Ein Vater mit Migrationshintergrund musste erleben, wie er hier in Deutschland behandelt wurde.
Eines Tages übermittelte er mir folgende Geschichte, mit der er seine Erfahrungen zusammenfasste.
Johann hatte Prinzipien. Er wollte etwas im Leben richtig machen – nicht nur das Leben überleben, und dann im Rückblick bilanzieren, wie viele Tonnen Lebensmittel er gegessen hatte und wie viele Kubikmeter Luft er veratmete.
Als sein Sohn geboren wurde, glaubte er, dass dies eine Gelegenheit sei, diesem Kind ein glückliches und erfülltes Leben zu ermöglichen, frei von den Fehlern und Schwierigkeiten, die Johann in seinem eigenen Leben erlebte.
Dieser Gedanke beschäftigte Johann seit der Geburt seines Sohnes und so versuchte er, die Aufgabe mit ganzem Herzen zu erfüllen. Er liebte seinen Sohn und tat alles für ihn, was er konnte. Zeichen, wie zum Beispiel, als ihm auf der Frühgeburtsstation gesagt wurde, er solle auch die Mutter das Kind wickeln lassen, empfand er voller Stolz als Bestätigung seines Engagements. Erst langsam wurde ihm klar, dass die Mutter des Jungen nicht so sehr an dem Kind interessiert war wie er. Anstelle mit ihrem Sohn verbrachte die Mutter ihre Zeit mit Kiffen und Feiern, wie eine gewöhnliche Uni-Studentin. Dies trieb langsam einen Keil zwischen die beiden. Zwei Jahre nach der Geburt des Sohnes kam es immer öfter zu Streitereien und schließlich zur Trennung.
Allerdings blickte Johann optimistisch in die Zukunft: Er konnte an sechs Tagen in der Woche Zeit mit seinem Sohn verbringen und er fand, dass er und sein Sohn ein cooles Team mit Durchhaltevermögen seien.
Er schloss die Hoffnung auch nicht aus, dass sie auf längere Sicht noch eine normale Familie sein könnten. Er vergab einen Fehltritt der Mutter und die darauffolgende Abtreibung, gab der Versöhnung eine Chance und ließ die von ihm eingereichte Scheidungsklage fallen. Nur, um ein Jahr später erneut in ihrem „gemeinsamen“ Leben Vorwürfe und Auseinandersetzungen zu erfahren.
Als seine Noch-Ehefrau ihm ins Gesicht sagte: „Ich kann dein Leben ruinieren“, hielt er dies aber für unmöglich: Johann meinte, es genüge, immer ein guter Vater zu sein und das Beste für sein Kind zu tun, dann wird schon alles gut.
Stattdessen befand er sich bald in einer Situation, die er sich in seinem Leben nicht hätte vorstellen können: Nachdem er in einem Streit versucht hatte, sein Kind vor seiner eigenen Mutter zu retten, sah er sich bald mit einer Polizeianzeige konfrontiert, der zufolge er häusliche Gewalt begangen hätte. Johann wird diesen Tag nie vergessen. Er wusste, dass er als Mann im Land-der-Gerechtigkeit anfällig für solche Anschuldigungen war, und er wusste, dass es schwieriger sein würde, sich vor der nächsten falschen Anschuldigung zu verteidigen, wenn er zu Hause bliebe – also ließ er sein bisheriges Leben hinter sich, zog mit seinem Sohn aus und begann; das plötzlich zerstörte Leben möglichst wieder zusammenzusetzen. Trotz der Schwierigkeiten war es eine der schönsten Zeiten seines Lebens – Vater und Sohn, ein lebenslustiges Team. Und Johanns Ex-Frau hatte endlich Freiraum für alles, was sie wollte. Sie musste nur jedes zweite Wochenende ihrem Sohn widmen, was sie mehr oder weniger einhielt.
Die Geschichte könnte hier enden, der Junge wächst unter der fürsorglichen Anleitung seines Vaters auf und sie leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
Dies ist jedoch nicht Hollywood. Dies ist das Land-der-Gerechtigkeit mit einer gerechtsländischen Familienrechtspraxis.
Nach etwa einem Jahr Frieden beantragte Johanns Ex-Frau das Aufenthaltsbestimmungsrecht für das Kind. Johanns Anwalt sagte, dass er als Vater keine Chance habe, mit dem aktuellen Modell weiterzumachen und dass ihm nur noch die Einrichtung eines Wechselmodells als Option bleiben würde. Obwohl Johann seine Zweifel hatte, war er grundsätzlich der Meinung, dass es gut für seinen Sohn wäre, mehr Zeit mit seiner Mutter zu verbringen. So wurde Johanns Sohn fortan im Wechselmodell betreut. Er musste sich erklären lassen, dass es das Wechselmodell im Land-der-Gerechtigkeit nicht gibt, dass es aber immer dann hervorgeholt wird, wenn eine defizitäre Mutter am Leben des Kindes beteiligt werden soll.
Auch hier besteht die Möglichkeit für ein Happy End. Mit der Zeit vertiefte sich die Mutter in die Kindererziehung, und Johann gab es schließlich auf, sich über jedes Detail zu streiten, etwa darüber, ob sein Sohn sich gesund ernährte oder genug Schlaf bekam, wenn er bei seiner Mutter war. Nur in Extremfällen kam es zu Diskussionen, etwa, wenn die Mutter darauf bestand, dass ihr Sohn unnötig mehr als tausend Kilometer gereist sei, oder wenn sie ihren Sohn trotz eines negativen Virustests während einer Epidemie nicht aufnehmen wollte. Johann dachte aber, er sei mit dem Wechselmodell auf der roten Linie dessen, was er für seinen Sohn akzeptieren könnte, aber er akzeptierte das Modell „Eine Woche Erziehung – eine Woche Schaukeln und Rollen“, vor allem angesichts der Tatsache, dass endlich Frieden herrschte, was für alle gut war. So dachte er.
Vier Jahre nach der Einrichtung des Mutterschutz-Modells kam wie aus heiterem Himmel ein Brief des Anwalts der Mutter mit ein paar lächerlichen Begründungen, warum das Wechselmodell gegen das Wohl des Jungen sei und aufgelöst werden sollte – zum Beispiel, weil die Übergabe alle zwei Wochen zu viel „Umziehen“ sei. Der Tag, an dem Johann seinen Sohn nach der Schule von der Schule abholen sollte, aber stattdessen zusah, wie seine Mutter ihn am Handgelenk wegzog, war ein Anblick, den Johann nie vergessen wird. Das kann nicht so sein, dachte Johann und vertraute auf das Gericht, das endlich Gerechtigkeit im Land-der-Gerechtigkeit walten lassen würde. Johann dachte, dass alles, was passierte, nur ein schlechter Scherz war.
Er glaubte, dass die allgemeinen Werte darin bestehen, dass ein Kind erzogen werden sollte, und dass Erziehung das Gegenteil davon sei, das Kind vor dem Fernseher Junkfood essen zu lassen. Er glaubte, dass es sich dabei um allgemeine Werte handele, dass Kindern Werte vermittelt werden sollten, damit sie ein erfülltes, glückliches und unabhängiges Leben führen könnten. Er dachte, jeder würde es so sehen. Er dachte, wenn er seine Beziehung zu seinem Sohn nach diesen Grundsätzen gestalten würde, würde niemand sagen, dass man ihn ihm wegnehmen sollte.
Als er sich dann auf das familiengerichtliche Verfahren vorbereitete, wurde ihm klar, dass das Wechselmodell im Land-der-Gerechtigkeit kein anerkanntes Konzept ist und dass das Gericht in Sorgerechts- und Umgangsfragen zugunsten einer Seite entscheidet, d.h., einen Gewinner und einen Verlierer kürt. Und, dass in fast 90 Prozent der Fälle die Gerichte zugunsten der Mutter entscheiden. Um das Wechselmodell zu beenden, reicht es im Land-der-Gerechtigkeit aus, wenn eine Konfliktsituation zwischen den Eltern angenommen wird – und dass es ausreicht, wenn eine Seite für den Konflikt verantwortlich ist und deshalb aus verfahrenstaktischen Gründen einseitig die Kommunikation verweigert, was im Land-der-Gerechtigkeit aber nicht als einseitige Kommunikationsunwilligkeit, sondern als beiderseitiges Kommunikationsunvermögen dargestellt wird.
Monatelang sah Johann seinen Sohn kaum, er wartete und wartete, denn während dieser Zeit lief der Missbrauch des Rechtssystems auf Hochtouren, nur, um den Termin der Verhandlung zu verschieben. In den kurzen Zeiten, in denen er seinen Sohn sah, blieb ihm nur die Wahl, ihn zu erziehen – oder aber ihn zu sich zu locken. Johann verstand, dass es nicht möglich ist, ihn zu erziehen, ohne Zeit miteinander zu verbringen, und dass es gegen die Prinzipien verstößt, die er bisher befolgt hat, wenn er versucht, seinen Sohn zu sich zu locken. Er verstand, dass im Land-der-Gerechtigkeit ein geschiedener Elternteil sein Kind nicht ohne ein ständiges Gefühl der Bedrohung großziehen kann: Der Elternteil, der das Kind besser zu sich locken kann und die Interessen des Kindes weniger berücksichtigt, nimmt alles – insbesondere das damit unmittelbar verbundene Geld. Ein Achtjähriger ist dabei kein Problem mehr, wenn er nur in der Ecke sitzt, bis der Akku des Handys leer ist.
Johann erinnerte sich an die Worte seiner Ex-Frau vor sechs Jahren: „Ich werde dich ruinieren.“ – und verstand, dass der Traum von einer Familie vorbei war. Dass er seinen Sohn und den Erwachsenen, der er werden wird, nicht retten kann. Was könnte er nun tun? Das deutsche Familiengericht, das Jugendamt, der Verfahrensbeistand „saßen” ständig im Kinderzimmer. Gott bewahre, dass Johann versucht, seinem Sohn einen Salat zu geben – dies bietet nur eine weitere Angriffsfläche. Von nun an konnte er seinen Sohn also nicht mehr nach bestem Wissen und Gewissen erziehen, sondern nur noch so, dass er ihn nicht wegen der gerechtigkeitsländischen Familienrechtspraxis verliert.
Das war nicht, was Johann sich und seinem Sohn bei seiner Geburt versprochen hatte. Er verstand auch, dass es keinen Ausweg gab: sogar dann, wenn das Kind sich plötzlich in einem anderen Land befinden würde, würde das auch sein Leben ruinieren. Diese Erkenntnis erschütterte Johann völlig.
Vom Gericht wurde das Kind erwartungsgemäß und prozessüblich der Mutter zugesprochen. Johann könnte das Kind einmal in der Woche für kurze Zeit sehen – offensichtlich dachten alle, dass die sich daraus ergebende Verdoppelung des „Umziehens“ sicherlich dem Wohl des Kindes jetzt besser dient. Bis heute hat Johann nicht verstanden, warum es im Land-der-Gerechtigkeit verboten ist, ein Kind mit dem Ziel zu erziehen, dass etwas aus ihm wird. Er versteht immer noch nicht, warum das Gericht und das Rechtssystem defizitäre Mütter ermutigen, ihren Kindern deren Väter zu entziehen, um diese finanziell auszubeuten.
Johann brauchte Monate, um tief in seinem Inneren zu begreifen, dass sein Sohn ohne seine Hilfe, Anpassung und Unterstützung aufwachsen würde. Dass sein Sohn in der winzigen Zeit, die er mit ihm verbringt, mit der Zeit immer weniger zu ihm wird – er wird ein Fremder werden. Und umgekehrt ist es auch so mit seinem Sohn. Johann hat verstanden, dass der jeweils aktuelle Partner seiner Mutter eher der erziehende „Vater” seines Sohnes sein wird, als er selbst. Ja, die paar gemeinsamen Stunden könnten Spaß machen. Aber echte Erziehung braucht Zeit. Nur, Johann kann seinem Sohn in dieser kurzen Zeit, die ihm nun gegeben ist, nichts Bedeutungsvolles geben. So, dass er ihn als seinen Sohn betrachten könnte. Johann verstand, dass er nicht da sein wird, wenn die wichtigen Dinge im Leben seines Sohnes passierten. Bei der ersten Liebe. Bei großen Erfolgen und bei großen Misserfolgen, wenn er Unterstützung brauchte. Und diese Gemeinschaft zwischen Vater und Sohn verschwindet dann nicht in kurzer Zeit. Nein, das muss schmerzhaft und über Jahre hinweg verschwinden. Johann verstand, dass „Alles wird gut“, wie es ihm gesagt wurde, in einem Paralleluniversum stattfindet, in dem sein Sohn wie ein Papierschiff fertiggestellt und auf die Reise geschickt wird. Stattdessen kann er jetzt aus der Ferne beobachten, wie das unfertige Papierschiff immer weiter über die Wellen taumelt – vielleicht wäre es besser, nicht zu sehen, ob es sinkt. Johann weiß: Er braucht Zeit mit seinem Sohn. Aber die Zeit wurde weggenommen.
Die Frage könnte sein – warum? Johann versteht immer noch nicht, welche Sünde er an seinem Sohn begangen hat, dass dies geschehen musste. Johann hat seitdem die Geschichten einiger anderer Väter gehört. Diejenigen, die jahrelang für ihr Kind gekämpft haben, damit ein internationales Gericht endlich recht sprechen würde – nur, dass ihr „Kind“ inzwischen erwachsen geworden ist. Und die Väter nichts, nur ihre „Wahrheit“ zurückbekommen haben. Ihr Kind ist ein Fremder und sie sind nur die Erzeuger. Insoweit könnten sie jeden anderen für ihr Kind wählen. Und dann, Johann entnahm auch noch vom Verfahrensbeistand, dass er selbst im Falle einer Berufung seinen Sohn auch nach Jahren des Rechtsstreits nicht zurückbekommen würde, weil das Gericht inzwischen die neue Situation als eingetreten bezeichnen und bestätigen würde.
So blieb Johann dort zusammen mit seinem Schmerz und Leid, bis er es endlich verstand – um weiterleben zu können, musste er seinen Sohn von Herzen loslassen. Dies wird Monate, Jahre dauern. Und niemand wird das verbleibende Loch schließen können.
Johanns Vertrauen in die Rechtsordnung im Land-der-Gerechtigkeit wurde schwer erschüttert. Er weiß nicht, was ihn in der Zukunft erwartet, nur, dass er nicht das „Leben“ führen möchte, das ihm zugemessen wurde. Nach so vielen gemeinsamen Jahren mit seinem Sohn findet Johann sein eigenes Leben nicht mehr. Außerdem ist er alt und kraftlos. Und wann immer er vor Gericht geht, erfährt er immer wieder, dass er als Vater keine Rechte hat.
Johann hat also schon eine Weile gewartet. Er wartete darauf, dass an der Tür geklopft wird, um das zu holen, wofür das alles passierte: das Geld. Wie durch ein Wunder geschah dies jetzt. Johann weiß nicht, wie die Geschichte weitergeht. Geld bedeutet ihm nicht mehr viel, denn, warum horten wir unser Leben lang Geld füreinander? Wem würden wir es geben, wenn das Leben vorbei ist? Oder wem würden wir es sogar jetzt geben? Für hungernde afrikanische Kinder? Es wäre an einem guten Ort. Oder geben wir es jemandem, von dem wir immer noch denken, dass es unser Kind ist? Allerdings kann einem minderjährigen Kind auf einem geschlossenen Konto kein Geld ausgezahlt werden, insbesondere, wenn sein Erziehungsberechtigter dem ausdrücklich widerspricht. Oder sollte es als Belohnung für die überdurchschnittlich gut verdienende Mutter des Kindes ausbezahlt werden, die in der Hoffnung auf dieses Geld die Familie des Kindes zerstört hat? Das hört sich moralisch nicht sehr vernünftig an, und seien wir ehrlich: Das Geld wird nicht für das Kind ausgegeben.
Welchen Wert hat es, dass Johann Geld hat, wenn dann die Ex-Frau, in der Hoffnung, es ihm wegnehmen zu können, seinen Sohn unter tatkräftiger Mitwirkung des gerechtigkeitsländischen Rechtssystems von ihm wegnahm?
Es ist eine regelmäßige Erkenntnis, an die ich fast täglich erinnert werde:
Väter haben sich nie darum gekümmert, in welche Umgebung sie ein Kind hinein zeugen.
Wenn das Kind da ist, werden sie von der Wucht der Abläufe getroffen und können es nicht fassen.
Immer wieder muss ich sie daran erinnern, dass die klare Entscheidung, in diesem Land-der-Gerechtigkeit KEIN Kind zu zeugen, vorher hätte fallen müssen und nicht dann, wenn es schon zu spät ist.
Ich reagierte mit folgender Geschichte:
Hallo Tom,
da Du mit einer Geschichte arbeitest, werde ich mit einer Geschichte reagieren:
Ein Freund war beim Discounter einkaufen.
Als er an der Kasse den Preis genannt bekam und er gefragt wurde, ob er mit Karte oder bar bezahlen wolle, verwickelte der die Verkäuferin in ein Gespräch darüber, wie das Handeln in einem orientalischen Basar funktioniert. Die Verkäuferin erklärte ihm aber, dass sie das nicht interessieren dürfe, weil die Schlange der Wartenden an der Kasse immer länger wird. Mein Freund bestand aber auf seiner Erklärung zum Handeln im Basar.
Das Ganze endete damit, dass sein Einkauf von der Verkäuferin zurückbehalten wurde und er vom Geschäftsführer Hausverbot erhielt.
Jetzt ist er sich sicher, dass deutsche Discounter diskriminieren.
Mit herzlichem Gruß
Franzjörg