An das BMFSFJ
An BMin Schwesig
PETRA-Studie
Sehr geehrte Frau Bundesministerin Schwesig,
ich verfolge als aktiver Berater im VAfK und als Mitglied der Professionen (Verfahrensbeistand und Umgangspfleger) seit der Ankündigung zur neuen Studie die Abläufe sehr interessiert.
Über das Internet konnte ich mit an der Studie Teilnehmenden Kontakt aufnehmen.
Mir zeigt sich folgendes Bild:
Nach anfänglich positivem Eindruck, sowohl, was das Format und das Design der Studie anbetraf, als auch in Bezug auf Wissenschaftlichkeit, Motivation und Methodik des durchführenden Instituts, stellte ich während der laufenden Studie irritierende Änderungen im Studiendesign fest, die sowohl die Anforderungen an die Teilnehmenden als auch Details wie konkrete Formulierung der Einzelfragen betreffen.
Nachforschungen meinerseits ergaben keinen Hinweis darauf, dass es unter Einbindung des wissenschaftlichen Beirates eine „offizielle“ Korrektur im Studiendesign gegeben hätte.
Es liegt der Eindruck nahe, dass einseitig orientierte Lobbyinteressen das BMFSFJ dazu bringen konnten, gezielt Partikularinteressen dienend machtpolitisch und ohne Einbindung wissenschaftlicher Steuerelemente ins Studiendesign einzugreifen.
Eine solche Vorgehensweise würde
– die Wissenschaftlichkeit der gesamten Studie demontieren
– den wissenschaftlichen Beirat zur politischen Marionette abqualifizieren
– das durchführende Institut nötigen, als abhängig durchführende Organisation ihre eigene Wissenschaftlichkeit zu opfern
– das gesamte Studienergebnis schon im Ansatz disqualifizieren
– und schließlich unsere Steuergelder verschwenden.
Ich bin tief besorgt angesichts dieses Eindrucks, den ich auf der Basis der mir vorliegenden Erkenntnisse haben muss und hoffe, dass Sie in der Lage sein können, meine ernsten Befürchtungen zu zerstreuen.
Eine Publikation von Studien-Ergebnissen, die begleitet sein müsste von meinen bisher vorliegenden Befürchtungen, würde den Glauben vieler Bürgerinnen und Bürger in die Integrität von Politik und der Handelnden im Wahljahr weiter tief erschüttern.
In ernster Besorgnis grüßt
Franzjörg Krieg
Eine Antwort erfolgte nicht.
Aktualisierungen:
Stattdessen wurde die Ende April 2019 fertig abgegebene Studie im Tresor des Bundesministeriums für alle außer Männer zwischen 18 und 65 verschlossen. Allem Anschein nach passte sie nicht ins Weltbild der SPD, die ja die „männliche Gesellschaft überwinden“ will.
Das Frauenministerium erfand dafür einen Trick:
Die Studie sei noch gar nicht fertig und müsse deshalb von einer bekennenden Wechselmodellkritikerin „fertiggestellt“ werden, die auch noch aus einem Institut kommt, das zu drei Vierteln von diesem männerdiskriminierenden Ministerium finanziert wird.
Was sich die SPD im Kontext Familienrechtspolitik in den letzten Jahren geleistet hat, ist mehr als genug, diese Partei unter 5% sinken zu lassen, damit sie mal so richtig Muße hat, sich einer wirklichen Erneuerung zu widmen. Das hat sie ja nach verschiedenen Wahldebakeln der letzten Zeit immer wieder versprochen – und denselben alten Blödsinn weiter gemacht.
Nun aber haben sogar die verschlafenen Medien den fetten Braten – oder eher: die Leiche im Keller – gerochen:
Sowohl der SPIEGEL als auch die FAZ bringen am 06.02.2021 jeweils einen großen Artikel zu den Ungeheuerlichkeiten um die PETRA-Studie, wobei die FAZ am weitesten greift.
Den besten Artikel dazu veröffentlichte die FAZ am 06.02.2021 – Kampf ums Kindeswohl.
Es gibt nur eine Konsequenz:
Der machtpolitische Eingriff der SPD in diese Studie muss dazu führen, dass diese Studie aus der Parteikasse der SPD zu bezahlen ist.
Und es muss eine neue Studie her, die nicht von einem Institut „fertiggestellt“ wird, das zu drei Vierteln vom auftraggebenden Frauenministerium bezahlt wird.
Marcus Weinberg, CDU, Sprecher des Familienausschusses im Bundestag, schrieb dazu kurz vor der Wahl auf eine Frage eines Vaters am 16.09.2021 auf abgeordnetenwatch:
„Wie der Umgang gestaltet werden kann, damit er dem Kindeswohl am besten entspricht, ist für uns somit eine Frage mit höchster gesellschaftlicher und politischer Relevanz. Mit der Studie „Kindeswohl und Umgangsrecht“ die im Jahr 2015 vom Bundesfamilienministerium gestartet wurde, haben wir uns diesbezüglich wertvolle Erkenntnisse erhofft. Darüber, dass die Arbeit an der Studie ausgesetzt wurde und darum bis heute keine veröffentlichungsfähigen Ergebnisse vorliegen, sind wir sehr enttäuscht. Die Art und Weise wie die Studie umgesetzt wurde, lässt Zweifel daran aufkommen, dass das Familienministerium an einer zügigen Umsetzung des Projekts interessiert war. Hier hat man – so der Eindruck – die von uns angeregte Studie nie so richtig gewollt. Das Ministerium hat zur Überraschung vieler ohne Absprache das Studiendesign geändert und nur noch Kinder befragt, deren Eltern beide zugestimmt hatten. Ausgerechnet die Kinder aus stark zerstrittenen Familien konnten dadurch nicht erfasst werden. Der Streit zwischen teilweise schon dogmatisch vertretenen Positionen im Familienrecht über das „richtige“ Betreuungsmodell schwebte von Anfang an auch über dieser Studie. Wir brauchen aber keine ideologischen Konflikte, sondern Lösungen im Sinne der Kinder. Dass die Arbeiten an der Studie nun ausgesetzt wurden, ist mehr als ärgerlich. Nach meinem Dafürhalten ist ein vernünftiger Neuanfang in der nächsten Legislaturperiode unter Bezugnahme auf die vorliegenden Daten mit einer klaren Erwartungshaltung sinnvoll.“
Die umfassendste Chronologie zu allen Abläufen um diese sogenannte „wissenschaftliche Studie“, die zum parteipolitischen Desaster verkommen ist, ist auf der Seite von doppelresidenz.org nachzulesen.