Kinostart: am 11.06.2009 (Preview am 06.06. in Berlin und am 10.06. in Karlsruhe)
BRD 2008, 35mm, Cinemascope, Farbe und s/w, 86 Minuten
Synopsis
Mit DER ENTSORGTE VATER widmet sich Douglas Wolfsperger einem gesellschaftlichen Phänomen, das in der öffentlichen Wahrnehmung kaum vorkommt: Männer, die nach einer Trennung von ihren Frauen nicht nur als Partner, sondern auch – zusammen mit ihrer ganzen Familie – als Vater „entsorgt“ werden und die – oft vergeblich – um die Beziehung zu ihren Kindern kämpfen.
Vier Väter schildern in berührenden Interviews ihr Leid und ihre Bemühungen.
Eine Mutter begründet die Umgangsverweigerung aus ihrer Sicht.
Inhalt
Vater sein und doch nicht fürs eigene Kind sorgen dürfen: Der Regisseur und Produzent Douglas Wolfsperger durchlebt dies seit vielen Jahren. Der Kontakt zur eigenen Tochter wird ihm verwehrt. Anstatt sich rechtzeitig um eine Einigung zwischen den Parteien zum Wohle des Kindes zu bemühen, ordnet das Gericht schlussendlich an, dass sich der Vater von der Tochter verabschieden solle. Und zwar endgültig. Er macht sich auf die letzte Reise zu seiner Tochter.
Der Regisseur trifft auf dieser Reise vier Väter, die sein Schicksal teilen: Sie können ihre eigenen Kinder nicht sehen, weil die ehemaligen Lebensgefährtinnen den Umgang von Vater und Kind über Jahre hinweg unterbinden. Wütend, enttäuscht, traurig, manchmal auch naiv erzählen sie von den Konsequenzen gescheiterter Beziehungen. Als Gegenpol begründet eine Mutter, warum sie den Kontakt ihres Kindes zum Vater ablehnt.
Auf kurzweilige und unterhaltsame Weise entsteht „nebenbei“ auch ein Stimmungsbild von deutschen Befindlichkeiten und vom Zustand unserer Gesellschaft.
Hintergründe
Eltern-Kind-Entfremdung
Die Trennung der Eltern wird von fast allen Kindern als bedrohlich und sehr belastend empfunden. Jährlich sind in Deutschland rund 150.000 Kinder allein von der Scheidung ihrer Eltern betroffen. Hilflos treiben die Kinder im Zentrum der Auseinandersetzungen. Sie müssen ohnmächtig erleben, wie ihre Eltern sich mit Demütigungen, Wut, Hass und Rache bekriegen und verfolgen.
In vielen Trennungsfamilien beginnen die Eltern einen erbarmungslosen Kampf um die Kinder mit dem Ziel, das Ansehen und Vertrauen des Kindes gegenüber dem anderen Elternteil zu zerstören und somit eine Entfremdung zu bewirken. Die Kinder werden dabei oft sehr subtil manipuliert und geraten dabei in einen schweren Loyalitätskonflikt.
Neuere Forschungen bezeichnen die Folgen des Entfremdungsprozesses bei Kindern als PAS „Parental Alienation-Syndrom“ (Eltern-Kind-Entfremdung).
Der betreuende Elternteil vereinnahmt das Kind u.a. mit dem Ziel für sich, die Liebe des Kindes zum anderen Elternteil zu zerstören. Diese negative Einflussnahme wird oft auch auf andere Familienangehörige (z.B. Oma/Opa) übertragen. Oder das gemeinsame Kind soll vor dem als bedrohlich empfundenen ehemaligen Partner beschützt werden. Dabei wird dann gänzlich übersehen, dass das Kind eine völlig eigenständige Beziehung zu ihm hat.
Die Folgen der Entfremdung bei Kindern und Elternteil
Wenn ein Kind von einem Elternteil dadurch emotional missbraucht wird, dass er seine uneingeschränkte Einfluss- und Verfügungsmacht – bewusst oder unbewusst – zur Entfremdung des anderen Elternteils einsetzt, wird die Bildung der eigenen Persönlichkeit in der Kind-Eltern-Triade gestört, kann kein gesunder Ablösungsprozess vom entfremdeten Elternteil erfolgen und als Erwachsener ist oft der Umgang mit dem Geschlecht des verlorenen Elternteils erschwert.
In der Regel sind die Kinder, wie auch die betroffenen Elternteile, durch das Erlebte traumatisiert. Das hat akute wie auch langfristige Folgen.
Für das Kind bedeutet diese spannungsgeladene Situation unermesslichen Druck und tiefes Leid. U.a. aggressives oder Rückzugs-Verhalten, Schulprobleme oder körperliche Symptome können die Folgen sein.
Für den entfremdeten Elternteil bedeutet diese Situation, ohnmächtig und hilflos mit ansehen zu müssen, wie sein Kind unter der Zerrissenheit leidet, den Kontakt zunehmend vermeidet und schließlich ganz abbricht. Nicht selten auch mit schweren Auswirkungen auf sein tägliches Leben.
Viele deutsche Familiengerichte sind derzeit nicht bereit, Umgänge zwischen Vater und Kind schnell und konsequent durchzusetzen. Insbesondere bei langen Verfahrensdauern ist die Gefahr groß, dass das Kind seinem Vater entfremdet wird, bis es ihn schließlich gar nicht mehr sehen will. Mehrfach ist Deutschland vom Europäischen Gerichtshof wegen „Missachtung des Menschenrechts auf Familienleben“ verurteilt worden.
Credits
BRD 2008, 35mm, Cinemascope, Farbe und s/w, 86 Minuten
Buch & Regie: Douglas Wolfsperger
Protagonisten: Douglas Wolfsperger, Franzjörg Krieg, Harald Merker, Bernd Sosna, Ralf Bähringer, Birgit Laub
Regieassistenz: Franziska Schlotterer
Kamera: Tanja Trentmann bvk, Inigo Westmeier bvk
Ton: Kai Lüde
Musik: Konstantin Gropper
Schnitt: Bernd Euscher
Produktionsleitung: Adrienne Jungblut
Herstellungsleitung: Uli Adomat
Produktion: Douglas Wolfsperger Filmproduktion GmbH in Co-Produktion mit:
SWR ( Redaktion: Gudrun Hanke- El Ghomri) arte (Redaktion: Ulle Schröder)
Förderungen: Medienboard Berlin-Brandenburg, Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg, Deutscher Filmförderfonds, MEDIA
Drehorte: Karlsruhe, Berlin, Düsseldorf
Verleih: GMFilms /Wilder Süden Filmverleih
Vertrieb: Barnsteiner-Film, Berlin
Tel. 030-297729-29
barny(at)barnsteiner.de
Kontakt: info(at)douglas-wolfsperger.de
Zusammenarbeit auch mit dem Väteraufbruch für Kinder e.V.
Auswertung
„Der entsorgte Vater“ ist bisher der erste Kinofilm, der sich mutig diesem Thema so persönlich und allgemein zugleich widmet. Über 1 Mio. Trennungsväter gibt es in Deutschland, die nicht-ehelichen Väter noch nicht mitgerechnet. Mehr als 60% davon sehen ihre Kinder nach der Trennung nicht wieder. Aber der Film geht über die unmittelbar Betroffenen hinaus unsere gesamte moderne Gesellschaft an, in der Familie, Erziehung und Verantwortung so einen sehr hohen Stellenwert einnehmen.
„Familienland Deutschland“ wird das in der Politik bezeichnet.
Regisseur Wolfsperger regt mit seinem persönlichen Film eine öffentliche Diskussion im breiteren Rahmen an, will aufwühlen, verstören und konventionelle Muster in Frage stellen.
Der Film wird deshalb nicht nur vom Feuilleton der Filmkritik aufgenommen, sondern wird durch die persönliche Motivation und Beteiligung des Regisseurs auch in den unterschiedlichen Medien wirken etwa in Talkshows und Gesprächsrunden, Reportagen (Print, TV, Radio), Internetforen und Communities, öffentlichen Veranstaltungen zu Erziehungs- Familienfragen, u.a.
Mit dem Soundtrack zu „Der entsorgte Vater“ gibt Konstantin Gropper sein Debüt als Filmkomponist. Der 25-jährige Musiker landete Anfang des Jahres mit seinem Debüt-Album „Rest Now, Weary Head! Get Well Soon“ einen Chart-Erfolg.
Uraufführung bei den Internationalen Hofer Filmtagen
Do, 23.10.08 (City 20.30 Uhr)
Fr, 24.10.08 (City 13.15 Uhr)
So, 26.10.08 (Central 15.30 Uhr)
Anschließend bei den 30. Biberacher Filmfestspielen
Aufführungen:
Freitag, 31.10.08 (Venus 18.50 Uhr) – Diskussion mit dem Publikum
Samstag, 01.11.08 (Orion 15.30 Uhr)
Anschließend auf dem 22. Internationalen Filmfest Braunschweig
Aufführungen:
Mi, 05.11.08 (CinemaxX 4 19.30 Uhr)
Do, 06.11.08 (CinemaxX 4 15.00 Uhr)
So, 09.11.08 (CinemaxX 4 13.15 Uhr)
Previews
06.06.2009 Berlin
10.06.2009 Karlsruhe – Diskussion mit dem Publikum
Ab 11.06.2009 in den Kinos
DEV – Filmaufführungen mit anschließender Diskussion unter Beteiligung von Franzjörg Krieg (Auswahl)
12.09.2009 Ansbach
14.07.2010 Munderkingen
29.03.2011 Naxos Frankfurt
04.07.2011 PH Heidelberg
28.11.2012 KH Freiburg
18.05.2018 Linse Weingarten
DEV im Fernsehen
- arte 10.11.2010
- ARD 28.06.2011 22:45 Uhr
- Eins plus 25.12.2011 18:30 Uhr
- arte 14.06.2012 22:50 Uhr
- SWR3 30.07.2012 23:30 Uhr
- Phönix 22.09.2012 22:30 Uhr
- NDR 08.05.2013 00:00 Uhr