Ein Vater schreibt mir:
Der Mai 2020 war geprägt durch die Corona-Pandemie. Im TV waren Spots über die schweren Fälle alleinerziehender Mütter zu sehen. Alleinerziehende Mütter, die zu max. 50% berufstätig sind und den Rest ihres Lebensunterhalts über die Alimente der Väter beziehen. Zu sehen war deren schweres Leben zwischen Homeschooling, Kleinkindbetreuung und einer 50% Stelle.
Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht, ob ich lachen oder heulen soll. In der Hochphase der Pandemie trat meine Exfrau einen Aufenthalt in der psychosomatischen Klinik an. Dauer 6 – 8 Wochen. Die Kinder hatte ich nun Vollzeit. Vollzeitlehrer für eine Zweitklässlerin, Vollzeitbetreuer für einen 4-Jährigen und Vollzeit im Homeoffice berufstätig. Dazu kommt noch Vollzeit-Zahler der Alimente für die Kinder, welche ich normalerweise zu 43% betreue und derzeit zu 100%. Und dafür vom Finanzamt als Single mit Familie als teuerem Hobby in Steuerklasse 1 behandelt…
Nach ein paar Tagen habe ich mit der Mutter telefoniert und sie erzählte mir freudig, wie schön es doch in der Klinik sei und was sie alles in ihrem „Urlaub“ unternehmen kann. Bundesdeutsche Mutti eben mit voller Wahlfreiheit und Definitionshoheit.
Leider habe ich diese drei Vollzeitjobs nicht allzu lange durchgehalten. In Absprache mit der Mutter bin ich zu meinen Eltern gefahren und habe dort ein paar Tage Unterstützung bekommen, sodass zumindest der Erzieherjob reduziert wurde. Die Kinder durften noch ein paar Tage bei Oma und Opa bleiben. Die Hausaufgabenbetreuung habe ich in dieser Zeit trotzdem weiter übernommen (per Internet und Telefon). Nachdem meine Kinder ein paar Tage bei mir waren, haben (nach Absprache mit der Mutter) meine Ex-Schwiegereltern sie abholt. Auch hier verfolge ich über Skype die Schule. Für die Mutter war es ausreichend, alle paar Tage mal kurz anzurufen. Laut Tochter freuen sich beide darauf, wieder bei Papa zu sein.
Nun wurde in Berlin beschlossen, dass die Eltern als kleine Streicheleinheit 300€ pro Kind bekommen, was wahrscheinlich nur über die Kinderbesitzerin beantragt werden kann. Bin gespannt, wie ihre Emanzipation und Gerechtigkeit das Geld aufteilt… (es geht mir nicht um das Geld!). Aber aufschlussreich wird schon werden, ob Geldgeilheit die Oberhand behält. Wahlfreiheit und Definitionshoheit eben.