Die seit inzwischen über ein Jahrzehnt andauernde Diskussion im VAfK um den Vereinsnamen habe ich anfangs mit Herzblut mitgetragen, um schließlich davon so satt zu sein, dass ich mich weiterhin rausgehalten habe. Die Demokratie wird das richten und ich werde das Ergebnis genauso akzeptieren, wie es kommen wird.
Die Änderungswünsche rühren daher, dass es schon immer auch ausgegrenzte Mütter gegeben hat und dass dieser Anteil seit Jahren ansteigt. Dieses Phänomen habe ich in vielen Artikeln kommentiert und begleitet und es ist auch Teil fast aller meiner neuen Kommentare.
Dahinter steht aber ein grundsätzliches Problem, das vom Gesamtverein immer noch nicht richtig erkannt wurde:
Das Bemühen, im allen seit Jahrzehnten gewaltsam übergestülpten RESIDENZMODELL dem Kind einen Elternteil weitgehend zu nehmen und diesem Elternteil das Kind zu entziehen, rührt ursprünglich daher, in einem urfeministischen Bestreben die Mutter als „Besitzerin“ des Kindes aus dem staatlich geschürten Elternstreit hervorgehen zu lassen. Die Fallen für Väter wurden dabei zunehmend so scharf eingestellt, dass inzwischen auch vermehrt Mütter in dieselben Fallen geraten.
„Bindungsintoleranz“ ist kein Begriff, den die Väterrechtler gegen die Mütter munitioniert haben, wie das in vielen Medienbeiträgen kolportiert wird, sondern er wurde ursprünglich benutzt, um noch mehr Väter noch weiter ausgrenzen zu können. Die Ausgrenzung von Vätern interessierte gesellschaftlich und politisch aber niemand. Die Ausgrenzung von Müttern dagegen schon.
Und dabei denkt niemand weit genug:
Bindungstoleranz ist passiv – ich verhindere nichts, ich lasse es zu.
1684 BGB fordert im Kern aber Bindungsfürsorge. Das ist eine aktive Leistung. Jedes Elternteil ist mitverantwortlich für die Qualität der Beziehung des Kindes zum anderen Elternteil.
Und weil die harmlose Variante inzwischen auch auf Mütter angewendet wird, haben wir die Situation, dass Mütter sich heftig wegen dem beschweren, was sie Vätern schon seit Jahrzehnten zumuten.
Meine Formel heißt: Intelligenz oder Leidensdruck.
Wer nicht intelligent genug ist, die Ursache des Problems erkennen zu wollen, der muss eben über Leidensdruck selbst erfahren, was Sache ist.
Wer im Grundansatz von Lösungsmodellen zunächst einen Sieger und einen Verlierer installiert, muss sich nicht wundern, wenn diese hoch defizitäre Lösung das Kind traumatisiert, einen Elternteil traumatisiert und in Folge eine ganze Serie von Folgeproblematiken schafft.
Eben diese Situation hat den VAfK zu Spezialisten in der Beratung der verlierenden Elternteile im Residenzmodell gemacht – und es ist dabei völlig egal, welcher Teil von beiden das ist.
Darauf müsste ein neuer Name eingehen.
Da aber nicht auf das Problem, sondern auf die Personen gesehen wird (Systemopfer), werden zunächst diese im Namen genannt.
Richtig wäre, im Grundansatz für eine Lösungsfindung das Bemühen zu etablieren, allen Kindern nach einer Trennung der Eltern möglichst beide Eltern als gleichwertige Erziehungspartner zu erhalten.
Dann sind wir beim WECHSELMODELL, bzw. bei der Doppelresidenzlösung.
Das war aber schon 2012 im VAfK ein Problem, diese logische Folge erkennen zu können.
Egal, was sich als Lösung aus der Urabstimmung ergeben wird, ich werde eh mein Ding weiter verfolgen.
Ein Mitglied unseres KV hat Folgendes dazu verfasst:
Hallo an alle.
Dies ist ein „offener Brief an alle Mitglieder innerhalb des VAfK“, darf also innerhalb des VAfK frei verbreitet werden.
1. Zweck des Vereins
Der Väteraufbruch für Kinder e.V. fördert Emanzipation der Väter in Bezug auf die Erziehung der Kinder.
Dies beinhaltet das Recht des Kindes auf beide Eltern und die Aufwertung der Rolle des Vaters im Leben der Kinder.
2.) Der Väteraufbruch für Kinder e.V. fördert die Bildung zur Wahrnehmung gemeinsamer elterlicher Verantwortung zum Wohle des Kindes, insbesondere aus der Sicht von Vätern.
Quelle: https://vaeteraufbruch.de/satzung
Bezüglich der Urabstimmung, dem aktuell vom VAfK fast zwanghaft erscheinenden Verhalten auf „Neutralität“, sollte der eigentliche Hintergrund vieler Mitgliedschaften eben nicht aus dem Auge verloren werden.
…eben ein Sprachrohr darzustellen, ein gefühltes und erlebtes Verständnis der Interessen, der Probleme des Vaters zu erleben,
…Unterstützung und Beratung des hilfesuchenden biologischen Vaters zu erleben, ihm Hilfe anzubieten.
Genau deshalb, wegen dieser ursprünglich medialen Selbstdarstellung vom VafK, wurde ich selbst Mitglied.
Ich unterstelle unwissentlich, dass das unzählige andere Mitglieder genauso sehen.
Eine Änderung des Vereinsnamens (neutrale Handhabung Mütter / Väter) würde meines Erachtens in eine völlig andere Richtung laufen und zum Verlust vieler Mitglieder führen,
eben weil Mitgliedschaften ggf. unter genau diesem Fokus (Beratung der Väter) abgeschlossen wurden,
endlich „betroffene Väter“ finden zu wollen, und auch genau in dieser Richtung beraten zu werden.
Es gibt genug „Vertreter der Mütter“.
Warum sollten „wir VAfK“ uns dafür verstecken, eben eine Anlaufstelle der Väter zu sein, und deren Interessen zu vertreten?
Kai
(Mitglied im VAfK Kreisverein KA; meine 50ct, völlig unabhängig von Kreisvereinen etc.)
Wenn ich diese Äußerung hier einstelle, bedeutet das nicht, dass ich ebenso denke.
Kai kurbelt nur mit an der Bedeutung von Viktimisierung zwischen den Geschlechtern.
Ich meine eher, dass weder Mütter noch Väter im Titel vorkommen sollten, sondern eher das Problem.
Dann wäre z.B. „Allen Kindern beide Eltern!“ eine gute Lösung – oder ein kürzerer Begriff, der diese Lösung meint.
Damit könnten wir dem Gerangel zwischen den beiden Polen Väter und Mutter um gesellschaftliche Bedeutung ausweichen.
Meine CHRONOLOGIE zur Diskussion um eine Namensänderung ist 65 Seiten lang und startet im Jahr 2011.
„ELTERNAUFBRUCH FÜR KINDER“
Eine Initiative zum 25-jährigen Bestehen es „Väteraufbruch“
Von Franzjörg Krieg
September 2011
Zur Historie und zum Selbstverständnis des Namens „Väteraufbruch für Kinder“
Als sich 1988 die Bewegung formierte, die zur Gründung des „Väteraufbruch für Kinder“ führen sollte, gab es gesellschaftspolitische Konstellationen, die Jahrzehnte lang unsere Gesellschaft bestimmten und sich erst in jüngster Zeit wachsend verändern.
„Väter“
Nachdem sich in den 60er und 70er Jahren die Frauenbewegung als progressiver Mainstream und als bottom-up gerichtete emanzipatorische Veränderung entwickelte, festigte sich diese demokratische gesellschaftliche Entwicklung auf breitem politischem Konsens flächendeckend und auf allen Ebenen der Gesellschaft politisch und organisatorisch.
In der weiteren Entwicklung wurden ideologische Positionen als politisches Konzept übernommen und überlagern zunehmend die tatsächlichen Bedürfnisse einer realen gesellschaftlichen Situation.
Die Männer wirkten bei der Befreiung der Frauen von überkommenden Fesseln unterstützend mit und haben die versteckt wirkenden Abläufe dabei nicht erkannt und verschlafen.
Es wurde Zeit, dass die Männer sich selbst zum Ziel einer dringend nötigen emanzipatorischen Bemühung machen.
Väter waren dabei die Ersten, die durch den Leidensdruck einer den realen Abläufen nicht mehr gerecht werdenden Funktionalität politisch gesteuerter Intervention dazu gezwungen wurden, die Notwendigkeit von weiteren Veränderungen erkennen zu müssen. Sie waren also diejenigen, die damit zu Vorreitern einer emanzipatorischen Entwicklung der Männer wurden.
„Aufbruch“
Es genügte nicht mehr, zu verharren. Es musste gehandelt werden, um eine Bewegung in Gang zu setzen. Dazu bedurfte es der Erkenntnis, dass ein Aufbrechen aus alten Strukturen unumgänglich ist.
„für“
Der „Väteraufbruch“ definiert sich nicht GEGEN etwas, sondern eindeutig FÜR etwas.
Unser Selbstverständnis gründet sich nicht auf eine Abgrenzung, sondern auf das Engagement für eine erstrebenswerte Weiterentwicklung der Gesellschaft.
Der entscheidende Unterschied zur Emanzipationsbewegung der Frau besteht eben darin, dass Väter das andere Geschlecht nicht ausgrenzen und sich gegen dieses definieren, sondern dass wir der Ausgrenzung die Kooperation entgegen halten.
„Kinder“
Wir sind nicht ein „Väteraufbruch für Väter“, sondern engagieren uns kompromisslos für Kinder.
Mit dem Wahlspruch „Allen Kindern beide Eltern“ ist das Ziel klar vorgegeben. Wir sind damit die einzige Aktionsgemeinschaft, die dieses Ziel auch uneingeschränkt zur Aufgabe aller Bemühungen macht.
Während Geschlechter-Apartheid immer noch gesellschaftspolitische Maxime darstellt und Protagonistinnen für diese Ausgrenzungspolitik mit dem Bundesverdienstkreuz dekoriert werden, beziehen wir Mütter als wichtige Bezugspersonen unserer Kinder in unsere Bemühungen ein. Im Bewusstsein, dass keine Mutter einen Vater ersetzen kann und umgekehrt, und in der Überzeugung, dass beide biologischen Elternteile für jedes Kind wichtige identitätsstiftende Begleiter sind, handeln wir als Elternteile für unsere Kinder.
„Väteraufbruch“ als Eingangshürde in der Beratung?
Vielfach wird befürchtet und als Argument angeführt, dass „Väter“-Aufbruch eine Eingangshürde für Frauen in der Beratung darstellen würde.
Die Erfahrungen in der Beratung beim VAfK Karlsruhe zeigt, dass der Frauenanteil in der Erstberatung sich von unter 5% im Jahr 2005 auf 20% seit dem Jahr 2010 steigerte.
Wenn man bedenkt, dass der Anteil wirklich selbst betroffener Mütter maximal 1% beträgt, kann man nicht mit gutem Grund von einer wirksamen Eingangshürde sprechen.
Es zeigt sich, dass die Zielvorgabe „Allen Kindern beide Eltern“ verstanden wird und die Vorsilbe „Väter“ in der Praxis deutlich überlagert.
Wir haben in Deutschland immer noch das Diktat des Residenzmodells. Die gesamte Interventionsszene dient dem Kinderbesitz und damit der Gewinnerseite im Residenzmodell. Wir im VAfK sind als einzige Organisation für die Verlierer im Residenzmodell zuständig.
Damit haben wir uns Kompetenzen erworben, die sonst niemand vorweisen kann.
Das wird auch Müttern bewusst, die in unsere Lage kommen und zu Verlierern im Residenzmodell werden.
Ich denke nicht, dass wir uns der historisch gewachsenen Ausgrenzung von Männern in der Frauenbewegung andienen müssen und deshalb meinen, dass wir den für 99% unserer Zielgruppe korrekten Namen für das eine Prozent Mütter ändern und damit unsere hauptsächlichen Ziele verwässern müssen.
„Elternaufbruch“ als proaktives Signal
Es muss trotzdem ernsthaft darüber nachgedacht werden, ob eine Umbenennung von „Väteraufbruch“ in „Elternaufbruch“ nicht in Erwägung gezogen werden sollte.
Dies aus folgenden Gründen:
- „Elternaufbruch“ kommt unserem Selbstverständnis von der Bedeutung konsensual gelebter gemeinsamer elterlicher Verantwortung entgegen
- „Väteraufbruch“ fokusiert in der Auseinandersetzung immer wieder auf die geschlechtsbezogene Relevanz der Bedeutung von Abläufen, die zwar in der Realität immer noch Politik und familiale Prävention bestimmt, in unserer Zielprojektion aber einer auf das Kind orientierten Kooperation weichen sollte.
Damit ist „Elternaufbruch“ trotz aller Bedeutung von realen Frauenförder-Abläufen und einer notorischen Väterausgrenzung eine zukunftsorientierte programmatische Vision. Wir verstärken damit die Bedeutung des „für“ im Namen, indem wir nicht auf der Kritik an den vielfach noch herrschenden Verhältnissen verharren, sondern eine positive Zielvorgabe zur Richtschnur unseres Handelns machen.
Überlegungen zur Umsetzung
Die Umbenennung einer 25 Jahre alten Organisation ist eine spektakuläre Aktion, deren Aufmerksamkeit erregendes Signal man werbetechnisch nutzen kann.
VÄTERAUFBRUCH = ELTERNAUFBRUCH muss als Slogan die Umbenennung für einige Jahre begleiten und transportiert seinerseits ein originäres Signal.
Bedenken
Die neutrale Formulierung „Elternaufbruch“ ignoriert die leider immer noch vorherrschende Diskriminierung durch Mütterzentrierung und Väterverachtung in der Familienrechtspraxis. Dies missachtet das Schicksal einer Vielzahl von Mitgliedern, die diese Verachtung seit vielen Jahren schmerzlich erfahren.
September 2011