Frau Dr. Rita Knobel-Ulrich drehte für den NDR im Frühjahr 2020 den Film „Pendelkinder“.
Drehtermin mit uns in Karlsruhe-Durlach war am 19.03.2020.
Aussendungen
DasErste 10.01.2021
MDR 18.03.2021
SWR-TV 03.11.2021
Mein Kommentar
Zunächst:
Das ist ein schöner Film geworden.
Dass er polarisiert, liegt an der ideologischen und emotionalen Brisanz.
Es ist einfach für Kindesbesitzerinnen, zu sagen: „Das WM schadet Kindern“ und es ist logisch für ausgegrenzte Elternteile, zu sagen: „Die einzig richtige Lösung ist das WM.“
Über diese zunächst rein emotional begründete subjektive Haltung hinaus gibt es aber eine politisch-ideologische Prädisposition in Deutschland, die das mütterzentrierte Residenzmodell vorgibt. Mit dieser politischen Orientierung haben wir eine vorgegebene Schieflage in Deutschland: Das WM wird politisch pauschal aus ideologischen Gründen abgelehnt, weil es an der Vormachtstellung der Mutter kratzen könnte, die das Monopol auf den Alleinbesitz des Kindes für sich reklamiert.
Dahinter geht es um gewaltige Geldströme:
Das Faktum, dass im Residenzmodell ein Elternteil (zu 90% die Mutter) alles bekommt (the winner takes it all), das Kind, das Geld und die Zusicherung, immer alles richtig gemacht zu haben und auch weiterhin immer alles richtig zu machen, und dass der andere das Kind genommen bekommt, dafür alles zu zahlen hat und pauschal zum Schuldigen gekürt wird, ist eine Ungeheuerlichkeit von menschenrechtswidrigem Format. Und obendrein steckt der Staat, der mitverdienen will, den verlierenden Zahler noch in die Steuerklasse 1 und behandelt ihn wie einen kinderlosen Single, der sich eben ein teures Hobby leistet.
Die Unterhaltsströme tauchen darüber hinaus im Armutsbericht nicht auf.
Diese schreiende Ungerechtigkeit will man nur Vätern zumuten. Dass gerade Mütter lieber vorher psychiatrisch auffällig werden, bevor sie in diese Rolle kommen, verwundert nicht.
Und es gibt die internationale Studienlage: rund 60 internationale Studien belegen, dass das WM mit Abstand die beste Lösung ist. Dass das in Deutschland glatt ignoriert wird, ist eine rein politisch-ideologische Sache.
Seit dem Familiengerichtstag 2013 wurde die Forderung nach einer eigenen „teutschen“ Studie laut. Denn teutsche Kinder sind ja völlig anders als alle anderen Kinder dieser Welt (bzw. in anderen westlichen entwickelten Industriestaaten). Das war ja schon immer das Besondere am urteutschen Wesen (an dem die Welt genesen soll).
Also gab das Familienministerium die PETRA-Studie in Auftrag und griff schon während der Laufzeit machtpolitisch am wissenschaftlichen Beirat vorbei ins Studiendesign ein, womit die Wissenschaftlichkeit schon in der Anfangsphase geopfert wurde. Es ist kein Wunder, wenn Dr. Stefan Rücker mit Recht stinksauer wäre über dieses machtpolitische Gebaren dieser SPD-geführten Ministerien. Aber er ist durch Verträge an Verschwiegenheit gebunden und darf sich dazu nicht äußern.
Seit dem 30.04.2019 ist die Studie fertig abgegeben – und wird von der SPD unter Verschluss gehalten, weil ihnen das Ergebnis nicht gefällt. Sie behaupten jetzt einfach, die Studie sei nicht fertig, haben weitere Fragen in Bezug auf das Ergebnis und beauftragen eine bekennende Wechselmodellkritikerin aus einem zu drei Vierteln vom BMFSFJ finanzierten Haus- und Hofinstitut mit der „Fertigstellung“ der Studie (Sabine Walper vom DJI, München).
Das alles ist politisch so frech und so absurd, dass JETZT ENDLICH der Spiegel und die FAZ reagiert haben. Am 06.02.2021 erschien in der FAZ der Artikel „Kampf ums Kindeswohl“, der alles Wichtige zusammenfasst. ENDLICH wachen die ansonsten zu unserem Thema verdammt verschlafenen Medien auf und die FAZ (ausgerechnet die – eigentlich hätte ich das eher von Frau Menkens von der WELT erwartet…) stellt am Ende des Artikels auch exakt die richtigen Fragen.
Das ist im Wahljahr ein Paukenschlag und zeigt auf, wo der Finger in welche Wunde gelegt werden muss.
Diese Wunde aber gehört untrennbar und essentiell zur Behandlung des Themas WM in Deutschland.
Es geht um Machtpolitik und um Ideologie.
Damit habe ich die aufgeheizte Stimmung im Land zum Thema umschrieben.
In diese Stimmung hinein kommt nun dieser Film.
Kein Wunder, dass er völlig divergent kommentiert wird. Das liegt zunächst am Thema.
Man kann keinen Film zu diesem Thema machen, ohne seine Wirkung in dieser aufgeheizten Atmosphäre in Betracht zu ziehen.
Jetzt – nach dem FAZ-Artikel – bekommt das nochmals eine höhere Bedeutung.
Und nun zu den Aspekten im Film, die ich für nicht gelungen halte:
- Der Titel
Pendelkinder hat wie Wechselmodell schon eine negative Assoziation: Die armen Kinder, die wechseln (pendeln) müssen.
Eben deshalb benutzen wir seit Ende 2011 den Begriff „Doppelresidenz“. Dieser Begriff knüpft an die Wortwahl des Begriffes „Residenzmodell“ an – und er ist nicht negativ konnotiert.
Dass das Nestmodell vorgestellt wurde, in dem die Eltern den Aufwand des „Pendelns“ übernehmen, ist sehr gut gemacht. Auch die Auswahl der Protagonisten ist sehr gut geworden.
- Die Konzeption
Es ist der größte Mangel des Films, dass er zwischen den Polen „Wechselmodell“ und „intakte Familie“ spielt, anstatt das Wechselmodell mit dem Residenzmodell zu vergleichen. Was macht nach einer Trennung das Residenzmodell aus Kindern und was macht das Wechselmodell aus Kindern? Dieser Vergleich wäre richtig gewesen. Stattdessen kommt immer wieder die Feststellung: „Es wäre besser, wenn sich meine Eltern nicht getrennt hätten“.
Dieses Konzept macht viele Verlierer im Residenzmodell stinksauer. Sie fühlen sich verarscht.
Und es wird immer deutlicher, dass wir – gerade nach dem politischen Debakel um die PETRA-Studie – einen Film brauchen, der vorurteilsfrei die beiden Modelle „Residenzmodell“ und „Doppelresidenz“ vergleicht.
Da kann es schon hilfreich sein, wenn Malin Bergström in einer schwedischen Studie mit einem n von 154.000 feststellt, dass in einer Skala von 1 – 10 der Wohlfühlfaktor von Kindern in der intakten Familie bei 10 liegt, im Residenzmodell bei 4 und in der Doppelresidenz bei 9.
Da kann keine „teutsche“ Studie mithalten, die mit einem n von nur rund 2000 arbeitet und die gar nicht rauskommt, weil sie der auftraggebenden SPD nicht passt, obwohl sie ständig machtpolitisch drin rumgepfuscht hat.