In der Diskussion mit Personen, die sich in meine Seite – unterschiedlich intensiv – eingelesen hatten, stelle ich immer wieder fest, dass es Missverständnisse gibt oder dass ich infolge dieser Missverständnisse in eine Kiste einklassifiziert werde, in die ich nicht reingehöre. Solche Missverständnisse entstehen aufgrund ideologischer Prädispositionen, die selektives Rezipieren, gefilterte Wahrnehmung oder ideologisch motivierte Überformung des Gelesenen zur Folge haben.
Ein Paradebeispiel ist das „investigative Rechercheergebnis“, das Gabriela Keller am 19.09.2023 vorgelegt hat. Nachdem ich in den letzten 15 Jahren als „Urgestein der Väterszene“ oder als „Ikone“ in den Medien auftauchte, bin ich nach ihrer Vorstellung ein rechtsaffiner, frauenfeindlicher Rattenfänger, dem nichtsahnende und hilflose Väter in die Falle gehen, damit er sie politisch verführen kann.
Diese Missverständnisse relativieren sich im Gespräch immer wieder, weil ich verbal die Einordnung bieten kann, die nötig ist, um den Hintergrund zu dieser meiner Seite erkennen zu können.
Ich habe mich deshalb entschlossen, dazu diesen Artikel zu schreiben.
Diese Seite ist zunächst für Betroffene geschrieben.
Diesen muss ich nichts erklären. Ich werde ohne jede weitere Zusatzinformation verstanden.
Es gibt eine gewaltige Kluft in der Gesellschaft zwischen den Nicht-Betroffenen und den Siegern im Residenzmodell einerseits und den Verlierern im Residenzmodell andererseits.
Im Residenzmodell – (das Kind bleibt im Hauptverfügungsbereich eines Elternteils und sieht den anderen Elternteil nur „besuchsweise“ oder gar nicht mehr) wird dem Kind ein Elternteil weitgehend genommen und diesem Elternteil weitgehend das Kind entzogen. Dies ist ein hoch defizitäres Modell, das schon Generationen von Kindern schädigte und das Schädigungspotential im transgenerationalen Risikotransfer – an die nächste Generation weiterreicht.
Alle negativ Betroffenen – egal, ob Vater oder Mutter – haben eine Erfahrung gemeinsam: Sie begreifen plötzlich und völlig unerwartet, dass ihr Vertrauen in den Rechtsstaat wegbricht und dass es Bereiche in diesem sogenannten Rechtsstaat gibt, in dem Menschenrechtswidrigkeit völlig normal und alltäglich ist. Beispiel: Im Kontext des gerade immer wieder in Trennungsauseinandersetzungen von Müttern missbrauchten Gewaltschutzgesetzes – gilt die Aussage der Frau und Mutter als Tatbeweis und die Unschuldsvermutung ist aufgehoben. Niemand schert sich um eine Faktenaufklärung. Dass eine solche grundgesetzwidrige Vorgehensweise aber vor dem Familiengericht und auch darüber hinaus bei Polizei, Staatsanwaltschaften und Strafgerichten, völlig üblich und alltäglich ist, muss erst begriffen werden, bevor die negativ betroffene Person in einem Gesellschaftsbereich landet, aus dem heraus es keine Verständigung mehr mit Nicht-Betroffenen geben kann.
Dabei spielt Intelligenz, Ausbildung und berufliches Umfeld absolut keine Rolle. Intelligenz wird in der Regel nicht benutzt, um die eigenen Prädispositionen zu hinterfragen, sondern dazu, sie zu begründen. Es gibt Rechtsanwälte, die als Trennungsväter zunächst nicht verstehen können, was beim Familiengericht abläuft. Es gibt Psychologieprofessoren, die nicht begreifen können, wie Mediation in der Psychologischen Beratungsstelle funktioniert. Es gibt Politiker, die nur ungläubig zuhören, wenn ihnen Kundige davon berichten, was in der deutschen Familienrechtspraxis alltäglich ist.
Damit ist logisch, dass Betroffene mich ohne jede weitere Erklärung verstehen und dass alle anderen skeptisch, misstrauisch oder ablehnend reagieren.
Diese meine Seite ist aber auch das Sprachrohr, mit dem ich den Betroffenen eine Stimme in der Gesellschaft gebe. Und dabei will ich authentisch bleiben. Ich will an dieser Stelle nicht taktieren und allparteilich auf meine Außenwirkung achten, um diese möglichst gewinnbringend aufzupolieren. Ich will mich nicht verbiegen. Ich will Klartext reden.
Das bin ich dann – ungefiltert.
Aber es ist nicht alles von mir.
Ein Freund drückte es vor fast 20 Jahren so aus: „Franzjörg hat einen großen Werkzeugkasten an Kommunikation zur Verfügung, den er jederzeit an jede Gelegenheit anpassen kann.“
In der Beratungsrunde seit Oktober 2001 an JEDEM Donnerstagabend (mit inzwischen weit über 20.000 Anwesenheiten) habe ich eine andere Sprache als am folgenden Morgen mit einem Vater oder einer Mutter vor irgendeinem Familiengericht als Beistand nach §12 FamFG (nicht „Verfahrensbeistand“ nach §158 FamFG).
Ich lande immer wieder als Beistand bei einer/m Richter/in, der/die mich noch nicht persönlich kennt oder im Gespräch mit Kollegen/innen über mich erfahren konnte. Diese lesen sich dann auch kurz in meine Seite ein, um sich ein Bild machen zu können.
Mit über 700 Einsätzen an über 100 Familiengerichten in Deutschland bin ich wohl mit weitem Abstand der erfolgreichste Beistand nach §12 FamFG (und davor nach §90 ZPO) mit einer Akzeptanzquote von 95%. Das ist im Vergleich zur Quote anderer Beistände traumhaft – trotz Klartext auf dieser meiner Seite. Wenn dieser taktisch so unklug wäre, wie das immer wieder welche erkennen wollen, wäre meine Akzeptanzquote als Beistand unerklärlich.
Ich verstehe, wenn meine Texte auf dieser Seite immer wieder als taktisch zumindest bedenklich eingestuft werden und wenn auch andere Aktive in der Väterszene meinen, dass ich unserem Anliegen damit schaden könnte.
Ich habe mich mit allen Argumenten für und wider beschäftigt und habe mich trotz aller entgegenstehenden Gründe dazu entschieden, den unbequemen Weg der klaren Sprache zu gehen – mit dem Risiko, missverstanden zu werden (oder: nicht verstanden werden zu wollen).
Es gibt auch Artikel, die ich lange „im Giftschrank“ verschlossen hielt und erst lange nach dem Erstellen hier einstellte. Ein Paradebeispiel ist einer meiner meist gelesenen Artikel: https://vater.franzjoerg.de/trennungs-und-scheidungstricks-von-muettern/. Mit über 20.000 Abrufen ist dieser Artikel rund doppelt so oft gelesen worden, wie die üblichen Top-Artikel mit rund 10.000 Abrufen. Klar: Die Gegenseite liest mit.
Fazit
Egal, in welcher Funktion ich auftrete, als Funktionär im VAfK, als Aktiver unter meinem eigenen Label „Unsere Kinder“, als Beistand vor dem Familiengericht, als Coach für betroffene Elternteile, als Seminarleiter oder als Referent:
Diese Seite ist EIN Aspekt meiner öffentlichen Wirksamkeit, ist aber nicht die Summe meiner Wirkungsweise und ist auch nicht alles, was es von mir und über mich zu sagen gibt.
Nicht ohne Grund hängen an meiner zentralen HP-Weiche mehrere Homepages.
Und noch was:
Es gibt bisher nirgendwo auf meiner Seite einen SPENDEN-Button.
Es gibt auch keine Unterstützer und niemand, der mich finanziell fördert – außer mir selbst.
Es gibt auch keine Werbung – und keinen Shop.
Darin unterscheide ich mich von den meisten anderen Fakten-CheckerInnen und VerpetzerInnen und AufklärerInnen und Recherchierenden.
Und weil ich überzeugt bin von dem, was ich mache, mache ich das alles als meinen politischen Beitrag als Mitglied dieser Gesellschaft, an der ich immer wieder verzweifle.