die Mutter steuert im Hintergrund den Fall über eine befreundete Kollegin
* Vorschulkinder in der Psychotherapie sind eine der begleitenden Katastrophen in der familialen Intervention
* Wechselmodelldiskussion in Deutschland
* Anfängliche Nachgiebigkeit des Vaters gegenüber der Mutter, die sich in der Folge rächt
Fallskizze für das Rollenspiel am 09.12.2025 – 2025-4-3
Vorgabe aus dem Rollenspiel 2025-4-2:
Kontaktpause zwischen Kind und Vater von mehreren Monaten
Vorschau auf die Rollenspielstaffeln im Jahr 2026
Die „Test-Staffel“ im vierten Quartal 2025 hat erwiesen, dass dieses Format erhalten bleiben sollte.
Im Jahr 2026 werden also 4 neue Staffeln (jeweils 3 Rollenspiele in einem Quartal) stattfinden.
Anmeldungen gibt es jeweils immer nur für eine ganze Staffel im Voraus für 30 Euro pro Staffel, zwei Staffeln für 55 Euro und eine Buchung für das ganze Jahr für 100 Euro.
Im Jahr 2026 werden die Termine IMMER am 2. DIENSTAG im Monat um 19 Uhr stattfinden.
Alle anderen Regelungen bleiben wie oben skizziert.
Termine 2026
2026-1
13.01., 10.02., 10.03.
2026-2
14.04., 12.05., 09.06
2026-3
14.07., 11.08., 08.09.
2026-4
13.10., 10.11., 08.12.